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{Special} Interview mit Tim Jung und Loki von Schallern Teil 1

Ihr Lieben, ihr werdet mir nicht glauben, was mir soeben passiert ist! Ich komme nichtsahnend von einem stressigen Arbeitstag nach Hause, freue mich schon seit heute Morgen auf eine Couching-Erfahrung mit Buch und Kaffee und wollte danach nochmal meine Notizen für das morgige Interview mit Tim Jung durchgehen, doch es sollte alles anders kommen …

Denn als ich die Wohnungstür aufschließe, stutze ich. Es stinkt, als hätten Helmut Schmidt, Willy Brandt und Rudi Carrell ein gemeinsames Kaffeekränzchen gehalten. Mit einem unguten Gefühl stoße ich die Wohnzimmertür auf. Mir schlägt eine wahre Qualmwolke entgegen. Ich huste – und traue meinen Augen nicht. Dort sitzen Tim Jung und Loki von Schallern himself! Auf meinem Sofa. Und rauchen. Ähm … ja? Nein? In meiner schönen (und anscheinend nicht einbruchssicheren) Wohnung. Notiz an mich: Schlösser austauschen!

Ich hatte Tim (nur TIM) im Rahmen unseres Specials eingeladen – und zwar für … MORGEN! Perplex stehe ich noch immer im Türrahmen und weiß nicht, was ich sagen soll. Tim kommt mir zuvor. Er erhebt sich vom Sofa und sieht mich schuldbewusst an.

Wohnzimmer pixabay 2

Foto: pixabay

Tim: „Hallo, Frau Schulze. Ähm, ich …“

Loki steht nicht auf, mustert mich aber eingehend und unterbricht Tim: „Wir sind einen Tag früher hier, wie Sie sehen können. Anders ging es nicht. Seien Sie froh, dass wir überhaupt hier sind, das haben Sie ausnahmslos Johnny zu verdanken. Sie haben sich Zeit gelassen, Frau Schulze. Bitte, setzen Sie sich, beginnen wir mit dem Interview, ehe meine Geduld gänzlich geschwunden ist.“

Ich bin immer noch zu verwirrt, um auf die Loki-typische Unverschämtheit einzugehen. Missmutig runzle ich die Stirn und mustere beide kurz – wobei ich tunlichst den Blick in Lokis stechende Augen vermeide. Tim trägt wie üblich ein lässiges Outfit, das ihn mir gleich sympathisch macht. Weite Jeans, ein graues Shirt und die wirren, blonden Locken, ungestylt, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Loki dagegen … Sieht aus wie der Tod in Person, fehlt nur noch die Sense! Leichenblass, pechschwarzer Anzug, schwarzes Hemd, das bis oben hin zugeknöpft ist. Gott, wir haben 35 Grad! Hitzschlag lässt grüßen.

Loki drückt seine Zigarette netterweise in der Erde meiner Zimmerpflanze aus. Also wirklich! Der Kerl hat echt noch nie was von Manieren gehört. Hmpf. Die Wut, die langsam in mir hochsteigt, verdrängt die Verwirrung und macht mich mutig. Ich finde meine Sprache wieder. Immerhin. „Herr von Schallern, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihre Zigarette nicht in meinem Blumentopf ausdrücken würden.“ Ich hole zwei Aschenbecher aus dem Schrank und stelle sie vor die Herren auf den Tisch. Demonstrativ. Absichtlich genervt. Hätten Sie sich an den ursprünglichen Interview-Termin gehalten, hätte ich hier alles schön vorbereitet. Sogar Kaffee und Kuchen hätte ich Ihnen anbieten können. Aber so …

Tim setzt sich wieder, zieht ein recht genervtes Gesicht, sieht mich nochmal entschuldigend an, sagt: „Tut mir wirklich leid. Wäre ich nicht mitgefahren, Loki wäre allein gekommen, und ich weiß nicht, ob Sie das gewollt hätten.“

Loki: „Wenn die Rührseligkeiten ausgetauscht sind, könnten wir dann endlich beginnen?“

Tja, eigentlich HATTE ich ja erwartet, dass Tim alleine kommt, schließlich ist Loki … MOMENT MAL!!! Ich glaube, ich kriege gleich einen Synapsen-Kurzschluss, wenn ich da weiter drüber nachdenke … Verschieben wir den Gedanken lieber auf später.

