Verborgene Schätze

{Verborgene Schätze} März 2015

Hallo ihr Lieben! Heute gibt’s für euch unsere Verborgenen Schätze vom Monat März. Noch mal zur Erinnerung: Hier stellen wir euch einmal im Monat die Bücher (oder auch mal Filme und Cds) vor, von denen wir begeistert sind und von denen wir glauben, dass sie ganz dringend mehr Aufmerksamkeit benötigen. Also Bühne frei!

Kristinas verborgener Schatz
Masken – Unter magischer Herrschaft von Mara Lang 

„Die Maske zappelte ungeduldig, kaum dass der Prinzipal sie aus der Schale genommen hatte, so als könnte es ihr nicht schnell genug gehen. Behutsam legte er sie Ferin auf. Sie verharrte unbeweglich und mit gesenkten Lidern. Die lebendige Schicht flatterte über ihr Gesicht, suchte nach ihrem Platz, linderte das Brennen. Es war wie die Berührung kühler Fingerkuppen, hastig, aufgeregt, fieberhaft. Und doch gezielt. Noch während sich die Falten glätteten, sich Haut an Haut band, durchflutete Ferin nie gefühltes Selbstvertrauen. Eine sanfte Welle, die jegliche Verkrampfung ihrer Muskeln löste. Sie streckte sich, machte einen tiefen Atemzug und stieß ihr altes Selbst von sich. Es würde sie nie wieder belasten.“

– Mara Lang: Masken, S. 18

Oh Gott, wo fange ich nur an? Es liegt jetzt schon mehr als 2 1/2 Jahre zurück, dass ich „Masken – Unter magischer Herrschaft“ gelesen habe und es hat mich so beeindruckt, dass einige Szenen und Bilder mir auch heute noch präsent sind wie ein guter Film. Also wenn das kein Grund ist, es bei unseren „Verborgenen Schätzen“ vorzustellen, weiß ich auch nicht!

Ich würde die Geschichte in die Genres Abenteuer und Fantasy einordnen, und wenn das euer Geschmack ist, kommt ihr an „Masken“ einfach nicht vorbei! Gleich am Anfang hat mich der bildhafte, tiefgründige Schreibstil gefangen genommen. Kaum zu glauben, dass es sich um das Debüt der Autorin handelt, so ausgereift ist die Sprache. Die Ideen mit den zwei Völkern, die sich bekriegen, die Flucht in den Dschungel und die Bedeutung der Masken finde ich neu und sehr kreativ. Ich habe noch nie etwas Ähnliches gelesen. Das war auch der Grund, warum ich mir das Buch damals gekauft habe.

Dabei ist auch die Umsetzung wahnsinnig gelungen und – für mich besonders wichtig – die Idee bis zum Ende durchdacht (was mir bei anderen Büchern manchmal fehlt, in denen die tolle Idee nur als „Aufhänger“ genommen, aber nicht näher beleuchtet wird). Wir lernen hier auch die Hintergründe der Masken kennen: Was sie genau bedeuten, wo sie herkommen und und und …

Außerdem glänzen die unterschiedlichen Charaktere mit ihren Besonderheiten, Ecken und Kanten. Keine Person gleicht der anderen, jede hat ihren berechtigten Platz in der Geschichte. Und wo wir schon bei den Charakteren sind: Der Tiger war besonders toll!

Und dann erst der Schluss, ihr Lieben, DIESER SCHLUSS! Die letzten 100 Seiten waren atemberaubend, sodass ich nicht mit Lesen aufhören konnte und alles wie in einem Rausch verschlungen habe. So berührend und traurig, dass ich fast geweint hätte und das passiert mir so gut wie nie bei einem Buch! Ich habe auch selten so einen actiongeladenen und spannenden Endkampf gelesen, in dem jeder Charakter zum Zug kommt und zeigen darf, was in ihm steckt. Ein phantastischer Film ist in meinem Kopf abgelaufen. Ganz großes Kino!

