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{Rezension} Clyátomon von Andrea Bannert

Klappentext: Atlantis – versunkenes Land der Sage, seit Jahrtausenden lockt dein Ruf diejenigen, die dafür empfänglich sind. Viele träumen von dir, einige folgen dem Drängen deiner Stimme und suchen nach dir und manche kehren nie zurück …

Auch Andreas, Marc und Manuela zieht es mit unerklärlicher Gewalt an und in die See. Immer unerträglicher wird ihnen ihre Existenz an Land, bis eine sternklare Sommernacht die Wende in ihrem Leben bringt. Wirklichkeit wird zur Legende und Träume werden Realität.

Die drei geraten zwischen die Fronten in einem seit Generationen andauernden Krieg fremdartiger Kulturen in einer fantastischen Unterwasserwelt voll sagenhafter Geschöpfe und eigenwilliger Götter. Ihr Erscheinen löst die alles entscheidende Schlacht aus. Und während die Götter darauf warten, dass sich die Rasse der Meermenschen selbst auslöscht, versuchen Andreas, Marc und Manuela die Unterwasserreiche zu retten. Sie begeben sich inmitten der Kriegswirren auf die Suche nach dem sagenumwobenen Clyátomon.

Rezension

Willkommen unter dem Meer, hieß es bereits Anfang 2011, denn da erschien Clyátomon als Hörbuch im ACTION Verlag. Nun dürfen auch alle jene abtauchen, die dies lieber selbst im Reich der Buchstaben tun. Seit Juni 2013 ist das Werk als gedrucktes Buch erhältlich.

Der Prolog steigt sehr spannend in die Geschichte um den sagenumwobenen Stein der Macht, den Clyátomon, ein und entführt die Leserschaft direkt unter Wasser in die Stadt Darnilor. In seinem Palast ist König Imendur außer sich, denn sein Reich Delryen wird von der Übermacht der anderen zwei verbündeten Reiche angegriffen. Eine mitreißende Erzählweise trifft hier auf einen außergewöhnlichen und liebevoll beschriebenen Handlungsort: Andrea Bannert kreiert so einen fesselnden Beginn, dem man sich nicht entziehen kann, und führt diesen auch in den folgenden, an Land spielenden Kapiteln fort. Sie nimmt sich viel Zeit, die drei Protagonisten Andreas, Marc und Manuela ausführlich vorzustellen und verleiht ihnen so Persönlichkeit. Als diese drei, sich völlig fremden jungen Menschen aufeinandertreffen, erkennen sie sehr schnell eine Verbindung zueinander. Sie haben Gemeinsamkeiten, die nicht nur ungewöhnlich, sondern fast unmöglich sind. Zu Beginn sind gerade diese Parallelen sehr interessant und regen zum Spekulieren an. Die Spannung steigt. Mit Eintritt der drei in die Unterwasserwelt lässt dies jedoch nach. Es fehlt schlicht die Weiterentwicklung. Die Charaktere, die zu Beginn noch spannende Persönlichkeiten sind, verlieren diese im Meer schlagartig. Es wirkt, als wäre ihre ganze bisherige Existenz einfach abgewaschen und nicht mehr erwähnenswert. Sie scheinen sich nur noch im Namen zu unterscheiden, werden austauschbar und verlieren dadurch ihren Reiz, was sehr schade ist.

Sanftes Rauschen. Manuela stand bis zum Bauch im Meer. Die Wellen kamen auf sie zu, drohten sie zu überrollen, aber sie konnte sich nicht rühren. Wie angewurzelt stand sie da, bis das Wasser über ihr zusammenschlug. Der Sog riss sie von den Füßen und zog sie mit sich. Sie sank wie ein Stein. Alles Rudern half nichts. Panik stieg in ihr auf. Sie brauchte Luft! Musste atmen! In der Tiefe … ein riesiges Wesen mit schuppiger Haut, ein Drache mit zwei schwarzen Hörnern auf dem Haupt. Er schwamm in einem hellen blauen Licht. Etwas umschlang Manuelas Bein und zog sie noch weiter hinab. Tiefer und tiefer wurde das Blau, bis sie sich mit dem Drachen auf Augenhöhe befand. Ihre Brust schien zu bersten. Sie öffnete den Mund und ihre Lungen füllten sich mit Wasser.

– Bannert: Clyátomon, S.29

Im Verlauf der Geschichte kann man eine ähnliche Entwicklung erkennen wie bei den Figuren. Zu Beginn wirkt Clyátomon sehr gut durchdacht und packend, dann gibt es jedoch eine Veränderung. Einige Teile erscheinen übermäßig lang – aber nicht langweilig –, andere, von denen man sich mehr erhofft, werden unheimlich schnell abgehandelt. Gerade am Ende, wo es um die Suche nach dem Stein der Macht geht, fällt dieses Missverhältnis stark auf. Gleiches gilt für die Interaktionen der Figuren untereinander, die manchmal etwas zu kurz kommen. Vor allem wichtige Informationen scheinen so etwas emotionslos und unkritisch hingenommen zu werden.

Einen großen Pluspunkt erhält Clyátomon aber für die Handlungsorte. Detail- und einfallsreich gestaltet die Autorin die drei Reiche der Unterwasserwelt: große Städte, gewaltige Schluchten und unheimliche Tiefseegräben, prunkvolle Paläste und einladende Gärten. Raffinierte Kleinigkeiten rufen diese außergewöhnlichen Orte beim Lesen immer wieder in Erinnerung, machen es zum Erlebnis und verleihen den drei Reichen ein richtiges Tiefsee-Flair.

Fazit

Andrea Bannert erzählt mit Clyátomon – Die Schlacht um die versunkenen Reiche eine reizvolle Fantasygeschichte mit wunderbarem Unterwasser-Flair, die trotz kleiner Schwächen in Plot und Charakterentwicklung durchaus sehr lesenswert ist. Abtauchen garantiert!

Bewertung

drei_sterne

Andrea Bannert: Clyátomon – Die Schlacht um die versunkenen Reiche I Candela Verlag I 372 Seiten I 978-3-942635-17-2 I 14,90 Euro I Homepage der Autorin

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