Anthologie Fantasy Noir
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{Rezension} Fantasy Noir-Anthologie

Klappentext: Versteckt vor aller Augen tummeln sich die Wesen der Nacht unter uns. Selbst die geschulten Adleraugen der besten Ermittler erkennen die Gefahr nicht sofort. Die Hüter von Recht und Ordnung kratzen an der Oberfläche der Realität und legen das wahre Gesicht der Welt frei. Doch was sehen sie, wenn sie ins Auge der Dunkelheit blicken? Die Anthologie „Fantasy Noir“ wartet mit zwölf übernatürlichen Mordfällen auf mutige Leser, die bereit sind, ihren Geist einer Welt voll düsterer Phantasmen zu öffnen.

Meine Meinung

Was hab ich mich auf diese Anthologie gefreut! Ich habe schon viele Anthos aus dem Art Skript Phantastik Verlag gelesen und meistens konnten sie mich überzeugen, sodass ich schon einige neue Talente entdeckt habe. Und mal ehrlich: düstere Mordfälle, abgewrackte Ermittler, magische Wesen und das alles im Film Noir Stil – gibt es eine genialere Zutatenmischung im Anthologie-Kochtopf? Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen, sodass das Büchlein sofort nach Erscheinen bei mir einziehen MUSSTE …

Als Erstes fiel mir auf, dass es zu diesem tollen Thema leider kein Vorwort gibt, das habe ich sehr vermisst. Vielleicht ja in zukünftigen Anthologien des Verlags? *wink mit dem Zaunpfahl* Deshalb erzähle ich euch jetzt einfach, was Noir für mich bedeutet, here we go …

Ich liebe ja Noir-Filme, wobei ich etwas zu jung bin, um die „guten alten“ Schwarzweißfilme zu kennen, aber es gibt auch neuere Interpretationen, sogenannte „Neo Noir“-Filme und diese sind von den Themen und der Atmosphäre her ähnlich. Meine Favoriten unter ihnen sind: Sin City, Shutter Island, Gotham (Serie), Sieben und Brick. Nur damit ihr einen kleinen Überblick habt. ;)

Noir heißt für mich: Eine Stadt, in der es keine Hoffnung gibt und die Gewalt regiert, in der sich das Gesetz schon längst den Gesetzlosen gebeugt hat, in der Ungerechtigkeiten und Korruption an der Tagesordnung stehen und jeder nur an sich denkt, um zu überleben. Dazu noch ein paar Nachtclubs, käufliche Cops, käufliche Liebe, Femme Fatales, Bars, Alkohol, Sex, Drogen, Blut, Mord und Totschlag. Ähem, ihr versteht? :) Und mittendrin ein desillusionierter Protagonist, der schwere Verluste erlitten und mit psychischen Problemen und seinen eigenen Moralvorstellungen zu kämpfen hat. So in etwa.

Und wurden meine Erwartungen erfüllt? Leider jein, weil einige Geschichten (ca. die Hälfte) meiner bescheidenen Meinung nach etwas am Thema vorbeigeschlittert sind und einfach keine stimmige Noir-Atmosphäre aufbauen konnten. Sie hätten auch in jeder beliebigen anderen Fantasy-Anthologie auftauchen können. So viel verschenktes Potenzial, dass es mir im Herzen weh tut … :(

Bei den Bewertungen habe ich es mir nicht einfach gemacht. Ich habe mir während des Lesens Notizen geschrieben und bis zu 5 Punkte pro Geschichte verteilt. Daraus ergibt sich dann die Gesamtwertung. Den Inhalt der Geschichten gebe ich hier nicht wieder, da das den Rahmen sprengen und zu viel vorweg nehmen würde. Eines schon mal im Voraus: ALLE Autoren haben einen ausgereiften Schreibstil, der sich flüssig lesen lässt – das hat also gepasst! Nur an der Ausführung der Geschichten war manches nicht stimmig, aber lest selbst …