„Das Leben ist nichts, was einem zugeflogen kommt. Man muss es sich erarbeiten, Stück für Stück. Meist ist es anstrengend, hart und entbehrungsreich, und oft genug ist es schmerzhaft. Aber manchmal … ist es traumhaft schön. Je mehr du davon bekommst, desto mehr willst du, und doch zerrinnt es dir unter den Fingern. Es ist kostbar. Viel zu kostbar, um es einfach wegzuwerfen.“

– Mara Lang: Masken, S. 114

In dem Zitat seht ihr die wertvolle Botschaft, die direkt bei mir ankam. Es geht um Freiheit, Mut, darum, nichts auf Oberflächlichkeiten und Äußeres zu geben, zu sich selbst zu stehen und nicht zuletzt um den Wert von Liebe und wahren Freunden. Perfekt dargestellt durch die Entwicklung der Protagonistin vom ängstlichen, unterdrückten Mädchen zu einer mutigen und selbstbestimmten Frau, die sich nicht mehr versteckt und ihre Zukunft selbst in die Hand nimmt. Ihr seht: Ganz große Themen – wahrer Heldenstoff!

Mein Fazit: „Masken – Unter magischer Herrschaft“ ist ein flammendes Plädoyer für Freiheit, Mut und Selbstbestimmung! Es zeigt, wie hart man kämpfen muss, um einen Platz zu finden, an den man gehört. Oder um es mit den Worten von Bob Kelso aus „Scrubs“ zu sagen: „Nichts auf dieser Welt, das sich zu haben lohnt, fällt einem in den Schoß.“ Unbedingt selbst lesen und erleben!

„Alles sah echt aus, kein Zweifel: Es war ihre Haut, ihr Gesicht. Nur das Gefühl in ihrem Herzen war nicht echt. Was war es nur, das sie an ihrem Spiegelbild so irritierte? Du bist nicht bei Verstand, Ferin, tadelte sie sich. Dein Leben lang hast du dich nach Schönheit gesehnt, und jetzt, wo es so weit ist, stehst du hier und suchst nach deinem alten Ich? Ist dir entfallen, wie sehr du darunter gelitten hast?
Die Konvention hatte sie zum Schweigen verdammt. Und zum Verstecken. In grauen Kitteln, im Dämmerlicht enger Gassen, vor den Blicken der Merdhuger. Hinter ihren Haaren und ihren Armen, ihrem Schutzschild. Sie versteckte sich sogar vor sich selbst. Jeden Tag, immerzu.“

– Mara Lang: Masken, S. 30

Zum Stöbern die Homepage der Autorin: www.mara-lang.com

Sandys verborgener Schatz
Harpyienblut von Daniela Ohms

Daniela Ohms - HarpyienblutHeute will ich meine paar Zeilen nutzen, um euch noch mal ein Buch in Erinnerung zu rufen, das ich einfach nur wunderschön fand und das so viel mehr Aufmerksamkeit verdienen würde: „Harpyienblut“ von Daniela Ohms. Es ist auch bei mir schon einige Jahre her, dass ich es gelesen habe, fragt man mich aber nach den besten Büchern bzw. Autoren, Daniela ist mit Sicherheit ganz oben mit dabei. Die Geschichten, die sie schreibt sind fantastisch, haben aber eine so reale Dimension, dass man das schnell mal vergisst. Das liegt besonders an ihren Figuren, die so komplex und lebensecht erschaffen wurden.

Auch in „Harpyienblut“ ist das nicht zu übersehen. Zwar ist das Personal bei Daniela Ohms meisten nicht so umfangreich, dafür bekommt man aber auch etwas Echtes, etwas, das nicht bloß eindimensional ist und dafür liebe ich ihre Geschichten und ihre Figuren.

Was mich am meisten bewegt hat, war die Dunkelheit, das Grauen, das sich immer wieder zwischen den Zeilen versteckt. Die Autorin präsentiert hier einfach keine 0815-Geschichte, bei der das einzige Problem der Übernatürlichen ist, nicht entdeckt zu werden oder irgendwelche Pseudoseelenqualen zu erleiden. Die 18-jährige Lucie soll ihrer Pflicht als Harpyie nachkommen und die Seelen verstorbener Kinder in neue Körper bringen. Was zunächst noch gnädig klingt, ist aber auch verbunden mit den schlimmen Schicksalen dieser Kinder, die da zu Tode gekommen sind. Und auch mit denen, die sie im nächsten Leben erwarten. Wirklich harter Tobak, den man nicht so leicht abschüttelt. Und Lucie auch nicht. Sie kämpft: gegen diese Bestimmung; um Selbstbestimmung; darum ihr Leben zu behalten; mit dem Anderssein; um ihre Freundschaft, Liebe und um ihre Menschlichkeit.

