Grausige Dinge geschehen in London. Vier Jahre nach den Ereignissen, die Emily Laing und Aurora Fitzrovia die uralte Metropole haben entdecken lassen, bewahrheiten sich die Worte des Lichtlords: Alles wird irgendwann wieder leben. Erneut steigen die Waisenmädchen – in Begleitung des mürrischen Alchemisten Wittgenstein und des Elfen Maurice Micklewhite – in die Welt unterhalb Londons hinab, die besiedelt ist von Wiedergängern, ägyptischen Gottheiten, gefallenen Engeln, goldenen Vögeln und sprechenden Ratten. Tief hinab in den Schlund der Hölle führt sie der Weg, wo inmitten des Wüstensands die Asche einer Frau gefunden werden muss, die man einst Lilith nannte … (Klappentext)
Kurz und knapp
Nachdem „Lycidas“ zu Ende geschrieben war, war die Geschichte der Emily Laing noch lange nicht zu Ende gedacht. Für Marzi ging es schon kurze Zeit später zurück in die Uralten Metropolen. Seit Kurzem wird London heimgesucht von blutrünstigen Kreaturen und immer wieder verschwinden Menschen. Emily und Wittgenstein und natürlich auch Aurora und Micklewhite werden hinzugezogen, um den Ereignissen auf die Spur zu kommen. Wittgenstein besticht wie schon im ersten Teil mit seinem geheimnisvollen, vorgreifenden und doch nichts verratenden Erzählstil. Aber dieses Mal bekommt er Unterstützung von Eliza Holland, deren Tagebucheinträge einen sehr großen Teil des Buchs umfassen und den Leser auf eine lange Reise von London nach Ägypten, nach Budapest, in die Karpaten und schließlich in die Uralte Metropole von Paris führen. Eingestrickt in diese beiden Stränge sind die Berichte und Geschichte der verschiedensten Figuren, die die Leser nicht nur an besondere Orte, sondern auch in alte Zeiten mitnehmen. Dabei werden immer wieder Geheimnisse aufgedeckt, Verbindungen geknüpft und Rätsel gelöst – bis zur letzten Seite.
„Lilith“ ist ein fantastischer Nachfolger von „Lycidas“. Obwohl die Handlungsfäden dieses Mal nicht so arg verworren sind, lassen sie weder atemlose Spannung noch Gänsehaut-Emotionen vermissen, sondern verweben wieder einmal zahlreiche bekannte Legenden zu einer in sich geschlossenen Geschichte.
Und während es draußen in Strömen regnete, erfuhr Emily in dem nunmehr geschlossenen Antiquitätengeschäft von der Bedeutung jener Worte; furchtsam hoffend, dass es sich dabei um nichts anderes als eine Geschichte handeln würde und insgeheim ahnend, dass der Funken Wahrheit, der jeder Geschichte innewohnt, bereits lodernd entfacht worden war in der Stadt der Schornsteine.
– Christoph Marzi: Lilith, S.48
Christoph Marzi: Lilith (Die Uralte Metropole Band 2) I Heyne Verlag I 688 Seiten I 978-3-453-52911-3 I 9,99 Euro
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