1. Albenpfeile von Fabian Dombrowski

Und hier haben wir gleich zu Anfang ein Problemkind. Ich muss gestehen, dass ich seine KGs schon aus einigen anderen Anthos kenne, sie mich aber noch nicht komplett überzeugen konnten. Irgendetwas stört mich immer und ich kann nie richtig eintauchen beim Lesen. So auch hier. Leider war irgendwie alles nur mittelmäßig: der Schreibstil, die Idee, die Ausführung und die Auflösung. Es hat mich alles seltsam kalt gelassen und ich war stets nur ein unbeteiligter Beobachter. Ich konnte keine Verbindung zur Story und den Charakteren aufbauen. Der Autor hat es nicht geschafft, eine düstere Noir-Atmosphäre zu schaffen, und damit das Thema leider verfehlt. Zu allem Überfluss kam dann auch das Ende viel zu schnell und wenig überraschend. Es läuft absolut reibungslos ohne Wendungen und unerwartete Enthüllungen. Wirklich schade.

1,5/5 Sterne

2. Das Herz eines Engels von Daniel Schlegel*

Auf den verhaltenen Start folgte eine absolute HAMMER Geschichte! Mir fehlten echt die Worte nach dem Lesen. Der Wahnsinn! Genial! Erstklassig! Ich kannte schon seine Storys aus Steampunk Akte Deutschland, Stille und Intergalaktisches Seemannsgarn und fand sie allesamt gut, wobei mir „Der Gehilfe des Puppenmachers“ aus SAD am besten gefallen hat. Und glaubt mir: Der Mann kann schreiben! Und er weiß, was er erzählen will. Bereits in den ersten Sätzen gelingt es ihm, eine stimmige, düstere Noir-Atmosphäre aufzubauen, die ihresgleichen sucht. Sie hat mich gepackt und die ganze Story lang nicht mehr losgelassen. Ich habe an den Seiten geklebt wie ein Werbesticker auf einem Bucheinband. :D Als dann auch noch ein zynischer, ungewöhnlicher Ermittler als Hauptperson auftrat, war alles perfekt und ich habe voller Begeisterung seiner Stimme gelauscht. Ein bisschen hat mich der Ton der Erzählung an Sin City erinnert und die Golems – eine tolle Idee und super eingebaut – an I, Robot, einen Film, den ich ebenfalls verehre. <3 Ich weiß nicht, ob das Absicht war oder ich zu viel hinein interpretiere, aber es war auf jeden Fall positiv fürs Lesefeeling. Das Ende hat mich dann nochmal komplett umgehauen – DAMIT hatte ich wirklich nicht gerechnet! SO muss das sein bei einer Noir-Story. Bravo! Zusammengefasst: Sarkastischer Humor, zynischer Ermittler, perfekte Noir-Atmosphäre, wendungsreiche Handlung und ein überraschendes Ende, das nachklingt. Eine Kurzgeschichte, die mich förmlich weggepustet hat und in meine persönliche „Kurzgeschichten Hall of Fame“ gehört. Ich werde mir den Autor auf jeden Fall merken und lese gerne mehr von ihm! Lieber Herr Schlegel, lassen Sie es mich wissen, wenn Sie etwas Neues herausbringen! *immer noch ganz geflasht bin*

5/5 Sterne* (+ Favoritensternchen)

3. Tod eines Mädchens von M. W. Ludwig

Der Autor war mir bisher unbekannt und ich glaube, es handelt sich hier um sein Debüt. Die Geschichte war angenehm zu lesen und beinhaltet eine interessante Idee. Leider zieht sich der Anfang etwas, denn die Backgroundstory wird als Dialog in einem Verhör übermittelt, was mir ein tieferes Eintauchen unmöglich gemacht hat. Frei nach dem Motto „Tell statt show“, aber dafür machte das Ende einiges wett. Es war gut vorbereitet und hatte eine überraschende Wendung parat. Leider vernichten die letzten Sätze die aufgebaute Stimmung. Sie waren für meinen Geschmack unnötig, da der Leser sich selbst seinen Teil denkt. Auch wurde in der ganzen Geschichte eher eine dezente Noir-Atmosphäre aufgebaut. Trotzdem angenehm kurzweilig und gerne gelesen.

