Verborgene Schätze

{Verborgene Schätze} Juni 2015

Da hat doch schon wieder jemand an der Uhr gedreht! Ist der nächste Monat wirklich schon rum? Da kommt man ja gar nicht mehr mit dem Lesen hinterher. Gut, dass wir beide unserem Hobby schon seit Jahren frönen. Heute haben wir euch wieder zwei echte Schätze aus unserem Bücherregal gekramt. In der Hoffnung, dass wir euch damit anstecken und den Schätzchen zu neuen Lesern verhelfen können.

Sandys verborgener Schatz
„Nachtlilien“ von Siri Lindberg

Rezension | Nachtlilien | Siri Lindberg | Fantasy | Romantasy | Romance | Drachen | Fluch | Liebe | Elben | Piper Verlag | Roman | tintenmeerAn „Nachtlilien“ bin ich vor Jahren durch puren Zufall gekommen, und als ich das Buch damals zu Hause das erste Mal aufschlug, hat es mich fast aus den Latschen gehauen! Fast 600 Seiten und gefühlt klitzekleine Schrift! Ich weiß noch, dass ich leicht demotiviert an die Lektüre gegangen bin und das Buch dann … an einem Wochenende durchgelesen habe. Ich konnte und wollte es partout nicht aus der Hand legen. Es war einfach so was von großartig, mega, grandios! GRANDIOS! Wirklich!

Es geht um Jerusha, eine junge Bildhauerin, die bald ihren Verlobten heiraten will. Im Wege steht ihr allerdings ein Fluch. Die Frauen ihres Clans sind dazu verdammt, die Männer, die sie lieben, zu verraten. Keine gute Voraussetzung für ihre zukünftige Ehe, findet auch Jerusha und zieht los, um den Fluch zu brechen. Auf ihrem Weg begegnet sie dem Elitekrieger Kiéren. Der ist zwar stark und mutig, hat aber ein entscheidendes Handicap. Er ist nämlich blind, weil er in der Schlacht schwer verletzt wurde.

Das klingt jetzt schon ziemlich nach schmalziger Lovestory ohne viel Tiefgang, aber keine Sorge, das ist es überhaupt nicht! Versprochen! Sehr schnell trennen sich die Wege von Jerusha und Kiéran nämlich wieder, da beide unterschiedliche Ziele verfolgen, und es soll noch viel passieren, bis die zwei sich wieder begegnen. Diese Entwicklung der Handlung war so richtig fies!! Aber auch gut. Es war wirklich großartig, dass die Autorin beiden Charakteren so viel Freiraum gegeben hat, sich ganz unabhängig voneinander darzustellen und auch zu entwickeln. Dennoch habe ich wirklich fieberhaft darauf gewartet, dass die sehr verschlungenen Pfade Jerusha und Kiéran endlich wieder zusammenführen. Zum Glück wird es in beiden Geschichten, die man als Leser abwechselnd verfolgen darf, nie langweilig. Im Gegenteil, die Autorin lässt ihre Protagonisten so einiges mitmachen, was selbst mich hin und wieder mal schlucken ließ. Das lag natürlich auch daran, dass mir die beiden Protagonisten direkt ans Herz gewachsen sind. Ich mochte beide auf Anhieb: Jerusha, die mal unsicher, aber gleichzeitig total mutig ist, und Kiéran, aufbrausend und selbstironisch. Beide haben ausgefeilte Charaktere, in denen man immer wieder einen Neuen Zug entdecken kann.

Beim Lesen der Geschichte hatte ich ganz lange und immer wieder das Gefühl, einen historischen Roman in der Hand zu haben. Ein Kniff, den die Autorin extra angewandt hat, damit die Leser die fantastischen Wesen, die es in ihrer Welt Ouenda gibt, mit Jerusha gemeinsam entdecken können. Der Plan ist meiner Meinung nach perfekt aufgegangen. Ich konnte ganz schnell in diese mittelalterlich-fiktive Welt eintauchen, mir ein Bild machen, mich in die Figuren einfühlen, und das so tief, dass ich nach dem Ende des Buches eine ganze Weile gebraucht habe, um überhaupt wieder aufzutauchen. Wenn Bücher so etwas schaffen, dann sind sie wahre Schätze.

