Rezension Fürchte nicht das tiefe blaue Meer von April Genevieve Tucholke | Jugendbuch | Mystery | Tintenmeer
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{Rezension} Fürchte nicht das tiefe blaue Meer von April Genevieve Tucholke

In Violet Whites verschlafenem Küstenort ist nicht viel los – bis River West in Violets Gästehaus einzieht. Plötzlich wird ein Phantom gesichtet, Kinder verschwinden und ein Mann bringt sich um. Hat River damit zu tun? Er weicht jeder Frage über seine Vergangenheit aus. Violets Großmutter hat sie vor dem Teufel gewarnt – aber dass er ein Junge sein könnte, der viel Kaffee trinkt, gerne in der Sonne schläft und Violet auf dem Friedhof so küsst, dass man zurückküssen möchte – das hat sie nicht gesagt. Während der Horror eskaliert, verliebt sich Violet so heftig, dass sie River nicht mehr widerstehen kann – und genau das ist seine Absicht … (Klappentext)

Rezension

Von „Fürchte nicht das tiefe blaue Meer“ habe ich mir viel mehr versprochen. Und zunächst sah es auch so aus, als würde ich nicht enttäuscht werden. Der Anfang der Geschichte war interessant, vielversprechend. Das Setting – ein verfallendes Haus an den Klippen, in der Nähe eines kleinen Dorfs – war atmosphärisch. Die Protagonistin Violet schien ziemlich exzentrisch, was sie mir sympathisch machte. Außerdem wird schnell klar, dass es ihr nicht gut geht, dass sie sehr einsam ist und nicht über den Tod ihrer Großmutter hinwegkommt. Eben jene hatte als reiche Kunstliebhaberin ein spannendes Leben geführt, das jedoch auch unsägliche Tiefen kannte.

Violet ist aber nicht nur ob dieses Verlusts einsam. Sie lebt mit ihrem Zwillingsbruder in dem verfallenden Haus, versucht, über die Runden zu kommen, da ihre Eltern vor längerer Zeit einfach mit Sack und Pack nach Europa gereist sind, um ihr Künstlerdasein auszuleben. Um Geld zum Leben zu verdienen, entschließt sich Violet, das Gästehaus zu vermieten. So kommt River ins Spiel, ein recht undurchsichtiger Junge, bei dem man nie weiß, ob er die Wahrheit sagt. Die Autorin versucht so sehr, diesen Charakter ins Zwielicht zu rücken und Zweifel an ihm zu wecken, dass ich keine Verbindung zu ihm aufbauen konnte. Wie Violet so auf ihn abfährt, war mir die ganze Zeit über ein Rätsel. Nicht nur das, die Figur veränderte sich so sehr, dass ich einfach nichts mehr mit ihr anfangen konnte.

Von hier an ging die ganze Geschichte für mich stark bergab. Es gab keinen roten Faden, alle Handlungen sind unmotiviert aneinandergereiht. Beispielweise werden sie eingeleitet, in dem jemand einfach sagt: „Ach ich habe jetzt Lust dies und das zu tun!“ An der Stelle, an der Rivers Geheimnis enthüllt wird, habe ich ernsthaft überlegt, abzubrechen. Dieses Geheimnis an sich ist zwar ganz interessant, aber wie es enthüllt und erklärt wurde, war für mich ebenso unmotiviert wie die ganze bisherige Geschichte. Kein Feeling. Keine Spannung. Und so ging es bis zum Schluss weiter. Hier hat es die Autorin zwar noch mal geschafft, mich soweit zu packen, dass ich das Buch zu Ende gelesen habe, aber zusammenfassen könnte ich die Handlung nun eine Woche später kaum noch. Auffällig waren jedoch die vielen brutalen Stellen, vor allem gegen Ende. Für den zweiten Teil der Geschichte konnte es mich keinesfalls begeistern.

Positiv zu erwähnen ist der Schreibstil der Autorin. Violet erzählt aus ihrer Perspektive. Ihr Ton ist passend der einer jungen Frau, salopp, ein wenig zynisch, feinfühlig und poetisch. Man spürt in ihr die künstlerische Familie, von der sie abstammt. Die (wenigen) eingeflochtenen intertextuellen Bezüge machen das Lesen etwas interessanter. Leider hat es die Autorin für mich einfach nicht geschafft, diesen schönen Stil konsequent aufrecht zu halten und mit allen Figuren – vor allem ihrem Verhalten – in Einklang zu bringen.

Fazit

„Fürchte nicht das tiefe blaue Meer“ konnte mich nicht begeistern. Obwohl sich die Autorin offensichtlich Mühe gibt und einen wirklich schönen Schreibstil hat, bleiben die Charaktere sehr flach, können keine Sympathien wecken. Dafür ist ihr Verhalten viel zu seltsam, oft nicht nachvollziehbar. Auch der gesamte Plot ist sehr konstruiert, Szenen reihen sich unmotiviert aneinander, ein roter Faden ist nur schwer zu erkennen.

Bewertung

zwei_sterne

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