3,5/5 Sterne

4. Eine gute Seele von Robert Friedrich von Cube*

Der Autor war mir schon ein Begriff und ich mochte seine Kurzgeschichte „Ohm“ aus Intergalaktisches Seemannsgarn sehr, also waren meine Erwartungen entsprechend hoch. Der Schreibstil hat mich sofort abgeholt und stimmungsvolle Bilder heraufbeschworen, die als Film in meinem Kopf abgelaufen sind. Super! Das Protagonisten-Duo machte einen interessanten Eindruck und die sarkastischen Kommentare waren genau mein Ding. Hier heißt es im Gegensatz zur vorherigen Geschichte „Show don’t tell“. Die Infos werden geschickt eingebaut und uns nicht auf dem Silbertablett serviert. Der Leser muss selbst mitdenken und sowas weiß ich ja immer zu schätzen, danke dafür! Die Handlung ist sehr komprimiert, findet an nur einem Schauplatz mit begrenzter Personenzahl und innerhalb weniger Stunden statt, was für eine dichte Atmosphäre sorgt. Hier wurden gute Ideen sehr gut umgesetzt. Es gibt einige Botschaften zwischen den Zeilen und ich bin sicher, wenn man die Story ein zweites Mal liest, entdeckt man noch viel mehr in ihr. Die Wendung am Ende hat mir gefallen und die „Moral von der Geschicht’“ ebenso. Aber am meisten sind mir die plastischen Umgebungsbeschreibungen im Gedächtnis geblieben, die ich ganz ganz langsam genossen habe, um ja kein Wort zu verpassen. Da können sich andere Autoren eine Scheibe von abschneiden! ;) Die Geschichte hätte aber gern länger sein dürfen und einige Hintergrundinfos und Antworten geben können, die noch in meinem Kopf herumschwirren … Es soll wohl eine Kurzgeschichtenserie mit denselben Protas geben und die werde ich mir mit Sicherheit zulegen. Lieber Herr von Cube, sagen Sie mir Bescheid, wenn es so weit ist! Damit habe ich wieder einen „Autor to watch“ für meine Beobachtungsliste. :)

4,5/5 Sterne* (+ Favoritensternchen)

5. Totenopfer von Marie Mittmann

Von Marie Mittmann kannte ich schon die Kurzgeschichte aus Masken, die mir im Großen und Ganzen gefallen hat. Ich war also gespannt auf ihre neue Story. Zunächst mal hat mich allerdings der Name der Hauptperson verwirrt: Leonid. Ist das nicht eigentlich ein Mädchenname? *grübel* Er wird auch in gefühlt jedem zweiten Satz erwähnt und das nervte mich. Nun gut, nach der kurzen Verwirrung gelang es mir besser, in die Story einzutauchen. Und hier muss ich den Schreibstil loben: Sehr bildlich und atmosphärisch und flüssig zu lesen ohne Stolpersteine. So mag ich das! Die Noir-Atmosphäre war ebenfalls sofort da, also stand die Ampel auf „Grün“. Nur leider leider, was folgte, war eher enttäuschend. Es gibt keine richtigen Ermittlungen, nur eine dünne Story ohne rechtes Ziel (oder habe nur ICH es nicht gesehen?). Damit hatte ich große Probleme. Und der Prota wohl auch. Die meiste Zeit weiß er nämlich nicht, wer hier was spielt und wird von anderen Charakteren durch die Handlung geschubst, ohne selbst aktiv zu werden. Das hat mich echt geärgert! Vielleicht liegt es an mir, aber ich habe die Geschichte nicht verstanden und blieb am Ende verwirrt zurück. Es gab keine Antworten, nur einen großen Fragezeichenberg … Umso bedauernswerter, weil ich den Schreibstil wirklich mochte und hier noch mehr Potenzial drin gewesen wäre!

