Vertraute der Sehnsucht von Lara Adrian
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{Rezension} Vertraute der Sehnsucht von Lara Adrian

Klappentext: Zwanzig Jahre sind vergangen, seitdem die Menschheit von der Existenz der Vampire erfahren hat. Noch immer ist die Welt in Aufruhr, und die Stammeskrieger finden keine Ruhe. Unter den Kämpfern ist auch Mira, die von den Ordensvampiren aufgezogen wurde. Ihr einziges Ziel ist es, den Tod ihres Geliebten zu rächen, und so stürzt sie sich in jede Schlacht wie eine zornige Furie. Doch eines Tages wird sie mit einer Wahrheit konfrontiert, die alles infrage stellt, wofür sie je gekämpft hat …

Rezension

Nachdem die Existenz der Vampire in einem wahren Showdown im letzten Band der Midnight-Breed-Reihe aufgedeckt worden ist, hat sich die Welt völlig verändert. Zwar sind die Regierungen der Menschen bestrebt, eine Koexistenz zu ermöglichen, doch die meisten Menschen trauen der neuen Situation nicht – kein Wunder, wenn man bedenkt, mit welchen Raubtieren sie plötzlich bewusst ihre Städte teilen sollen. Rebellengruppen schreiten immer wieder ein und erschweren die Arbeit des Ordens. Zwanzig Jahre sind mittlerweile vergangen, doch der äußerst fragile Frieden ist permanent gefährdet, und Lucan und sein Team sitzen auf einem wahren Pulverfass. Eine falsche Entscheidung und es geht hoch.

Der kleine Fratz Mira ist mittlerweile zu einer Kämpferin des Ordens herangewachsen und hat die beste Ausbildung genossen. Sie könnte für ihr Team eine routinierte, effektive Anführerin sein, doch ein Schicksalsschlag machte ihre glorreiche Zukunft bereits vor acht Jahren zunichte. Damals verlor sie ihren besten Freund und Geliebten Kellan Archer bei einem Einsatz. Seitdem sinnt sie auf Rache und verfolgt blind jeden möglichen Rebellen, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Als sie eines Tages wieder kopflos durch die Gegend rennt und Zivilisten angreift, wird sie suspendiert und erhält als Strafe die Aufgabe, einen wichtigen Wissenschaftler zum Friedensgipfel zu eskortieren. Doch als sie ihn an seinem Haus abholen will, werden all ihre Pläne durchkreuzt. Beide werden von Rebellen gefangen genommen und wenig später steht Mira einem Geist aus ihrer Vergangenheit gegenüber, der alles, was sie je gedachte hatte, durcheinanderwirbelt.

Da der letzte Band die Buchreihe endlich wieder aus ihrem kleinen Tief herausgerissen hat und die Geschichte nun einen großen Sprung in die Zukunft macht, waren auch meine Erwartungen relativ hoch. Neue Figuren, neue Schicksale, eine ganz veränderte Gesellschaft erwartet uns hier – also richtig viel neuer Stoff, aus dem man einiges machen kann. In dieser Hinsicht enttäuscht die Autorin auch keinesfalls. Zu Beginn wird sehr viel Wert darauf gelegt, der Leserschaft einen ausführlichen Einblick in die neue Welt und vor allem in die neuen und so ganz anderen Probleme des Ordens zu geben. Positiv empfand ich, dass Adrian ihre Leser nicht auf einen Schlag mit all den neuen Charaktere konfrontiert hat, sondern diese Stück für Stück einführt und den wichtigsten ein wenig Raum gibt, sich vorzustellen.

Auch die Entwicklung, die bei bereits bekannten Figuren in den letzten zwanzig Jahren stattgefunden hat, wurde sehr schön ausgearbeitet: Lucan, der sich im Zwist mit seiner politischen Verantwortung befindet und ganz gegen seinen eigentlichen Instinkt handeln muss; Mira, die immer ein kleiner Sonnenschein war, doch nun zerfressen ist von einem Wunsch nach Rache; Nathan, der sich trotz seines schwierigen Starts in den letzten Jahren anscheinend sehr gut in den Orden integrieren konnte usw.

