Rezension Glühende Dunkelheit von Gail Carriger | Steampunk | London | Erotik | Vampire | Werwölfe | Romantasy | Tintenmeer
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{Rezension} Glühende Dunkelheit von Gail Carriger

Nachdem Miss Alexia Tarabotti in Notwehr einen Vampir getötet hat, steht sie nun dem Alpha-Werwolf Lord Maccon gegenüber – dem Chefermittler der Queen für übernatürliche Angelegenheiten. Als dieser sich weigert, sie in die Ermittlungen einzubeziehen, beschließt Alexia, selbst nachzuforschen, was hinter dem Angriff auf sie steckt. Und plötzlich befindet sie sich nicht nur tief in einer Intrige gegen das Britische Empire – sie sieht auch ihr Herz durch den attraktiven Lord Maccon bedroht … (Klappentext)

Rezension

Wir befinden uns im Viktorianischen London. Es herrschen die typischen gesellschaftlichen Zwänge dieser Zeit. Die Frau hat es nicht leicht, vor allem nicht, wenn sie nicht dem typischen Bild entspricht. So wie Miss Alexia Tarabotti – die mit Vorliebe als alte Jungfer beschrieben wird. Wer nun an einen Miss-Marple-Verschnitt denkt, ist auf einer ganz falschen Fährte. Alexia ist erst 26, entspricht aufgrund ihrer italienischen Abstammung und ihrer vorlauten, selbstbewussten Art und ihrer Klugheit nicht dem Geschmack der englischen Gesellschaft. Es gibt aber noch etwas, das sie aus dem Rahmen fallen lässt: Sie ist eine Außernatürliche, was bedeutet, dass ihre Berührung das Übernatürliche für die Dauer des Körperkontakts neutralisiert. Das Übernatürliche ist das, was dieses Buch von einer bloß historischen Geschichte abhebt. Denn wir befinden uns in einem London, in dem Werwölfe, Vampire und Geister in die Gesellschaft integriert wurden, und so auch Einfluss auf Politisches nehmen.

Da dies eine Zeit ist, in der die Wissenschaft stetig größere Bedeutung erlangt, spielen neue Theorien und Erfindungen immer mal wieder eine Rolle im Buch oder bieten Gesprächsstoff für die Figuren. Die Integration des Übernatürlichen wird bei vielem in den Kontext gesetzt, was der beschriebenen Welt eine interessante neue Dimension verleiht.

Leider wird das hierdurch entstandene Potenzial im folgenden Plot eher weniger genutzt. Interessantes wird zur Randnotiz degradiert. Im Mittelpunkt stehen immer wieder Nebensächlichkeiten, die für andere LeserInnen vielleicht spannend sein mögen, mich aber eher gelangweilt haben. Es ging um Tarabottis Kleider, die Wichtigkeit ihres Schirms, um die unmöglichen Hüte von Miss Hisselpenny, um Kutschfahrten, gesellschaftliche Ereignisse und ganz besonders um das Hin und Her zwischen Tarabotti und Lord Maccon. Lügen und Intrigen? Eher weniger. Spannende Enthüllungen? Leider nicht. Auch die Figuren selbst haben nicht viel herausgerissen. Lord Maccon und Alexia waren relativ stark und dadurch interessant. Maccons rechte Hand Prof. Lyall hatte auch noch einen gewissen Reiz. Das restliche Personal dümpelte allerdings von einem Klischee ins nächste und bot kaum „Angriffsfläche“.

[…] Lord Akeldamas Autritt wurde von niemand Wichtigerem als Floote, dem leidgeprüften Butler der Loontwills, gewürdigt. Das betrübte Lord Akeldama offenbar sehr, denn er tat so theatralisch und posierte mit solcher Grazie, dass er eindeutig ein viel größeres Publikum erwartet hatte.
Der Vampir zog ein parfümiertes Taschentuch hervor und schlug Miss Tarabotti damit spielerisch auf die Schulter. „Wie ich höre, meine kleine Honigmandel, warst du beim Ball der Duchess gestern Abend ein unartiges, unartiges kleines Mädchen.“ (S.59)

Einen großen Teil nimmt der sehr antiquierte Sprachstil ein. Zum einen gefiel der mir sehr gut. Es war erfrischend, einmal mit ganz anderen Satzkonstruktionen als den üblichen gefüttert zu werden, altmodische Formulierungen kosten zu können. Auf diese Weise fühlte man sich doch sehr stark in eine – wenn auch erdachte – Vergangenheit zurückversetzt. Auch die Schlagfertigkeit zwischen den Figuren war amüsant. Allerdings neigt diese Art zu erzählen auch dazu, alles mögliche bis zur Ermüdung zu kommentieren.

Fazit

Alles in allem ist Carringers Ansatz nicht schlecht gewesen, leider werden allzu oft Klischees bedient und Nebensächlichkeiten lang und breit geschildert, kommentiert und analysiert. Interessante Fäden der Geschichte werden hingegen nur kurz abgehandelt und dann gleich wieder fallengelassen. Für die Bezeichnung Steampunk gab es entscheidend zu wenige Anhaltspunkte.

Obwohl das Buch Auftakt einer Reihe sein soll, kann man es doch gefahrlos ausprobierten. Das Ende ist abgeschlossen. Für mich wird es das auch bleiben. Die Grundlage war gut, die Umsetzung für mich jedoch mangelhaft, weshalb ich die folgenden Bände nicht lesen werde.

Bewertung

eineinhalb_sterne Kopie
Gail Carriger: Glühende Dunkelheit | Taschenbuch | 416 Seiten I Blanvalet I 978-3-442-37649-0 I 9,99 Euro I Originaltitel: Soulless

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