2/5 Sterne

6. Lavern von Detlef Klewer

Über Detlef Klewers Kurzgeschichten bin ich schon öfter gestolpert, nur konnten sie mich bisher nie richtig begeistern, trafen einfach nicht meinen Geschmack. Machte Lavern da die erste Ausnahme? Es fing eigentlich richtig gut an, der typische Noir-Ton wurde perfekt getroffen. Es gab ein bisschen geschlechtertechnische Verwirrung am Anfang (irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass die Geschichte von einem Mann erzählt wird), die sich aber bald aufklärte. :) Allerdings waren mir die Vorausdeutungen etwas too much, da sie einem nach jeder Szene unter die Nase gerieben wurden. Weniger wäre mehr gewesen. Außerdem traten viel zu viele Personen in viel zu kurzer Zeit auf, sodass sie gar nicht richtig charakterisiert werden konnten. Ich habe sie immer wieder durcheinander gebracht. Das machte ein Eintauchen in die Story schwierig. Es wurden zu viele Szenen und Handlungsorte in diese kurze Geschichte gequetscht, da war es unmöglich, die Story zu einem runden und zufriedenstellenden Ende zu bringen. Außerdem blieb das Gefühl auf der Strecke, ich konnte mich nie ganz auf die Protagonistin einlassen, sie blieb eine Fremde für mich. Das Ende kam zu plötzlich und wurde zu kurz abgehandelt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich es verstanden habe. Mehr Seiten hätten der Story gut getan und so bleibt leider das Gefühl, dass da etwas fehlt …

2,5/5 Sterne

7. Hyperion von Magali Volkmann

Ich glaube hier haben wir wieder eine Debütantin. Ich kannte jedenfalls noch nichts von ihr und finde unbekannte Namen immer wieder interessant. Ich war also gespannt, was mich erwartet, denn unter dem Titel konnte man sich ja noch nicht allzu viel vorstellen. Gleich der erste Satz war ungewöhnlich und zog mich magisch an. Sehr gut gemacht für einen Einstieg! Leider wurde dann wieder etwas zu viel vorausgedeutet (ich mag das nicht so gern, ihr erinnert euch?). Dafür war der Schreibstil klasse: zackig, zielgerichtet, ausgereift. Die Frau weiß, was sie erzählen will. Es geht dann auch ohne lange Erklärungen zur Sache, keine unnötigen Infos, kein Schnickschnack, nur Wichtiges, das die Handlung vorantreibt. Das war leider gleichzeitig auch eines der Probleme: Es waren mir ein bisschen zu wenige Infos zu den Hintergründen (dem Mordfall, der Fabrik …), diese wurden SEHR kurz abgehandelt. Auch fehlte für mich ein bisschen die Noir-Atmosphäre, aber dafür fand ich den Protagonisten sympathisch. Ein interessanter Kerl, von dem ich gern mehr lesen würde. Ist dazu etwas geplant, liebe Frau Volkmann? Dann lassen Sie es mich wissen! ;)

4/5 Sterne

8. Feuer und Schatten von Laura Dümpelfeld

Der Name der Autorin sagte mir etwas, aber ich kannte noch keine Geschichte von ihr und hab mich daher umso mehr auf die Story gefreut! Der Anfang hat mich gleich amüsiert und an Men in Black erinnert, Stichwort „geblitzdingst“. :D Der Schreibstil hat mich gefesselt und locker flockig durch die Seiten getragen. Die Geschichte war spannend und mit kreativen Ideen gewürzt, ich konnte mich richtig hineinfallen lassen. Leider fehlte auch hier wieder die Noir-Atmosphäre. Auch gibt es zum Ende hin keine großartigen Wendungen oder Überraschungen, alles läuft wie erwartet. Ansonsten aber eine runde Sache, die ich sehr gern geschmökert habe und die ruhig noch länger hätte sein können. Ich hoffe auf eine Serie mit den Ermittlern (ist da etwas geplant?) und merke mir die Autorin schon mal vor!