Leider hat diese Geschichte offensichtlich in der breiten Masse nicht so viel Aufmerksamkeit gefunden, wie ich es ihr gewünscht habe. Ein zweiter Teil (wobei es den für die Geschichte nicht unbedingt braucht) wurde vom Piper Verlag erst angekündigt und dann wieder abgesagt. Zum Glück hat Siri Lindberg ihr Herz ebenso in Ouenda gelassen wie ich und viele ihrer begeisterten Leserinnen und Leser. Letzten Sommer erschienen die beiden Fortsetungen „Lilienwinter“ und „Winterdrachen“ in Eigenregie.

www.siri-lindberg.de

Kristinas verborgener Schatz
„Sommerpest“ von Petra Schwarz

Das Meer vor mir verschwamm zu einem Einheitsblau mit dem wolkenlosen Himmel. Ich versuchte, die Worte des Polizisten zu einem Bild zusammenzufügen, aber es gelang mir einfach nicht. Es war, als würde ich ein Kartenhaus bei Windstärke zehn bauen. Ich wollte etwas tun. Ich wollte die Zeit zurückspulen und alles richtig machen. Ich wollte wissen, was passiert war. Aber vor allen Dingen wollte ich Leo finden. Stattdessen stand ich hier an diesem Strand, an diesem Ort, an den wir niemals hätten fahren dürfen. Warum nur hatte ich nicht den Zug verpasst? Warumwarumwarum? Ich malte mir aus, wo sie stecken könnte, und machte damit in mir alles nur noch schlimmer.

– Petra Schwarz: Sommerpest, S. 196

Rezension | Sommerpest | Petra Schwarz | Jugendbuch | Urlaub | Schwanengrab | Jugendthriller | dtv Verlag | Sommer | tintenmeerHeute gibt es einen Jugendthriller für euch, den ich letzten Sommer innerhalb kurzer Zeit verschlungen habe! Ich mochte schon den Vorgänger „Schwanengrab“ von Petra Schwarz, aber „Sommerpest“ steigert sich sogar noch. Es ließ sich schnell und super spannend weglesen und ist die perfekte Urlaubslektüre – am besten, wenn ihr auch ans Meer fahrt wie die Hauptperson Paulina. Deshalb stelle ich es auch extra im Juni vor. ;) Ich war total gebannt, konnte es im wahrsten Sinne des Wortes nicht aus der Hand legen und habs überallhin mitgenommen, um jederzeit weiterschmökern zu können.

Was mir bei Thrillern immer besonders wichtig ist, ist selbst mitzurätseln und verrückte Theorien aufzustellen. Das konnte ich hier voller Elan und hatte zwischendurch so ziemlich jeden in Verdacht. Meine Gedanken sind ordentlich rotiert. Das Buch ist also auf keinen Fall anspruchslos oder zu einfach gestrickt, denn man muss schon aufmerksam lesen, um alle Hinweise mitzubekommen. Häufige und kurze Sichtwechsel waren klug eingestreut und haben mich durch die Seiten fliegen lassen. Vor allem die Abschnitte des Täters waren sehr intensiv und seine teils wirren Gedanken toll beschrieben. Das Pestgedicht, das mit eingebracht wurde (und einen schönen Bezug zum Titel herstellt), gab der Geschichte einen angenehm düsteren Touch.

Mein heimlicher Held war übrigens Muffin, ein ganz besonderer Hund, der eine wichtige Stellung in der Geschichte einnimmt. Auch fand ich die ganze Geschichte sehr realistisch umgesetzt und so etwas kann leider jederzeit irgendwo passieren … Wenn ich heute an das Buch zurückdenke, sind mir vor allem Paulinas Gedanken und Gefühle im Gedächtnis geblieben, die sehr berührend und authentisch dargestellt wurden, das hat mich nachhaltig beeindruckt!

