Rezension Insel der Nyx - Die Kinder der Schatten von Daniela Ohms | Jugendbuch | Mystery | Griechenland | Kreta | Nixen | griechische Mythologie | Tintenmeer
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{Rezension} Insel der Nyx: Die Kinder der Schatten von Daniela Ohms

Die geheimnisvolle Insel im Meer scheint hinter Nebelschwaden verschwunden zu sein, seit Eleni ihre Freundin Philine aus den Fängen der Nixen gerettet hat. Doch die Ruhe trügt. Eleni quälen wieder schlimme Albträume und merkwürdige Dinge ereignen sich: Die sonst so zahmen Delfine wirken seltsam aggressiv und bösartig. Als immer mehr Kinder von den Delfinen verschleppt werden, steht für Eleni und ihre Freundin fest: Sie müssen zurück auf die mysteriöse Insel, um die Kinder vor der Nyx zu schützen … (Klappentext)

Rezension

Die Macht der dunklen Göttin wächst

Endlich! Das neue Buch von Daniela Ohms ist da! Das haben sich sicher viele gedacht, als „Die Kinder der Schatten“ in den Regalen stand – so auch ich. Es ist die Fortsetzung der Kinderbuchreihe „Insel der Nyx“, die mit „Die Prophezeiung der Götter“ im letzten Jahr begann.

Obwohl es nun schon einige Monate her war, dass ich den ersten Teil gelesen hatte, gab es für mich überhaupt keine Schwierigkeiten, wieder in die Geschichte zu finden, und dass obwohl der Vorgänger für ein Kinderbuch schon recht komplex und das Personal umfangreich war. Präsent waren mir noch die Eckdaten der Geschichte, aber das reicht vollkommen aus. Denn die Autorin lässt hier und da kleine Erklärungen einfließen, die die verschütteten Erinnerungen wachrufen, ohne dass man den Eindruck hat, sie würde noch mal alles rekapitulieren und der Leser muss dann eben durch. Ich fand das super gemacht. Ich kenne einige andere Autoren, die es nicht so charmant schaffen, „alte“ Informationen aufzubereiten und den Leser wieder und wieder damit malträtieren.

Schon der erste Teil hatte einen sehr hohen Spannungsfaktor, aber dieses Buch kann das sogar noch einmal toppen. Die Geschichte erschien mir um einiges gruseliger. Vielleicht nicht unbedingt für Kinder (das kann ich aber nicht beurteilen), aber für Erwachsene, denn die Autorin spielt – wie der Titel schon sagt – besonders mit der Bedrohung durch die „Kerenkinder“. Diese sind eines gewaltsamen Todes gestorben und als bösartig wiedergekehrt. Für mich als Erwachsene war die unterschwellige Bedrohung durch diese Gruselkinder sehr reizvoll.

Geheimnisse werden aufgedeckt

Auch im weiteren Verlauf der Geschichte hat die Autorin einige interessante Ideen eingeflochten, die für Abwechslung sorgen. Schon bei Teil 1 standen die Figuren, ihre Entwicklung und vor allem ihre Beziehungen zueinander im Vordergrund. Das ist auch hier wieder der Fall – vielleicht sogar noch mehr. Zarte, sich entwickelnde Liebesbeziehungen, erste Streitigkeiten, Missverständnisse und der grausame Herzschmerz, alles ist dabei und – ganz wichtig – konzentriert sich nicht auf ein Pärchen. Das sorgt für viel Abwechslung in der Geschichte und verleiht den Figuren komplexe Persönlichkeiten. Besonders Kimon hat mich mit einer tollen Entwicklung überrascht. Der Junge hat sich richtig gemausert und hat mir als Figur im Buch am besten gefallen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch Makaio-Fans auf ihre Kosten kommen werden, denn über den geheimnisvollen Jungen erfährt man auch ein bisschen mehr.

Die Styx atmete auf. Doch der Schmerz in ihrer Brust blieb. Sie blickte auf den Jungen hinab, der in ihren Armen lag. Nach und nach bildete sich ein merkwürdiger Schatten auf seinen Beinen, eine schwarzblaue Zeichnung, die sich darum schlängelt. Verblüfft beobachtete die Göttin, wie die Zeichnung zu einer Schlange wurde, die sich neun Mal um seine Beine wand. Erst in diesem Moment wurde ihr klar, dass es ihr eigenes Zeichen war. Die Schlange symbolisierte ihren Fluss. Die Göttin sah den Kleinen erstaunt an. „Nun bist du wirklich mein Kind.“ (S.14)

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich, doch der fällt beim Gesamteindruck nur wenig ins Gewicht. Mir waren Eleni und ihre Mitstreiter manchmal ein bisschen zu inaktiv. Die Bedrohung kommt näher, wird aber (so kommt es mir vor) nicht so richtig wahrgenommen. Nach dem, was sie schon in Teil 1 erlebt haben, ist mir das unverständlich. Okay, sie sind jung und hilflos, aber dann hätte man doch etwas mehr Verzweiflung und Angst auf dieser Seite einbringen können. Ich hatte aber manchmal den Eindruck, alle sind so mit ihren eigenen (Beziehungs-)Problemen beschäftigt, dass sie der Bedrohung durch die Nyx gar keine Beachtung schenken. Aber das ist wirklich ein sehr persönlicher Eindruck und eigentlich Meckern auf hohem Niveau.

Ich mag das Buch, die Figuren und die Liebe zum Detail, mit der es geschrieben ist. Darum würde ich es ohne Bedenken definitiv weiterempfehlen. Doch Achtung, das Ende hat einen fiesen Cliffhänger. Ich kann es kaum erwarten, Teil 3 in die Finger zu bekommen!

Fazit

Die Fortsetzung von „Insel der Nyx: Die Prophezeiung der Götter“ kann sich nicht nur sehen lassen, sondern toppt den ersten Teil sogar noch. „Die Kinder der Schatten“ ist eine Mischung aus tiefgründigen Charakteren, deren Beziehungen zueinander im Mittelpunkt stehen, und Spannung. Hin und wieder fließt auch ein unterschwelliger Grusel ein und macht die Geschichte noch interessanter. Abgerundet wird alles von dem einfach nur wunderbaren Schreibstil von Daniela Ohms. Hier spürt man die Liebe zum Schreiben in jedem Wort.

Bewertung

fuenf_sterneDaniela Ohms: Insel der Nyx – Die Kinder der Schatten | Hardcover| 382 Seiten | Planet Girl | 978-3-522-50395-2 | 14,99 Euro

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