Klappentext: Einmal im Monat treffen sich sechs Freundinnen zu einem lockeren Leseclub. Sie unterhalten sich über die großen Klassiker und dabei öffnen sie sich ihren Sehnsüchten, Ängsten und Hoffnungen. Doch nicht nur Romanheldinnen stehen vor schmerzhaften Entscheidungen. Die Freundinnen müssen erleben, dass das Leben manchmal wie große Literatur ist.
Rezension
Da ich mir für diesen Monat vorgenommen habe, kein Fantasy zu lesen, kam mir die Grabbelkiste bei Hugendubel genau richtig. Drei Taschenbücher für 10 Euro und dieses hier war dabei. Neben der Sache mit dem Leseclub haben mich die beiden Zitate unter dem Klappentext gereizt: „Ein kluger, warmherziger Roman über Frauen, Freundschaft und die Liebe zur Literatur.“ und „… wie geschaffen für lange Winterabende.“ Toll, dachte ich. Jetzt aber frage ich mich, ob die Schreiberlinge dieses Buch überhaupt mal angefasst haben.
Es geht um einen Buchclub, der aus 6 Frauen besteht, die sich regelmäßig treffen und über Klassiker reden. An sich ist das eine spannende Idee, zumindest für Leseratten. Wie ich im „Ich lese“-Post aber schon gesagt habe, wird dieses Buch recht schnell ziemlich ermüdend. Die Kapitel sind sehr umfangreich und gefüllt mit langatmigen Beschreibungen der Figuren und ihrer Probleme – langatmig daher, weil sich vieles endlos wiederholt und man doch keinen Zugang zu diesen Frauen findet. Mir jedenfalls ging es so. Nur Jen ist in meinem Gedächtnis hängengeblieben. Nur bei ihr wollte ich wirklich wissen, wie ihr Leben weitergeht und ob sie es wohl schafft, sich gegen die anderen durchzusetzen. Ihre Art, immer zu kuschen und sich allem zu beugen (vor allem ihrer Schwester) hat mich oft rasend gemacht, aber zumindest konnte ich Sympathie für sie entwickeln. Die anderen Frauen haben Name, Berufe und jeweils ein schicksalhaftes Ereignis im Leben oder ein Problem.
Schlimm fand ich aber das, was hier als Freundschaft bezeichnet wird. Das kann ich nicht nachvollziehen. Diese „Weiber“ gehen oft sehr gehässig miteinander um, kennen nichts, als ihre Neugier zu befriedigen, jede denkt nur an sich und das einzige, was sie verbindet, ist die Literatur. Und hier halten diese Frauen sich sogar noch für etwas Besseres:
„Sie waren kein normaler Leseclub, denn sie waren keine normalen Leserinnen. Jede von ihnen war schon in anderen Bücherzirkeln gewesen, hatte oberflächliche Kommentare gehört, Pseudoanalysen, Statements, die nichts anderes waren als Versatzstücke und intellektuelle Schaumschlägerei.“
Goldenreich: Dinner mit Anna Karenina, S.62
Wenn das hier keine Pseudoanalysen sind, dann weiß ich‘s auch nicht. Ich finde es arrogant, solche Dinge einfach zu behaupten und dann diese Besprechungen abzuliefern, in denen 6 Frauen ihr eigenes Leben und ihre eigenen Sorgen permanent in irgendwelche Romane hineininterpretieren. Aber gut. Analysen und Diskussionen zu Büchern finde ich prinzipiell gut, nur diese Einstellung hier macht mich wirklich wütend.
Der Rote Faden der Geschichte ist die Frage, wieso sich Cynthia und Eric, das Traumpaar schlechthin, getrennt haben. Leider ist diese Sache so überhaupt nicht interessant, denn es gibt lange Zeit keine Antworten, sondern nur sich endlos wiederholende Spekulationen der anderen Frauen. Jedes einzelne Kapitel und jedes besprochene Buch wird am Ende nur durch die Frage zur Trennung dieses Pärchens beherrscht. Mir selbst ging das schon nach Kapitel 2 so richtig auf die Nerven, leider hat das Buch insgesamt 10.
Fazit
„Dinner mit Anna Karenina“ ist leider so gar nicht klug und warmherzig, wie auf der Rückseite versprochen. Die Figuren sind sehr egoistisch und mir unsympathisch. Besonders spannend ist die Geschichte dadurch leider auch nicht, sondern nur durch endlose Lästereien und Spekulationen zerfasert.
Bewertung
Gloria Goldreich: Dinner mit Anna Karenina I List I 368 Seiten I 978-3-548-60782-5 I 8,95 Euro
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