Ich lasse mich ergeben aufs Sofa fallen, hole das Diktiergerät hervor und drücke den Aufnahmeknopf. Sehe Tim an, nicke ihm freundlich zu (er kann ja nichts dafür), und antworte: „Schon in Ordnung, nehmen wir’s, wie es kommt.“ Ich lächle. „Willkommen in meinem Wohnzimmer, die Herren! Und übrigens: Wir können uns ruhig duzen, wenn du möchtest. (Bei Loki traue ich mich allerdings nicht, ihm das anzubieten. Zu viel Respekt.) Soll ich eine Kanne Kaffee aufsetzen? Ich glaube, ich brauche jetzt einen.“

Foto kev_hickey_uk auf flickr

Foto: kev_hickey_uk auf flickr

Tim lächelt mich an: „Gern, nenn mich Tim. Und ja, ich nehme gern …“

Loki: „Nein, danke. Fangen wir an. Die Antwort auf Ihre erste Frage lautet: Ich bin hier, weil mein Cousin nicht begreifen wollte, dass seine Zusage zu diesem Interview einzig und allein der Befriedigung seiner Eitelkeit dient. (sieht mich an) Und Ihnen kann ich vorweg verraten, dass Sie nichts erfahren werden, was Sie nicht schon wissen. Ihre Rechnung, meinen gutgläubigen Cousin auszuquetschen, geht also nicht auf.“

Tim an Loki: „Du hast versprochen, ruhig zu sein!“

Loki: „Ich habe versprochen, ruhig zu sein, wenn es nichts zu sagen gibt.“

Ich, Loki vorerst ignorierend – was soll man auch anderes mit dem Mann machen?: „Also gut, Tim. Ich freue mich, dass du … dass IHR meiner Interviewanfrage in mein Wohnzimmer gefolgt seid und danke für eure Zeit.“ (Nebenbei bemerkt: Ich habe keineswegs vor, nur TIM auszuquetschen, aber wir werden sehen …)

Tim an mich, lächelnd: „Klar, gern.“

Loki verschränkt die Arme, lehnt sich zurück und schlägt die Beine übereinander. Er sieht an die gegenüberliegende Wand, sagt nichts.

Ich: „Super. Dann legen wir mal los.“ Die Ignorier-Taktik Loki gegenüber funktioniert doch ganz gut, mal sehen wie lange noch. „Tim, du machst in Staffel 2 ja wieder einiges durch, das Gefängnis, Ella, die Nornen, der „Weltuntergang“. Ich habe wirklich mit dir gelitten beim Lesen. Wie geht es dir jetzt?“

Tim senkt den Blick, denkt ein bisschen nach, dreht dabei Loki leicht die Schulter zu: „Es geht schon. Ich stürze mich in die Arbeit, das ist wahrscheinlich immer am besten, wenn … solche Dinge geschehen sind.“ Man sieht ihm an, dass er nicht über Ella reden will, er wirkt nervös.

Ich nicke, sehe den Schmerz in seinen Augen und lasse es dabei bewenden: „Es ist auf jeden Fall nichts Falsches daran, sich abzulenken, wenn so etwas … passiert.“ Gott, tut er mir leid! Aber ich bin Bloggerin. Ich muss journalistisch vorgehen, also weiter im Text. „Wie sieht es mit Severin aus? Ihr trefft euch noch ab und zu zum Zocken, habe ich gelesen. Und Herr von Schallern (ich werfe ihm einen Blick zu), was sagen Sie dazu? Für Sie war er immer ein Quälgeist, nicht wahr?“

Ganzkörper Severin

Severin Saena

Loki bedenkt mich mit einem knappen Seitenblick und antwortet, bevor Tim auch nur den Mund aufmachen kann: „Erwarten Sie keine Hetzreden, Frau Schulze. Herr Saena ist nicht besser oder schlechter als andere Menschen.“

Tim sieht mich an, verdreht die Augen und sagt: „Für uns BEIDE war Severin wohl so etwas wie eine Horizonterweiterung. Ich meine, wer versteht schon, was er überhaupt macht, welche Gabe er hat und woher er kommt? Stimmt schon, er ist für mich so was wie ein Freund geworden. Aber ich muss zugeben, dass er mir trotzdem noch suspekt ist.“ (grinst breit)

Na toll, das kann ja was werden mit Loki! Bloß gut, dass Tim dabei ist. Ich grinse ebenfalls: „Ja, das habe ich zugegebenermaßen auch nie ganz verstanden. Die Theorie und Erforschung von Raum und Zeit ist mir ein Rätsel. Das überlasse ich lieber den Wissenschaftlern.“ Ich ahne, dass Loki wahrscheinlich darauf sagen wird, dass mein kleiner, ungebildeter Geist NATÜRLICH nicht in der Lage dazu ist, wie sollte er auch?

