Das schaurige Haus von Martina Wildner
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{Rezension} Das schaurige Haus von Martina Wildner

Klappentext: Man könnte alles als Spinnerei abtun, aber so einfach ist es nicht. Irgendjemand hat es auf Hendrik und Eddi abgesehen, die mit ihren Eltern in das kleine Dorf im Allgäu gezogen sind, in das Haus am Pestkirchlein – als wollte jemand, dass sie so schnell wie möglich wieder verschwinden. Auch Mama sagt: Ich glaube, dieses Dorfleben bekommt uns nicht. Und dieses Haus schon gar nicht. Als Eddi schlafwandelt und furchtbare Alpträume hat, ist für den großen Bruder klar: Auf dem Haus liegt ein Fluch. Zusammen mit Ida verfolgt Hendrik die mysteriösen Spuren, die zu einem ungesühnten Verbrechen in der Vergangenheit führen. Doch warum sind auf dem Friedhof so viele Kinder begraben? Und können die beiden den Fluch des schaurigen Hauses bannen, bevor er wieder neue Opfer fordert?

Rezension

Seit Kurzem wohnt Hendrik mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Eddi in einem kleinen Dorf im Allgäu. Das Leben dort ist für den Jungen kein Zuckerschlecken, denn die neue Umgebung ist so anders als seine Heimat Sachsen. Und nicht nur das, in der Schule wird er gemobbt und dann beginnt der kleine Eddi auch noch, sich ziemlich merkwürdig zu benehmen: Er bekommt Alpträume, schlafwandelt und entwickelt ein unheimliches Interesse an Schnecken.

Ich komme zwar nicht aus Sachsen, aber aus Mitteldeutschland und das war auch ein Punkt, der einen Reiz an diesem Buch ausgemacht hat. Auch mich hat es nach Südbayern verschlagen, direkt an die Grenze zum Allgäu. Es ist wirklich wunderschön hier, aber in manchen Dingen ist es auch eine ganz andere Welt. Immer wieder musste ich lachen, weil Hendrik Dinge in seiner neuen Umgebung auffallen, über die ich mich auch immer noch selbst wundere. Ganz ernsthaft: Ich glaube ja, dass es hier „unten“ ein Abo für Riesentrampolins gibt. In fast jedem Garten – und sei er noch so klein – steht so ein Teil! Mir ist bis heute nicht ganz klar, wieso.

Hendrik ist aber trotz aller Umstände ein mutiger Junge und versucht, mit der neuen Situation klarzukommen und auf eigene Faust herauszufinden, was mit dem neuen Haus seiner Eltern, das direkt neben dem „Pestkirchlein“ steht, nicht stimmt. Sehr bald erfährt er das Ungeheuerliche: Auf dem Haus liegt ein schrecklicher Fluch!

Und hier wird es wirklich spannend. Die Ich-Erzählung wechselt immer zwischen den Ereignissen am Tage und denen in der Nacht. Tagsüber steht die Integrierung der Familie am neuen Wohnort im Vordergrund, nachts geht es um Eddi und sein Schlafwandeln. Nachts bekommt man eine richtige Gänsehaut … Und nach und nach deckt sich eine in der Vergangenheit liegende Kriminalgeschichte auf, die ihre klammen Finger bis in die Gegenwart ausstreckt. Im schaurigen Haus sollen nämlich schon einmal zwei kleine Jungen ermordet worden sein. Trotz allem Grusel bleibt Martina Wildners Geschichte immer spannend und vor allem kindgerecht. Alle Erklärungen und Geschehnisse sind logisch und für Kinder gut verständlich.

Wie schon erwähnt, zieht Hendriks Familie von Sachsen ins Allgäu, und obwohl sich alle Familienmitglieder redlich bemühen, sich gut in die Dorfgemeinschaft einzugliedern, ecken sie hier und da an. Dabei werden jedoch keine Klischees aufgewärmt, sondern die unterschiedlichen Einstellungen sehr differenziert behandelt. An diesen Stellen stehen besonders die Gefühle der Figuren im Vordergrund. Auch die Sprachbarriere spielt hin und wieder eine Rolle und macht es Hendrik schwer, sich mit den anderen Kindern anzufreunden und im Gegenzug auch von ihnen akzeptiert zu werden. Zum leichteren Verständnis für die Leser gibt es für die bayrischen Textstellen am Ende des Buchs eine Übersetzungshilfe. Wieso der ursprüngliche Wohnort der Familie allerdings mit C. abgekürzt wurde, will sich mir nicht ganz erschießen. Ich finde das unnütz. Entweder hätte man den Ort ausschreiben können oder man hätte es einfach weggelassen. Es spielt für die Geschichte keine Rolle.

Fazit

„Das schaurige Haus“ ist eine erstklassige Gruselgeschichte, die auch Fragen nach der Heimat und Integration aufwirft. Sie bietet nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen spannungsreichen Lesespaß mit südbayrischem Flair.

Bewertung

Rezension Sternebewertung 5 Sterne

Martina Wildner: Das schaurige Haus | Beltz & Gelberg | 209 Seiten | 978-3-407-79995-1 | 12,95 Euro

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