Und zum Abschluss fand ich den Epilog perfekt gewählt, weil alle wichtigen Infos zum Ausgang der Geschichte geliefert werden und sich der Kreis schließt, sodass man zufrieden mit dem Buch abschließen kann.

Mein Fazit: Einer der fesselndsten Jugendthriller, die ich bisher gelesen habe, und für alle, die spannende Geschichten mögen die perfekte Sommer- und Urlaubslektüre! Am besten direkt am Strand lesen, auch wenn es euch dann frösteln könnte! ;)

In der Sehnsucht nach ein bisschen Halt umklammere ich das Büschel in meinen Händen. Ein vermeintlicher Halt. Dunkelheit, tiefschwarz, umgibt mich wie eine Mauer, doch die Geräusche lässt sie durch. Ein Scharren … das Nagen hinter Holz. Ich erschrecke nicht. Nicht mehr. Für einen Moment ist es das Einzige, was ich wahrnehme, bis sich ein anderes Geräusch dazumischt. Schritte. Seine Schritte! Sie werden lauter, kommen näher. Das Kratzen verstummt schlagartig. Die Ratten laufen weg. Ich kann es nicht. Dann öffnet sich die Tür. Der Lichtstrahl fällt direkt in mein Gesicht, verdrängt die Dunkelheit, lässt die Mauer einstürzen. „Zeit für dich, Engelchen.“

– Petra Schwarz: Sommerpest, S. 7

Zum Stöbern die Homepage der Autorin.

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5 Comments

  • Reply bookexperiences 16. Juni 2015 at 11:24

    Hallo :) ein wirklich toller Beitrag! Nachtlilien habe ich vor Jahren auch gelesen. Zwar kann ich mich nicht mehr an Details erinnern, aber trotzdem habe ich die Geschichte sehr positiv in Erinnerung behalten.

    Der vorgestellte Jugendthriller ist mir noch unbekannt, wird in Gedanken aber schon mal festgehalten ;)

    Liebe Grüße
    Juliana

    • Reply Kristina 17. Juni 2015 at 9:26

      Hallo Juliana! :)

      Ui danke für deine Kommi, ist doch immer wieder schön zu sehen, dass man gelesen wird. <3

      Den Jugendthriller kann ich dir wirklich für den Strand oder Sommerurlaub empfehlen, dann kommt das Feeling der Geschichte perfekt rüber. ;) Wirklich super spannend für zwischendurch und keinesfalls anspruchslos!

      Ganz ganz liebe Grüße zurück!

      • Reply bookexperiences 21. Juni 2015 at 16:40

        Ich weiß genau was du meinst. Manchmal fühlt man sich ein kleines bisschen einsam, wenn wenig Feedback auf die eigenen Beiträge kommt. Freue mich auch immer über jeden Kommentar. Und eure Beiträge sind dermaßen lesenswert, dass ich wahnsinnig gerne regelmäßig bei euch vorbeischaue!

        Der Strandurlaub ist gerade eher noch in weiter Ferne. Aber wenn es dann doch mal soweit ist, schnapp ich mir gleich dieses Buch hier und behalte es dafür schon mal im Hinterkopf!

        Liebe Grüße
        Juliana

        • Reply Kristina 21. Juni 2015 at 21:42

          Wow, das ist wirklich lieb von dir, vielen Dank! *freu* :)

          Perfekt! Freut mich, dass du das Buch für deinen Urlaub im Hinterkopf behältst! ;)

          Ganz ganz liebe Grüße zurück!

  • Reply 15 Bücher für den Sommer | Tintenmeer 30. August 2019 at 13:54

    […] sommerliches Buch perfekt für Strand und Urlaub, das ist Sommerpest. Und doch lässt einen die Perspektive des Mörders frösteln und die düstere Wolke, die über den […]

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