Plauderstündchen

{Plauderstündchen} Reale Fantasie und fanstastische Realitäten – Teil 2

Interview mit Daniela Ohms Teil 2

Es ist Sonntagmittag, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und mein Schatz kommt bald wieder heim. Gibt es einen besseren Moment, um den zweiten Teil des Interviews mit Daniela Ohms zu posten?

Bücher und Geschichten sind wunderbar und entführen uns immer wieder in andere Welten, aber es ist mindesten genauso spannend zu erleben, wie diese Welten Stück für Stück erbaut werden – sei es, indem man selbst schreibt oder indem Autorinnen und Autoren uns von ihrem Schreiben erzählen.

Ich hoffe, ihr habt viel Spaß an Teil 2 dieses Interviews!

Zu Teil 1 geht es hier entlang …

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Tintenmeer: Die Frage aller Fragen gleich zu Beginn: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und was bedeutet es Ihnen?

Daniela Ohms: Ich habe schon in meiner Jugend mit dem Schreiben begonnen und wollte niemals etwas anderes als das. Das heißt, ich habe mich nach meinem Abitur weitgehend darauf konzentriert. Viele versuchen, nebenbei zu schreiben. Aber ich habe immer hauptsächlich geschrieben und mein Studium nebenbei gemacht. Als ich gemerkt habe, dass mich die Literaturwissenschaft beim Schreiben nicht voranbringt und mir auch sonst nur genauso brotlose Berufsalternativen bietet, habe ich das Studium abgebrochen und mich wieder aufs Schreiben konzentriert.

Was mich viel mehr vorangebracht hat, war die konstruktive Kritik und der Austausch mit anderen Autoren. Ich war mehr als sieben Jahre lang in einer Schreibgruppe, in der wir unsere Texte mit den anderen Mitgliedern und unserem Mentor besprochen haben. Das war im Grunde meine Ausbildung.

Letztendlich bin ich doch noch Lektorin geworden. Meiner Meinung nach lernt man lektorieren aber auch am besten durch die Schreibpraxis und durch die konstruktive Textarbeit mit anderen Autoren.

Was mir das Schreiben bedeutet, dürfte damit klar sein: Es ist mein Leben! ;-)

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Tintenmeer: Sie sind also Autorin, Lektorin und Mutter zweier Töchter – Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut? Haben Sie einen „Schreiballtag“?

Daniela Ohms: Ja, da braucht man auf jeden Fall Struktur und einen Schreiballtag. Morgens, wenn meine Kinder in der Schule und in der Kita sind, setze ich mich an meinen Schreibtisch, arbeite zuerst die Mails ab und fange dann an zu schreiben. Nachmittags ab etwa 15 Uhr hole ich dann die Kinder und kümmere mich um sie, bis sie abends ins Bett gehen. Danach schreibe ich wieder, mindestens bis 24 Uhr. Also insgesamt ein guter 8-Stundentag und nur sehr, sehr wenig sonstige Freizeit. Aber da ich meinen Beruf liebe, ist das okay.

Als Lektorin arbeite ich phasenweise, wenn ich mit meinen Schreibprojekten gerade nicht ausgelastet bin. Dann aber mit dem gleichen Tagesablauf, denn ich arbeite auch als Lektorin von zu Hause aus.

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Tintenmeer: Viele Leserinnen und Leser sind gleichzeitig auch Schreibende. Manchmal bleibt man aber einfach stecken. Es fehlt die Inspiration und ab und an auch mal die Motivation. Wie ist das bei Ihnen? Haben Sie Geheimtipps?

Daniela Ohms: Woher die Inspiration kommt, ist eine der schwersten Fragen. Die kommt einfach. Ich denke, das ist angeboren und hat was mit der Art zu tun, wie man die Dinge, die man erlebt und sieht, hinterfragt und eigene Ideen dazu entwickelt. Die Inspiration steckt also überall und kann mich jederzeit überfallen. Dann setzen ganz kleine Ideen plötzlich einen Gedankensturm in Gang und einen halben Tag später habe ich einen halbfertigen Roman im Kopf. Dann recherchiere ich meistens noch eine Weile, um Lücken zu schließen und alles logisch zu strukturieren und muss die Geschichte dann nur noch aufschreiben.

