Angela Mohr Ada
Bücherschrank

{Rezension} Ada. Im Anfang war die Finsternis von Angela Mohr

Klappentext: Ohne das Dorf gibt es kein Überleben. Draußen lauert das Verderben, und nur im Dorf bist du sicher. Das ist es, woran Ada glaubt – bis Luca auftaucht und alles infrage stellt. Von ihm erfährt Ada: Ihr totgeglaubter Bruder Kassian lebt! Zusammen mit Luca bricht sie jede Regel, die das Dorf jemals aufgestellt hat. Schließlich geht Ada bis zum Äußersten: Sie flieht aus der Gemeinschaft. Sie will ihren Bruder finden. Doch erträgt sie die Wahrheit, die sie jenseits des Dorfes erwartet?

Meine Meinung: Wer unseren Blog fleißig verfolgt, ist vielleicht schon über den Namen Angela Mohr gestolpert, denn ich habe ihr Jugendbuch „Vergiss nicht, dass du tot bist“ in den Verborgenen Schätzen vorgestellt und zwei Textschnipsel daraus in unseren Sonntagszitaten. Ich kenne die Autorin also schon und liebe ihren Schreibstil. Da versteht es sich von selbst, dass ich total auf ihr neuestes und, wie sie sagt, persönlichstes Buch (siehe Autoren-Homepage) hingefiebert habe. Als die liebe Angela Mohr mir dann sogar ein Rezensionsexemplar anbot, schwebte ich im siebten Bücherhimmel! <3 Ich war total hibbelig, als das Buch ankam – allein das Cover ist der absolute Wahnsinn oder? – und habe sofort mit Lesen angefangen!

Kleine Warnung: Achtung, dies wird eine schwärmerische, vollkommen subjektive Rezi, die meine Begeisterung ungefiltert zum Ausdruck bringt! ;)

Zur Story will ich gar nicht viel erzählen, das entdeckt ihr am besten selbst! Laut dem ominösen Klappentext, lässt sich das Buch schwer in ein Genre einordnen, aber ich würde es am ehesten als Jugendbuch, Drama und Thriller bezeichnen. Der Aufbau und die verschiedenen Sichtweisen (Liz, Ada und Luca, wobei Ada die „eigentliche“ Hauptperson ist) sind clever gewählt, um die Spannung zu erhöhen und die Story aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Bravo schon mal dafür!

Es ist dicht hinter uns. Viel zu dicht. Und es kommt schneller näher, als ich es jemals erlebt habe. Das Sirren: ein klagender Ton, als ob die Luft uns heulend verfolgt, einer Schlange gleich, die sich auf und ab windet. Das Grauenvollste ist, dass der Ton so zart ist. So schön, dass man stehen bleiben möchte und ihm lauschen, aber so ist er, der Teufel. Er lügt und betrügt.

– Angela Mohr: Ada, S. 32 (Ada)

So, genug zum Neutralen, jetzt muss ich ein bisschen meine Begeisterung rauslassen: Ich bin als Vielleserin ja nicht so schnell zu überzeugen, aber mal im Ernst: WIE GEIL KANN BITTE DIESE FRAU SCHREIBEN??? Ich habe jedes Wort in mich aufgesaugt und der Stil trifft zu 100 % meinen Geschmack! Vor allem die erste Szene aus Lucas Sicht ist der Wahnsinn, am liebsten würde ich sie hier komplett zitieren, damit ihr euch selbst davon überzeugen könnt! Sie hat mein Herz heftig zum Klopfen gebracht und mich tief beeindruckt, sodass ich sie doppelt gelesen habe, um mir jedes Wort auf der Zunge zergehen zu lassen (das habe ich übrigens noch öfter getan). Wie kann man nur so schreiben können, dass jedes Gefühl sich direkt in die Leserseele brennt? Dass kein Wort zu viel oder am falschen Platz ist, dass alles wie angegossen passt und es einfach nicht anders erzählt werden dürfte? Es passiert mir nicht oft, dass ich dieses Gefühl habe, aber hier war es so. Und ich stehe ja total darauf, wenn ich in Büchern wichtige Lebensweisheiten und tiefgründige Zitate finde, die mich persönlich ansprechen. Das ist mir bei „Ada“ ganz oft passiert und hätte ich die Geschichte nicht so schnell verschlungen, hätte meine Packung Post-its sicher nicht für all die tollen Textstellen gereicht. ;)

Mich hat die Geschichte ganz tief hineingezogen wie schon lange kein Buch mehr. Ich habe gespürt, was die Hauptpersonen empfanden, habe gedacht, was sie dachten, kurzum: Ich bin förmlich mit ihnen „verschmolzen“. Die Emotionen trafen mich direkt ins Herz. Ich konnte nicht mit dem Lesen aufhören, so spannend war es. Auch wenn gerade nicht die „große Action“ losging, war die Spannung immer auf einem hohen Level, sodass ich es am liebsten in einem Zug gelesen hätte und richtig genervt war, wenn ich es dank der alltäglichen Pflichten aus der Hand legen musste.

