{Verborgene Schätze} Dezember 2014

Es ist noch dunkel draußen, während ich diese Zeilen tippe. Nicht einmal sieben zeigt die Uhr. Es ist Mitten im Dezember und darum Zeit für unsere kleinen Schätze, die Kristina und ich euch vorstellen wollen. Sie ist immer ganz schnell dabei und hat ein Buch nach dem anderen auf Lager. Ich muss zugeben, dass ich mich manchmal schwerer tue. Aber dieses Mal passt es, denn erst am Wochenende sagte mein Mann zu mir: Weißt du, ich finde es total schade, dass „The Life and Times of Scrooge“ von Tuomas Holopainen von allen so wenig gewürdigt wird. Denn das ist wohl eine der besten CDs, die ich kenne!“ Und da muss ich ihm zustimmen. Noch deutlicher könnte der Wink des Schicksals wohl nicht sein!

Sandys verborgener Schatz
The Life and Times of Scrooge von Tuomas Holopainen

Onkel Dagobert kennt vermutlich jeder, seine Geschichte dagegen weniger. Mir ist die Geldspeicherende eher ein Begriff durch „Tick, Trick und Track“, für Comics habe ich mich nicht so sehr interessiert. Höchstens mal das „Mickey Mause“-Magazin gelesen. Tuomas Holopainen kenne ich aber sehr wohl – wenn auch nicht persönlich. Er ist der Songwriter und Keyboarder der finnischen Symphonic-Metal-Band Nightwish, und was Musik betrifft, ein echtes Genie. Auch wenn man das Genre nicht mag, wird man (besonders bei den letzten beiden Alben) nicht umhinkommen die großartigen und komplexen Kompositionen zu bemerken.

Das Gleiche gilt für „The Life and Times of Scrooge“, wobei die Musik hier nicht in die Kategorie Metal, sondern Filmmusik fällt. Ein Freund von Tuomas beschreibt sein Album als eine Mischung aus Enya, Mike Oldfield und Hans Zimmer. Jeder Ton erzählt etwas und lässt die Geschichte Onkel Dagoberts zu wunderschöner Musik werden. Hauptsächlich finden sich instrumentale – oft sehr epische – Stücke auf dem Album, von niemand Geringerem als dem London Philharmonic Orchestra (u.a. die Musik für die „Herr der Ringe“- und „Der Hobbit“-Filme) eingespielt. Lediglich zwei Songs (‚A Lifetime Of Adventure’ und ‚Cold Heart Of The Klodinke’) weisen das bekannte Strophe/Refrain-Muster auf.

Für mich einfach wunderschöne Musik, die leider viel zu wenig Würdigung erfährt und viel zu unbekannt ist. Denn den Metal-Hörern fehlen oft die Rockelemente und dem Argument „Filmmusik“ fehlt schlicht der Film. Vermutlich stolpern nur die, denen der Name Tuomas Holopainen ein Begriff ist, oder jene, die den Comic über Onkel Dagobert mögen, über diese großartige Komposition. Übrigens zeichnete der original Comiczeichner Don Rosa das einzigartige Coverartwork des Albums. Somit kann man wohl sagen, das mindestens zwei Genies an diesem Projekt beteilig waren.

In Ermangelung eines Zitats hier die Verlinkung zu dem Song A Lifetime Of Adventure – einfach so wunderschön!

Kristinas verborgener Schatz
Vergiss nicht, dass du tot bist von Angela Mohr

Mein Stolz ist seit der Transplantation erwacht und ich genieße ihn, auch wenn ein Teil meines Verstandes genau weiß, dass er nur die Rache auf die Jahre der Ohnmacht ist. Auf die Jahre, als ich keinen Stolz haben konnte. Weil man keinen Stolz mehr hat, wenn man keuchend in den Armen der Freundin nach den letzten Sauerstoffmolekülen schnappt, die das Herz zu transportieren imstande ist. Weil es nicht mit irgendeiner Form von Stolz zu vereinbaren ist, wenn dieselbe Freundin einem die bereits vollgekotzte Schüssel ein zweites Mal hinhält, weil keine Zeit mehr war, sie vorher auszuschütten.

– Angela Mohr: Vergiss nicht, dass du tot bist, S. 155

Heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, das meine Erwartungen weit übertroffen hat, denn ich habe nicht damit gerechnet, dass mich dieser Jugendthriller so beeindruckt! Das brisante Thema Organspende wurde überzeugend recherchiert und lebensnah rübergebracht. Beim Lesen ist dank des jugendlich lockeren Schreibstils ein richtiger Film in meinem Kopf abgelaufen. Es schimmern wichtige Botschaften durch die Zeilen, die mich berührt und dazu gebracht haben, mir meine eigenen Gedanken zum Sinn des Lebens zu machen. Vor allem die Idee mit den verschiedenen Listen, die die Protagonistin Sabina führt (wie z. B. „Die Machtwort-Liste“, „Funreal-Songs (Lieder, die auf meiner Beerdigung gespielt werden sollen)“ und natürlich die „Ich-will-leben-Liste“), sind brillant. Hut ab!

Besonders beeindruckt hat mich Sabinas beste Freundin Yuki. Was für eine lebensechte, erfrischende und wundervolle Person! So jemanden wünscht man sich auch im wahren Leben an seiner Seite! Mit witzigen Sprüchen, bedingungsloser Treue, Ehrlichkeit und ganz viel Herz hat sie Sabina immer beigestanden und mich für sich eingenommen. Auch der „Love-Interest“ Adrian ist ein toller Charakter, der durch und durch sympathisch ist und mit Sabina wunderschöne, ehrliche Gespräche führt.

Der Thriller-Anteil passt perfekt in die Geschichte und gibt ihr das gewisse Etwas, da man nie weiß, was real oder Einbildung ist, und so habe ich eifrig mitgerätselt. Kurze Abschnitte aus Sicht des Täters erhöhen die Spannung zusätzlich. Ich hab immer weiter und weiter gelesen und das Buch an einem Tag verschlungen, weil ich wissen wollte, wie sich am Ende alles auflöst und ob es für die Charaktere überhaupt ein gutes Ende geben kann … Stichwort Ende: Es hat mich nicht enttäuscht und richtig mitgenommen – wahnsinnig emotional! Besonders zwei Szenen haben mich so sehr berührt, dass mein Herz schneller schlug und die Bilder auch jetzt immer noch in meinem Kopf präsent sind.

Mein Fazit: Die Geschichte ist völlig zu Unrecht so unbekannt und sollte von jedem gelesen werden, da allein die Lebensweisheiten es so wertvoll machen. Wenn ich mal Kinder habe, drücke ich es ihnen auf jeden Fall in die Hand. Wirklich ein großartiges, lebensbejahendes Jugendbuch, das noch lange nachwirkt!

Zum Stöbern die Homepage der Autorin: www.angela-mohr.de