Lucie zögerte. Sie konnte es nicht tun, konnte die Seele nicht diesem Schicksal überlassen. Es musste einen besseren Weg für das Mädchen geben, einen, über den sie selbst entscheiden konnte.
Die Seele in ihren Armen erwachte. Lucie fühlte ihre Verwirrung, fühlte, wie der passende Moment allmählich verstrich. Die Seele wurde unruhig. Nach und nach erfasste sie, dass Lucie sich nicht entschließen konnte. Plötzlich fing das Mädchen an zu schreien. Lucie musste sie wegbringen. Hastig flog sie aus dem Fenster. Doch die Kleine schrie weiter, die Stimme klirrte in Lucies Ohren.

– Daniela Ohms: Harpyienblut, S.267

Thematisch gibt es bei Daniela Ohms schon ganz großes Kino, aber beim Schreibstil wird auch nicht gegeizt. Den liebe ich genauso wie die Geschichten und die Charaktere. Einfach so wunderschön. Und vor allem auch nie gleich. Sie passt sich den Situationen an, die sie beschreibt, schreibt so, wie es die Situation erfordert: nüchtern, wo wir mehr nicht ertragen könnten, blumig, wo wir verweilen wollen. In ihren Geschichten wird es nie langweilig, nie unpassend, nie zu kurz und nie zu lang – für mich jedenfalls nicht.

Es waren viele Haare, die sich den sammelnden Fingern entzogen hatte, ganze Büschel und Strähnen, die sich unter dem Laub einrollten und mit ihm zusammen durch den Park trieben, über den Rasen, die Blumenbeete, die Wege, bis der Regen die Härchen nach und nach voneinander trennte und sie in harten Tropfen in die Erde drückte. Nur die Geister spürten die Unruhe, das leichte Beben, das in Wellen unter ihren Füßen entlanglief, während der Boden die Samen einsaugte.

– Daniela Ohms: Harpyienblut, S.229

Schaut doch mal auf der Homepage der Autorin vorbei: daniela-ohms.de

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5 Comments

  • Reply Lady Moonlight 30. März 2015 at 16:08

    „Harpyienblut“ und „Masken“ habe ich gleich auf meine WuLi gepackt :) Danke für die tollen Tipps! Von den Büchern höre ich heute zum ersten Mal.

    Liebe Grüße :)

    • Reply Kristina 31. März 2015 at 16:48

      Oh wow, das ist ja super!

      Schön, dass dir unsere Tipps gefallen (und dann auch gleich BEIDE *_*) und toll, dass du sie dir notiert hast. <3 Hoffentlich gefallen dir die Bücher dann auch so gut wie uns. ^^

      Ganz ganz liebe Grüße zurück und danke für deinen Kommi! :)

      Kristina

  • Reply Monika Schulze 2. April 2015 at 13:39

    „Masken“ schau ich mir auch immer wieder an, aber irgendwie konnte ich mich noch nie dazu durchringen, es wirklich zu kaufen. Tja, vielleicht sollte ich das schön langsam mal ändern ;)
    Danke für Eure Tipps :)

    Liebe Grüße,
    Moni

    • Reply Kristina 2. April 2015 at 13:58

      Hallo liebe Moni! ^^

      Ja, du solltest es dir unbedingt mal näher anschauen, es ist wirklich ein ganz besonderes, tiefgründiges Buch und ich bin immer noch so geflasht davon! *_* Vielleicht einfach mal in die Leseprobe reinschnuppern? Da hatte es mich gleich gepackt. :) Und es ist ein Einzelband, yay! :D

      Ganz ganz liebe Grüße und danke für deinen Kommi! <3

      Kristina

  • Reply 20 Bücher, die ihr diesen Herbst lesen müsst | Tintenmeer 28. August 2019 at 15:59

    […] Langs Debüt „Masken“ (2012) fand ich richtig beeindruckend und es blieb mir im Gedächtnis. Leider trafen ihre […]

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