Nur kurz zu den Charakteren, ohne zu viel vorwegzunehmen: Adas Geschichte hat mich komplett schockiert. Diese bedingungslose Gottesgläubigkeit, in deren Namen alles, aber auch einfach ALLES gerechtfertigt wird. Unfassbar, was die Menschen hier erleiden und wie sie ihr Leben vorgeschrieben bekommen. Lucas Hintergrund hat mich ebenso berührt. Die Gewalt, der er ausgesetzt ist, die Hilflosigkeit seiner Mutter und die Verantwortung, die er für sie beide übernimmt, das alles hat mich mitgenommen. Beide, Ada und Luca sind starke Charaktere, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Sie sind keine bloßen Romanfiguren, nein, sie sind Menschen aus Fleisch und Blut, die sicher irgendwo auf der Welt genau SO existieren …

Am Ende legt die Geschichte nochmal rasant an Tempo zu und an eine Lesepause war nicht zu denken! Ich war richtig traurig, dass nur noch so wenige Seiten übrig waren und wollte nicht, dass das Buch schon endet. Nach dem Umblättern der letzten Seite hätte ich gern noch weiter gelesen und mehr über die Schicksale von Ada und Luca und allen anderen erfahren. Ein kleiner Epilog wäre sooooooo schön gewesen. *hach seufz* Aber nur, um meine persönliche Neugier zu befriedigen. :) Die Geschichte endet an genau der richtigen Stelle und das ist auch gut so. Der Leser kann sich die Zukunft selbst ausmalen und so lebt die Geschichte in jedem Einzelnen weiter …

Wenn das Licht um mich plötzlich heller wird, weiß ich, dass es fertig ist. Dann schiebt sich etwas zur Seite, als sei mein Leben eine Nebelwand, durch die ich mich verzweifelt hindurchzumalen versuche. Und wenn ich es geschafft habe, öffnet sie sich und ich sehe die Welt in ihren eigentlichen Farben. Ich lasse den Pinsel sinken und dann drehe ich mich ganz langsam im Kreis. Noch ist der Nebel nicht ganz verschwunden. Aber die Wände schreien. Das ist gut. Sie sollen schreien.

– Angela Mohr: Ada, S. 39 (Luca)

Ein Wort muss ich noch zum Thema verlieren, weil ich es sehr wichtig finde und es oft leider totgeschwiegen wird, als gäbe es das in unserer ach so aufgeklärten Gesellschaft nicht: Sekten. Es ist für die Autorin ein sehr persönliches Thema, da sie es selbst am eigenen Leib erfahren hat und das merkt man. So viel Hintergrundwissen, Detailverliebtheit und tiefe Gefühle wie in „Ada“ drinstecken. Es muss schwer gewesen sein, dieses Buch zu schreiben, aber sicher auch befreiend. Adas Geschichte hat mich zum Nachdenken angeregt und ich habe die ganze Zeit vor Fassungslosigkeit den Kopf geschüttelt. Das Schlimmste aber ist, dass man weiß, man liest keine Fiktion, es ist da draußen Realität. Vielleicht direkt neben unserer Haustür, wer weiß das schon?

Fazit

Ich liebe, nein VEREHRE dieses Buch und verbeuge mich vor der Autorin! Es hat mich geflasht, mich atem- und fassungslos gemacht, mich mitfühlen und leiden und ganz tief eintauchen lassen. Das ist mehr als eine Geschichte. Es ist ganz ganz hohe Schreibkunst und sollte von jedem gelesen werden, der auf tiefgründige Geschichten mit wichtigen Botschaften steht, die sich vom Einheitsbrei abheben!

Bewertung

Ein großer Dank geht an Angela Mohr und den Arena Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! :)

Angela Mohr: Ada. Im Anfang war die Finsternis | Arena Verlag | 360 Seiten | 978-3401601120 | 14,99 Euro

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