Verborgene Schätze

3. Blog-Geburtstag + {Verborgene Schätze} Februar 2015

Herzlich willkommen bei unserem monatlichen Feature, den Verborgenen Schätzen, und dem dritten Blog-Geburtstag des Tintenmeeres! Gut, dass WordPress sich so was merkt, denn mir fehlt dafür meist die Peilung! ;)

Also lasst die Sektkorken knallen und feiern wir drei Jahre Bloggen und Bücher, die uns zum Lachen und zum Weinen und manchmal zu beidem gleichzeitig bringen! Seit der ersten Rezension – Jason Lethcoe „Wings: Der mysteriöse Mr Spines“ – sind noch viele, viele dazugekommen. 86, wenn ich mich nicht verzählt habe. Und natürlich ganz viele Buchtipps, neue Bücher für meinen SuB, Geblubbel, Chaosnotizen und Plauderstündchen. Und nicht zu vergessen, das spektakulärste Ereignis von 2014, die „Berufung“ meiner Co-Autorin.

Ich wünsche dem Tintenmeer noch viele weitere schöne Jahre in der wunderbaren Welt der Buchblogs. Auch wenn die Zeit zum Lesen und Bloggen oft zu knapp ist, freue ich mich doch, dass der Blog ein wenig angekommen ist, seine Leser und Kommentatoren gefunden hat. Ich danke euch allen da draußen für das Lesen unserer kleinen digitalen Botschaften! Und ganz besonders denen, die sich auch die Zeit nehmen, uns hin und wieder ein paar Zeilen zu schreiben. Gemeinsam arbeiten wir übrigens auf den 300. Post zu! Vielleicht schaffen wir ja mal die 1000! :D

Nun wünsche ich euch viel Spaß mit den Verborgenen Schätzen im Februar 2015. Ihr werdet sehen, dass wir uns dieses Mal ähnliche Schätze ausgesucht haben und dazu sei erwähnt, dass wir uns nie absprechen und uns nicht vorher verraten, welches Buch wir vorstellen wollen.

Sandys verborgener Schatz
Innerste Sphäre von Sarah Fine

Ich gehe nirgends hin. Das waren die letzten Worte, an die ich mich erinnerte, ehe eine schwarze Flut die Welt wegspülte, Mauern zum Einsturz brachte, mich erstickte und begrub. Erinnerungen durchzuckten das lange, langsame Abgleiten in den Abgrund.

– Sarah Fine: Innerste Sphäre, S.269

Als ich auf „Innerste Sphäre“ von Sarah Fine aufmerksam wurde, habe ich mit einer netten, vielleicht ein wenig düsteren Fantasygeschichte gerechnet. Schon der Prolog ließ erahnen, dass die folgende Geschichte sicher mehr als nur nett sein würde. Der Schreibstil der Autoren – vielmehr die Erzählweise von Protagonistin Lela Santos – hat mich sofort begeistert. Aber halt! Erst mal zur Geschichte.

Lela ist gerade mal 17 und hat schon richtig viel durchgemacht. Sie ist kaputt – wie ihre Freundin Nadia einmal feststellte. Kaputt vom Missbrauch durch ihren Pflegevater, einem Selbstmordversuch und einem Jahr im Jugendknast. Was sie rettete und ihr eine Zukunft gab, war die Begegnung mit Nadia. In anderen Geschichten wäre sie genau das Mädchen, das Lela das Leben zur Hölle machen würde, die Schöne, die allseits Beliebte. Hier ist das Gegenteil der Fall. Denn in ihrem Inneren ist auch Nadia kaputt, wenn auch auf eine andere Weise – depressiv, drogenabhängig, selbstmordgefährdet. Nach außen wahrt sie den schönen Schein.

Schon nach wenigen Seiten ist also klar, dass dies hier garantiert keine locker-flockige Highschool-Fantasy-Geschichte sein kann. Sarah Fine nimmt sich mehrere Kapitel Zeit für die Einführung in die Geschichte und in die Gefühlswelt der Figuren, bevor es fantastisch wird. Allerdings führt uns der Weg nicht in eine schöne, epische Welt mit Drachen, Zauberern und Feen, sondern geradewegs in die Hölle: in die Stadt der Selbstmörder. Hierher folgt Lela ihrer Freundin Nadia, die das Leben nicht mehr ertragen hat, um sie vor dem Grauen dieses hoffnungslosen und dunklen Ortes zu retten. Obwohl Lela sehr stark, mutig und aufopferungsvoll ist und die Stadt noch von ihrem eigenen Selbstmordversuch kennt, kann sie allein hier nicht lange bestehen.