Die Motivation entsteht dann durch die Geschichte, die ich mir ausgedacht habe. Als erstes Kriterium muss der Roman mich in seinen Bann ziehen, damit ich ihn schreiben will. Wenn das gegeben ist, muss ich eigentlich nur noch die äußeren Umstände so ordnen, dass ich meine Ruhe habe und meine Zeiten, in denen mich niemand stört.

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Tintenmeer: Dann gehören Sie also zu den Glücklichen, die keine Schreibblockaden kennen?

Daniela Ohms: Genau. Ich will immer schreiben. Problematisch ist es eher, wenn viele andere Dinge dazwischenkommen, die ich auch noch machen muss oder die mich gedanklich ablenken. Das kann sehr zeitraubend sein, wenn man nicht in den Text hineinkommt, weil man an etwas anderes denkt. Ich muss dann versuchen, meine Arbeit so zu strukturieren, dass ich eine Sache immer am Stück mache, bis sie fertig ist. So verliere ich am wenigsten Zeit und kann mich besser konzentrieren.

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Tintenmeer: Vom Schreiben, wieder zurück zum Lesen: Welches ist Ihr Lieblingsbuch und warum?

Daniela Ohms: Ach herrje, das ist immer eine schwierige Frage. Ich denke, DAS Lieblingsbuch habe ich nicht. Aber ich nenne jetzt mal ein Buch, das ich zum ersten Mal als Jugendliche gelesen habe und später im Erwachsenenalter auch noch mal und an das ich immer noch gerne denke: Das ist „Trapez“ von Marion Zimmer Bradley. Wohl das einzige Nicht-Fantasybuch dieser Autorin. Darin geht es um zwei junge Trapezflieger in den USA, die sich heimlich ineinander verlieben. Das ganze spielt in den USA in den 50er Jahren, zu einer Zeit also, als Homosexualität noch verboten war. Beeindruckend sind die Gefühle zwischen den beiden. Ihre Arbeit als Zirkusartisten ist sehr körperlich, sie kommen sich in ihrem Alltag also permanent sehr nah und müssen gleichzeitig verstecken, was sie fühlen. Dadurch entsteht eine unglaubliche Spannung.

Als ich das Buch im Jugendalter zum ersten Mal gelesen habe, wusste ich, dass dies mein Ziel ist: solch eine Spannung zwischen zwei Figuren herzustellen.

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Tintenmeer: Und last but not least: Was steht für Ihre schriftstellerische Zukunft auf dem Stundenplan?

Daniela Ohms: Oh ja, der ist gerade ziemlich vollgepackt. Im Winter erscheint „Der geheime Name“, ein Fantasyroman für Erwachsene bei DroemerKnaur (unter dem Pseudonym Daniela Winterfeld). Nächstes Jahr im Frühling folgt dann der erste Band von einer Fantasyreihe für Kinder/Jugendliche bei Planet Girl (wieder unter dem Namen Daniela Ohms). An diesem Buch schreibe ich gerade und weitere Bücher sind in Planung. Die nächsten Jahre sind schon mal ausgebucht!

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Tintenmeer: Vielen Dank für das tolle Interview!

Infos zum Buch

Rezension Harpyienblut Daniela Ohms | Fantasy | Romance | tragisch | Tod | Liebe | Seelen | tintenmeer.deDaniela Ohms
Harpyienblut

Meine Rezension

Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
Seiten: 432
ISBN: 978-3-86265-137-5

Preis: 16,95 € [D]

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2 Comments

  • Reply Flori 25. Juni 2012 at 12:37

    echt ein tolles Interview :)

  • Reply Reale Fantasie und fanstastische Realitäten - Teil 1 | Tintenmeer 16. August 2018 at 16:48

    […] Weiterlesen bei Teil 2 […]

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