Loki sieht jetzt etwas verkniffen drein, so als bereite es ihm Mühe, nichts zu sagen.

Ich: „Herr von Schallern, Sie sehen etwas … nachdenklich aus. Wollen Sie vielleicht noch etwas dazu sagen? Oder zu etwas Anderem? Nur zu.“
(Oje, ob ich das wohl gleich bereuen werde?)

Loki schiebt sich eine Zigarette zwischen die Lippen, aus dem Nichts heraus entsteht eine Glut an der Spitze, er atmet tief ein. Dann sagt er: „Ich halte es mit Wittgenstein: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“

Tim lacht: „Was nichts anderes heißt, als dass du keine Ahnung hast. Eine Premiere! Schnell, Kristina, mach ein Kreuz im Kalender!“

Loki: „Es fällt mir nicht schwer zuzugeben, dass ich nicht ergründen kann, was es mit Herrn Saena auf sich hat. Womöglich gelingt es mir dereinst.“

Tim: „Nur als Randnotiz: Geschwiegen hast du trotzdem nicht.“

Loki wirft Tim einen kurzen Blick zu, sieht dann mich an: „Können wir fortfahren?“

Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen (hey Tims Lächeln ist ansteckend!), hole mein Handy hervor, tippe etwas ein – das Kreuz im Kalender, jawohl, nutze die gute Stimmung und fahre fort: „Es gibt ja noch unzählige weitere Kollegen, Feinde, Freunde. Wie sieht es mit Salomon Quint aus? Ich habe das Gefühl, dass er weder auf der einen noch auf der anderen Seite steht. Sondern auf seiner eigenen. Wie habt ihr die Zusammenarbeit erlebt, wenn man es denn so nennen kann? Er hat ja meist das getan, was er wollte, aus eigennützigen Gründen. Ist es nicht so, dass Sie, Herr von Schallern, ihn hauptsächlich aus diesem Grund geholt haben? Um etwas „Unvorhersehbares“ zu tun?“

Loki lächelt spöttisch: „Meinen Glückwunsch, Sie waren in der Lage, zu lesen und das Gelesene nachzuvollziehen. Steht es nicht sogar Schwarz auf Weiß in diesen närrischen Büchern? Wobei ich anmerken muss, dass Ihre Frage falsch verstanden werden könnte. Nicht ich wollte etwas Unvorhersehbares tun – ich und mein Handeln sind nicht vorhersehbar, das haben Sie heute am eigenen Leib erfahren dürfen –, sondern Herr Quint sollte für unsere Gegner der Faktor sein, den sie in ihre Pläne nicht mit einkalkuliert haben. Herr Quint, und Sir Caestus Veden, wohlgemerkt.“

Tim grinst mich an, wieder mal entschuldigend.

Ich beschließe, den Spaß mitzumachen und lächle breit: „Ich tue jetzt einfach mal so, als wäre das ein Kompliment gewesen, auch wenn es keines war. Auf die Pläne der Nornen kommen wir auch gleich nochmal zurück. Aber erstmal, Tim, willst du noch etwas zu Salomon sagen? Dir war er auch nicht gerade geheuer, oder? Du hast ihm nicht vertraut, warum auch?“

Tim: „Überhaupt nicht, und das hat sich nicht geändert. Aus verschiedenen Gründen kann ich ihm leider nicht aus dem Weg gehen (wirft einen vielsagenden Blick auf Loki). Er wird ganz bestimmt nicht mein Freund, das ist sicher. Aber er ist, na ja, ein recht effektiver Ermittler, wenn man weiß, wie man mit ihm umgehen muss.“ (grinst)