Hilfe – ­wenn auch widerwillige – bekommt sie schließlich von den Wächtern der Stadt. Angeführt werden diese von Malachi. Und wir ahnen es schon, Lela und er verlieben sich. Dennoch überschattet die Liebesgeschichte zwischen beiden nicht das ganze Geschehen. Lelas Hauptziel, Nadia zu finden und zu retten, verliert sie über ihre Gefühle für Malachi nie aus den Augen. Und sie wird auch kein dummes Schaf wie manch andere Protagonistin. Lela bleibt ihrem Wesen treu. Sie ist stark und zugleich schwach, taff, kämpferisch und humorvoll. Wegen des Missbrauchs fürchtet sie aber auch den Kontakt und die Berührung von anderen Menschen.

Besonders schön waren für mich die mehr oder wenigen präsenten großen Themen, die diese Geschichte von der Ebene einer bloßen Romanze abheben: Damit meine ich aber nicht nur die große Freundschaft zwischen Lela und Nadia, die über den Tod hinausgeht und bis zum Schluss auch von großer Opferbereitschaft zeugt, sondern auch den Verlust, der mit dem Tod einhergeht, Gnade, die keiner erwarten kann, und das Erkennen und nicht nur das Ansehen des anderen. Die Autorin beschreibt den Missbrauch und was es mit einem macht sehr emotional, ebenso wie die Verzweiflung, die den Selbstmord begleitet und auch in der Hölle nicht von den Menschen ablässt. Die Stadt der Selbstmörder ist ein Spielbild er Realität, denn die meisten können – wie im Leben – nicht von ihren depressiven Gedanken ablassen, finden keine Erlösung. Sie werden hier aber nicht von einem teuflischen Wesen gequält, wie man denken könnte, sondern von sich selbst, der eigenen Schwäche, die es zu überwinden gilt. Viele versuchen, der Leere mit Materialismus entgegenzuwirken – was aber, wie in der Realität, nicht funktioniert.

Ana erzählte davon, wie sie in diesen Straßen patrouilliert und Menschen beobachtet hatte, die riesige Müllmengen in die Hochhäuser schleppten. Die Bewohner hier waren gewillt, ihre kostbaren Schätze bis zum Ende zu verteidigen. Sie sammelten Ramsch, bis sie in ihren Wohnungen gefangen waren, begraben unter all ihren Wünschen und den Dingen, die sie anhäuften, um die Leere zu füllen, die sie in den Selbstmord getrieben hatte.

– Sarah Fine: Innerste Sphäre, S.176

Aber keine Sorge! Die Geschichte ist nicht nur düster, wie man jetzt denken könnte. Sie ist auch abenteuerlich, witzig, sarkastisch und gefühlvoll. Alles in allem also eine großartige Mischung und eine Geschichte, die dringend mehr Aufmerksamkeit verdient. Außerdem der Auftakt einer Trilogie (leider gibt es nur Teil 1 auf Deutsch) und das Ende, das wirklich gelungen ist, macht definitiv Lust aufs Weiterlesen!

Die Bücher von Sarah Fine wurden leider nur über AmazonCrossing verlegt und haben keinen deutschen Verlag – echt eine Schande. Auf der Homepage der Autorin solltet ihr euch mal umsehen, falls ihr sie noch nicht kennt!

Kristinas verborgener Schatz
Als die schwarzen Feen kamen von Anika Beer

Ihr Lieben, holt die Tröten raus, setzt die Partyhüte auf und seid herzlich willkommen zu unserem Jubiläumspost! *passende Musik einspiel* Ich gratuliere meiner Blogmama ganz lautstark und singe „Happy Birthday to youuuuuuuu, happy Birthday to youhuuuuuu!“ zum dritten Bloggeburtstag! :D Danke euch auch für eure lieben Kommentare, vor allem zu meinem ersten Artikel, meiner Warner-Vorstellung, die erstaunlich viel Anklang bei euch gefunden hat. Ich freue mir jedes Mal einen Loch in den Bauch und weiß jeden einzelnen eurer Kommentare zu schätzen! <3 Gleichzeitig ist das unser 290. Post – die 300 ist zum Greifen nahe – und dafür habe ich mir ein ganz besonderes Buch herausgesucht, das mich schon eine ganze Weile begleitet und zu dem die liebe Sandy auch eine Rezension geschrieben hat. Die Geschichte hat sie ebenso begeistert wie mich und dafür gab´s die volle Sternenzahl!

Marie fröstelte und wickelte sich wieder in ihre Decke. Was war das bloß für ein irrsinniger Traum gewesen? Alles hatte sich so echt angefühlt! Sie konnte den leicht beißenden Geruch der Asche immer noch riechen. Und diese Wolke … Unzählige geflügelte Wesen mit glühenden Augen und spitzen Zähnen. Wie kam sie bloß auf so was? Das war nicht nur unheimlich, das war grotesk.

– Anika Beer: Als die schwarzen Feen kamen, S. 29f.