Schade war aber wieder einmal, dass der Rest des Personals so sträflich vernachlässigt wurde, dass die Charaktere zu farblosen Schatten verkommen. Natürlich kann man nicht allen Figuren gerecht werden, besonders nicht, wenn es mittlerweile eine derartige Masse von ihnen gibt. Dennoch sollte man doch wenigstens jede, die für die Handlung des jeweiligen Bandes wichtig sind, ein gewisses Maß an Platz einräumen. Das zumindest erwartet man als Leser wenigstens von Niko und Renata, die ja Miras Eltern sind, aber Pustekuchen! Renata darf dreimal schluchzen und Niko zwei Sätze sagen. Das finde ich dann doch etwas schwach. Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, einige der teilweise doch eher langatmigen und von Wiederholungen geprägten Szenen zwischen Mira und Kellan zu kürzen (oder ganz zu streichen), um der Handlung mehr Dynamik und Spannung zu verleihen.

Die neue Situation, in der der Orden im Moment steckt, fand ich sehr interessant. Es gibt Menschen, die sich mit der neuen Welt und den Vampiren arrangieren und sogar Beziehungen mit ihnen eingehen. Es gibt aber auch Demonstranten und Rebellen, die versuchen, jegliche Koexistenz durch Anschläge zu erschweren. Intrigen und Misstrauen erschüttern immer wieder den Status Quo und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Krieg erneut ausbrechen könnte. Doch wo, habe ich mich gefragt, wo sind denn in dieser neuen Gesellschaft die alten Probleme geblieben?

Ich fürchte, die wurden leider vollkommen unter den Teppich gekehrt. Haben wir uns in den vergangenen zehn (!) Bänden nicht (neben Dragos) besonders mit den Problemen von Blutgier und Rouges herumgeärgert? Waren nicht alle Krieger des Ordens stets und ständig damit beschäftigt, die Abtrünnigen zu jagen und aus dem Verkehr zu ziehen, damit der Menschheit keine Gefahr droht? Doch, da bin ich mich sicher. Aber was nun? In der neuen Welt scheint es keinen Platz mehr für solch niedere Problemchen zu geben, denn es wird kein Wort darüber verloren. Schade, ich hätte doch schon gern gewusst, wie man es in den letzten zwanzig Jahren geschafft hat, das jahrhundertewährende Gespenst der Blutgier endgültig zu besiegen …

Obwohl die Autorin versucht, die neue Welt komplex darzustellen, und wir wenigstens ab und zu die Gelegenheit bekommen, einen Blick durch die Augen von Nathan, Lucan und seinem Sohn Darion zu erhaschen, bleiben doch einfach noch sehr viele Fragen offen, vielleicht sogar mehr, als beantwortet werden.

Zwar finde ich es super, dass mittlerweile die deutsche Übersetzung ziemlich zeitgleich mit der Originalausgabe in den USA erscheint, denn ein nerviges Warten wird damit ausgeschlossen, dennoch würde ich eine kleine Verzögerung im Erscheinen der deutschen Ausgebe begrüßen, wenn dadurch die Arbeiten am Text etwas gewissenhafter vonstattengingen. Ich weiß, dass kein Buch fehlerfrei ist und das erwarte ich auch nicht, aber das, was einem hier manchmal angeboten wurde, war echt traurig. Von falschen Wörtern („Es vor schon nach Mitternacht“), über merkwürdige Übersetzungen bis zur völlig willkürlichen Kommasetzung war alles dabei.

Fazit

Der neue Band der Midnight-Breed-Reihe „Vertraute der Sehnsucht“ erfüllt die Erwartungen in jeder Hinsicht – eingeschlossen sind hier sowohl die positiven, als auch die negativen. In der typischen Adrian-Manier wird die Leserschaft mit einer unterhaltsamen, explosiven, spannenden und stellenweise herzzerreißenden Liebesgeschichte unterhalten – genau wie es sein sollte. Dennoch schafft es die Autorin nicht wirklich, sich von Band zu Band weiterzuentwickeln. Die gleichen Schwächen, die schon die ersten Bücher der Reihe hatten, finden sich auch hier. Trotz der Schwächen, an denen sich vermutlich auch in Zukunft nichts ändern wird, werden Fans der Reihe sicherlich begeistert sein und sich bestens unterhalten fühlen.

Bewertung

drei_sterne

Lara Adrian: Vertraute der Sehnsucht I Egmont LYX I 398 Seiten I 978-3-8025-8884-6 I 9,99 Euro

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