{Ich lese} Der Nachtzirkus von Erin Morgenstern

Er kommt ohne Ankündigung und hat nur bei Nacht geöffnet: der Cirque des Rêves – Zirkus der Träume. Um ein geheimnisvolles Freudenfeuer herum scharen sich fantastische Zelte, jedes eine Welt für sich, einzigartig und nie gesehen. Doch hinter den Kulissen findet der unerbittliche Wettbewerb zweier verfeindeter Magier statt. Sie bereiten ihre Kinder darauf vor, zu vollenden, was sie selber nie geschafft haben: den Kampf auf Leben und Tod zu entscheiden. Doch als Celia und Marco einander schließlich begegnen, geschieht, was nicht vorgesehen war: Sie verlieben sich rettungslos ineinander. Von ihren Vätern unlösbar an den Zirkus und ihren tödlichen Wettstreit gebunden, ringen sie verzweifelt um ihre Liebe, ihr Leben und eine traumhafte Welt, die für immer unterzugehen droht.

Erster Eindruck:

Überraschend positiv! Zu Beginn tut sich der Cirque des Rêves auf und läd die Lesenden in seine düstere und doch geheimnisvolle Welt ein – und das wortwörtlich. Gespannt wartet man in der Menge der Neugierigen darauf, dass die Sonne untergeht und das traumgleiche Schauspiel beginnt. Und endlich öffenen sich die Tore und wir dürfen hinein.

Drinnen begegnen wir einem kleinen Mädchen, Celia, die das Unglück hat, die ungewollte Tochter eines echten Zauberers zu sein. Doch dieser hat nichts Magisches an sich. Vielmehr überkommt einen gleich ein ungutes Gefühl. Nicht lange und man erkennt auch warum: Er glaubt an Celias magische Fähigkeiten und zögert nicht, sie als Objekt und Einsatz für eine makabre Wette zu missbrauchen. Auf der anderen Seite der Wette befindet sich ein Waisenjunge, nur wenige Jahre älter, Schüler eines anderen, aber ebenso kalten, beunruhigenden Zauberers. Die Ausbildung der Kinder beginnt im Jahr 1873. Ein erfrischend anderer und sehr spannender Ausgangspunkt für die folgende Geschichte, in der sich die beiden Zauberlehrlinge verlieben, wo sie sich doch besiegen sollen. Das alles ist verpackt in einen wirklich angenehm zu lesenden Schreibstil! Ich bin wirklich gespannt, wie es hier wohl weitergehen wird!

Das Mädchen blickt wieder zu ihm hoch. Dunkle schmale Augen unter üppigen Locken.
Die Teetasse auf dem Schreibtisch beginnt zu wackeln. Die Oberfläche der Flüssigkeit schlägt kleine Wellen, und über die Glasur ziehen sich Risse; dann zerfällt das geblümte Porzellan in Scherben. Der kalte Tee überschwemmt die Untertasse und tropft auf den Boden, wo er auf dem gebohnerten Holz klebrige Spuren zieht.
Das Lächeln des Zauberers verschwindet. Mit gerunzelter Stirn schaut er auf den Schreibtisch, und die Teepfütze erhebt sich langsam wieder vom Boden. Die Scherben fliegen auf und ordnen sich um die Flüssigkeit herum, bis die Tasse wieder heil ist und feiner Dampf von ihr aufstiegt.

Morgenstern:Der Nachtzirkus, S.15