Ich freue mich also besonders, euch jetzt eines meiner absoluten Lieblingsbücher aller Zeiten vorzustellen, mein „All-Time Favorite“. :) Es hat jetzt schon drei Jahre auf dem Papierbuckel, ist aber immer noch so präsent wie damals, als ich es in meinem Nordseeurlaub verschlungen habe. Und das Erste, was auffällt: Das wunder-, wunder-, wunderschöne Cover! Seht euch doch mal diese wundervollen schwarzen Schmetterlinge in Kombination mit dem düsteren Grün an und dazu noch die glänzenden Lack-Details! Im Buchladen konnte ich einfach nicht daran vorbeigehen. Und dafür bin ich heute unheimlich dankbar, denn so habe ich eine der schönsten Geschichten überhaupt entdeckt!

Nach den ersten paar Zeilen fiel mir gleich der wunderschöne, bildliche und fantasievolle Schreibstil auf, der mich tief in das Geschehen hineingesogen hat. Es passiert mir nicht oft, dass ich mich dermaßen in einen Schreibstil verliebe und jedes Wort begierig aufsauge, um ja nichts zu verpassen. Ich habe ganz oft wohlig aufgeseufzt und manche Sätze doppelt und dreifach gelesen, um sie richtig zu genießen. Das ist Poesie pur! *hach*

Außerdem finde ich die kreativen und neuartigen Ideen der Autorin wirklich grandios! Zum Beispiel die Schattenwesen, die Gabriel sehen kann, die schwarzen Feen und Maries Obsidianstadt. Ich liebe, nein VEREHRE sie. Denn sie haben mein Unterbewusstsein angesprochen und sind etwas völlig Neues in der Welt der Phantastik.

Gut und wichtig finde ich auch, dass die Autorin nicht vor ernsten Themen zurückschreckt, wie Problemen in der Familie und in ihrem anderen Jugendbuch „Wenn die Nacht in Scherben fällt“ behandelt sie auch familiäre Gewalt. Man bekommt keine weichgespülte „Sie-trifft-ihn-und-gemeinsam-besiegen-sie-das-Böse“-Geschichte. Nein. Es kommt mir alles sehr realistisch vor (trotz Fantasy-Elementen), denn im Leben ist auch nicht alles „Friede, Freude, Eierkuchen“. Ich bin ja sowieso ein Fan von düsteren, psychologischen Geschichten und es war, als hätte die Autorin in meinen Kopf geschaut und sie für mich persönlich geschrieben. Genau so fühlt es sich an.

Ich liebe übrigens auch ihr zweites Jugendbuch „Wenn die Nacht in Scherben fällt“ (es sind beides voneinander unabhängige Einzelbände) und muss beide Bücher unbedingt ein zweites Mal verschlingen, um noch einmal dieses besondere Gefühl zu erleben … *seufz*

Mein Fazit: Die Geschichte um Marie und ihre schwarzen Feen, Gabriel und seine Bestie und andere Schattenwesen ist absolut filmreif! Sie hat einen Punkt in mir berührt und mich auf einer tieferen Ebene angesprochen, was bei mir nicht oft vorkommt. Der atmosphärische Schreibstil hat mich komplett von der Realität abgeschnitten und mich in die faszinierend andere Welt eintauchen lassen. Fesselnd, düster und wunderschön. Ein Must Read und ich denke stets mit einem breiten Lächeln daran zurück. <3

Liebe Anika, ich danke dir von Herzen für dieses außergewöhnliche Lesevergnügen! Ich ziehe meinen imaginären Hut vor deiner Genialität und bleibe deine treue Leserin – für immer und ewig! ;)

Abrupt drehte Gabriel sich um und ging mit festen Schritten in sein winziges Badezimmer. Hier, versteckt in einem Spalt zwischen Duschkabine und Wand, stand der einzige Spiegel, den es in seiner Wohnung gab. Er hatte ihn abgehängt, um nicht öfter als nötig hineinsehen zu müssen. Sein eigenes Gesicht zu betrachten und das, was dahinterlag, machte es ungleich schwerer, sich gegen die düstere Anziehungskraft seiner Schattenkreatur zu wehren. Aber gerade jetzt wollte er das ja nicht.
Mit einem tiefen Atemzug griff Gabriel nach dem Spiegel und trug ihn ins Wohnzimmer hinüber. Auf dem Sofa hielt er das kalte Glas mit der reflektierenden Seite nach unten auf den Knien und versuchte, sich geistig darauf vorzubereiten, was er gleich sehen würde.
Das Gesicht seiner Bestie.

– Anika Beer: Als die schwarzen Feen kamen, S.45

Zum Stöbern die Homepage der Autorin.

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Artikelbild: Freepik und Unsplash/Alejandro Escamilla

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4 Comments

  • Reply Lady Moonlight 16. Februar 2015 at 14:54

    Happy Birthday! Auf viele weitere Posts und Rezensionen :)

    Liebe Grüße,
    Lady Moonlight

    • Reply Kristina 16. Februar 2015 at 15:21

      Oh, dankeschön! :) Wir geben uns Mühe und stoßen auch auf viele weitere buchtastische Jahre mit euch an! <3

      Liebe Grüße zurück!

      Kristina

    • Reply tintenmeer 16. Februar 2015 at 18:00

      Vielen, vielen Dank! :D

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