Ich lese

{Ich lese} Der dunkle Wächter von Carlos Ruiz Zafón

Klappentext: Nach düsteren Tagen wünscht sich Irene das Glück des Sommers. Als sie mit dem Jungen Ismael an der Blauen Bucht liegt, scheint alles perfekt. Doch der Spielzeugfabrikant, der Irenes Mutter auf seinen Landsitz Cravenmoore geholt hat, hegt ein finsteres Geheimnis. Alle Zimmer seines gewaltigen Hauses stehen voll selbstgebauter Automaten und raffiniertem Spielzeug, und einige Räume dürfen nie betreten werden. Im großen Wald rings um die Villa geht der Besitzer oft spazieren. Aber auch ein sonderbares Geschöpf treibt sich dort herum, das einem Albtraum zu entstammen scheint …

Bald jagen dunkle Schatten durchs Haus, und im Nebel drohen vom Leuchtturm die gefürchteten Septemberlichter. Cravenmoore entpuppt sich als Ort des Schreckens. Irene und Ismael kämpfen im größten Abenteuer ihres Lebens um ihre Liebe.

Erster Eindruck:

Immer wieder freue ich mich unheimlich, wenn ich einen Zafón auf meinem Lesestapel habe, denn seine Bücher sind einfach wunderbar. Das liegt nicht zuletzt an seinem Schreibstil, der auch in diesem Jugendbuch nichts von seiner Poesie verloren hat. Das hatte ich ein wenig befürchtet. Der erste Gedanke war: „Ein Jugendbuch? Von Zafón? Naja, ich weiß nicht so recht …“ Aber ich wurde bisher absolut nicht enttäuscht. Ab und zu mischt sich ein wenig ein flapsiger Ton ein, aber das finde ich sehr erfrischend. Und man spürt die Liebe zum Meer hier genauso wie die Liebe zu Barcelona in den anderen Büchern.

Auch die Figuren in „Der dunkle Wächter“ sind wieder ganz typisch Zafón: ausgefeilt, liebenswert und von der üblichen traurig-tragischen Aura umgeben. Ich bin mit meinem Post hier schon etwas spät dran und habe vom Buch darum schon relativ viel gelesen. Trotzdem ist mir noch nicht ganz klar, wer hier „der Böse“ ist, abgesehen von Andrea Corelli, ein „alter“ Bekanter, versteht sich. Je mehr man von Zafon liest, desto gigantischer wird das Universum seiner Geschichten. Man hat den Eindruck, dass sich die Erzählungen immer wieder an einigen Punkten trefen und von da aus in völlig verschiedene Richtungen laufen. Wunderbar! Vor allem wenn man wie ich seine Bücher in absolut willkürlicher Reihenfolge liest.

Textschnippsel:

Einige Stunden schlichter Konversation genügten ihr, um aus dem Blick des Spielzeugfabrikanten lesen zu können, dass ihm ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen. Aber sie las auch darin, dass er seiner Frau auf ewig verpflichtet sein würde und die Zukunft für sie beide nicht mehr bereithielt als eine Freundschaft. Eine tiefe Freundschaft. Eine unsichtbare Brücke zwischen zwei Welten, getrennt durch Ozeane voller Erinnerungen.

Goldenes Licht kündigte die Abenddämmerung an und fiel wie ein Gespenst aus leuchtenden Fäden in Lazarus‘ Arbeitszimmer. Lazarus und Simone sahen sich schweigend an. [Zafón: Der dunkle Wächte, S.109]

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1 Comment

  • Reply Flori 16. Juli 2012 at 11:37

    Der Klappentext klingt echt interessant…

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