Ich: „Ich entnehme daraus, dass er auch weiterhin mit euch arbeitet und wir in Staffel 3 noch mehr mit ihm zu lesen bekommen? Und wie es aussieht, weiß Loki, wie er mit ihm umzugehen hat. Bisher ist es ja größtenteils aufgegangen. Salomon ist recht leicht manipulierbar, oder?“

Tim kommt diesmal Loki zuvor: „Wie man mit ihm umgehen muss, weiß nicht nur Loki. Inzwischen bin ich darin auch ganz gut. Muss ich auch sein, weil …“

Loki unterbricht ihn: „Salomon Quint ist nicht leichter oder schwerer zu beeinflussen als andere Menschen. Der Beweis sitzt neben mir. Kaum bietet sich die Chance, sich zu profilieren, schon wird es getan. (sieht Tim scharf an) Könntest du bitte nachdenken, ehe du redest? Man sagt, das sei von Vorteil.“

Tim seufzt und sagt: „Schon gut!“ (verschränkt die Arme)

Ich werde hellhörig. Aha! Wollte Tim da gerade etwas zur 3. Staffel verraten? Nun gut, da Loki dabei ist, werde ich wohl nicht mehr allzu viel aus ihm herausbekommen. Belassen wir es dabei, unsere Leser wollen ja auch nicht gespoilert werden.

Ich räuspere mich und blicke Loki direkt an: „Ich finde es interessant, dass Sie die Leute in Ihrem Umfeld stets zurechtweisen, Herr von Schallern. Wahrscheinlich wollen Sie nur das Beste, wie Tim ja in Staffel 2, Episode 3 bemerkt. Dass sich die Leute in Ihrem Umfeld weiterentwickeln. Vielleicht wünschen Sie sich sogar, dass es mehr Leute gibt, die Ihnen ebenbürtig sind, gegen die Langeweile?“

Habe ich das gerade wirklich gesagt? Habe ich gerade wirklich versucht, die „Maschine“ Loki von Schallern zu analysieren, zu „vermenschlichen“? Oha.

Loki sieht mich zum ersten Mal seit Beginn des Interviews wieder direkt und suchend an, während Tim breit grinst. Loki: „Ich langweile mich nie, Frau Schulze. Wie kommen Sie darauf?“

Ich halte seinem stechenden Blick stand, wenn auch nur für einen Augenblick, dann sage ich: „Immerhin hat sich auch Sherlock Holmes bisweilen gelangweilt, und wenn ich da an eine gewisse Szene aus Band 1 mit einer Waffe und einer Spinne denke …“

Sherlock Holmes Statue Baker Street (Foto: dynamosquito auf flickr)

Sherlock Holmes Statue Baker Street (Foto: dynamosquito auf flickr)

Loki wendet den Blick ab, drückt die Zigarette aus (diesmal im Aschenbecher) und antwortet: „Und ich dachte schon, Sie wüssten etwas, das ich nicht weiß. Ich bin nicht Sherlock Holmes. Ich langweile mich nie. Die Schüsse entspringen reinem Pragmatismus, und, nun ja, der Phobie, unter der ich leide. Es gibt sicherlich so einige Menschen, die in scheinbar merkwürdigen Momenten Schüsse abfeuern, da bin ich nicht der Einzige. Sherlock Holmes gibt es aber nur einen, soweit ich weiß, und wenn ich mich recht entsinne, existiert er nicht einmal wirklich.“

Tim beugt sich zu mir und flüstert: „Ich glaube, er fühlt sich geehrt. Er mag Sherlock Holmes.“ (grinst)

Loki: „Das habe ich gehört.“

Ich beuge mich ebenfalls vor, grinse zurück und denke mir meinen Teil. Loki hat sich gerade gerechtfertigt. Und mir Ausreden aufgetischt. Ohne mich zu beleidigen. Halleluja! Ich glaube, Loki ist mir gerade ein WENIG sympathischer geworden. Irgendwie.

Das war Teil 1 – wir hoffen es hat euch gefallen und ihr seid nicht zu sehr verwirrt. ;) Morgen geht es weiter mit Teil 2, in dem Loki vielleicht auskunftsfreudiger ist – oder auch nicht – und dessen Ende … Na so viel wollen wir dann doch noch nicht verraten! Bis morgen! :)

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