4/5 Sterne

9. Von Kröt, P. I. von Katharina Fiona von Bode

Das muss als Erstes raus, bevor ich weitermachen kann: WAS ZUR HÖLLE HAB ICH DA BITTE GELESEN??? o.O Ich war am Ende einfach nur sprachlos … Auch jetzt fällt es mir schwer, meinen Eindruck in Worte zu fassen und eine sinnvolle Bewertung abzugeben. Ich kannte von der Autorin schon eine „Erasmus Emmerich“-Story und fand die ziemlich unterhaltsam. Ihr Schreibstil ist sehr eigen und witzig und ich war gespannt auf ihre Geschichte aus Sicht einer Kröte. Die KG ist sehr skurril, denn mal ehrlich: Wenn eine Kröte als Prota auf einen Steif-Teddy als Barkeeper trifft und im Laufe der Zeit noch auf Barbiepuppe, Schrumpfkopf, Schleich-Tiger usw., könnte man meinen, man sei bei Toy Story gelandet. :) Was mir positiv aufgefallen ist: Die Noir-Atmosphäre war teilweise vorhanden, vor allem am Ende hat mir das gefallen und es gab auch eine nette Wendung und Moral. Doch jetzt zu den großen „Abers“. Manche Ideen der Autorin gingen einfach nicht in meinen Kopf. Während ich noch vollends mit dem von der Decke baumelnden (und stotternden!) Schrumpfkopf beschäftigt war, trinkt Herr Kröt Eiter, ein heftiges Krötengetränk und erzählt schon wieder etwas zu Moorleichenkrötern. Sorry, aber das war zu viel Krötenkram für mein kleines Köpfchen. xD Die Fußnoten, die auf jeder Seite (mehrmals) auftauchen, sind eine witzige Idee, aber zu viel des Guten. Sie rissen mich immer wieder aus der Story, weil ich nachlesen musste, was die ganzen merkwürdigen Begriffe bedeuten. Die Dialoge waren teilweise schwer zu lesen, da jeder Bewohner seine eigenen Sprechgewohnheiten an den Tag legt, inklusive Stottern und anderen Lautmalereien. Die Autorin hat viele kreative Einfälle, aber ich hab mich irgendwann gefragt: Kann ein Autor eigentlich auch ZU VIEL Fantasie haben??? Mir schwebten die ganze Zeit Fragezeichen und WTFs? im Kopf herum. Es gibt unterhaltsame Wortschöpfungen und merkwürdige Ideen in Hülle und Fülle. Gefühlt JEDER Satz enthielt Sarkasmus, coole Sprüche und Wortspielereien. Manche zünden, manche nicht. Weniger wäre hier auf jeden Fall mehr gewesen! Das Ende hat mich dann noch ein bisschen milde gestimmt und der Schreibstil war wirklich gut, ebenso die ganzen Ideen. Auch den Mut, solch eine Story einzuschicken, muss ich der Autorin hoch anrechnen. Nur leider war es nicht meins. Ich hab mich total überrollt gefühlt von ihrer Fantasiewelle, unter der ich schließlich ertrunken bin. Das war wohl die abgefahrenste Kurzgeschichte, die ich in meinem ganzen Leben gelesen habe. Ich bin, ehrlich gesagt, noch immer komplett verwirrt und verstört. Was auch immer die Autorin beim Schreiben genommen hat – DAS ZEUG WILL ICH AUCH! :D

2,5/5 Sterne

10. Wer mit dem Feuer spielt von Nicola N. Ahrens

Hier haben wir wieder eine Debütautorin, ich war also ziemlich gespannt auf eine neue Stimme. Und die hat mich überzeugt. Gleich die ersten Sätze bringen eine stimmige Noir-Atmosphäre mit sich und der Ermittler ist endlich mal ein Privatdetektiv, juhu! ^^ Auch der trockene, zynische Noir-Erzählton wurde perfekt getroffen und der Prota zeigte sich von einer interessanten Seite. Die Elementare als magische Wesen fand ich klasse und gut in die Story eingebaut. Die hat auch genau meinen Geschmack getroffen. Das Ende und damit der Mörder kamen zwar etwas plötzlich um die Ecke, aber das war ok. Nur ein richtiger actionreicher Kampf hätte mir noch besser gefallen. :D Der letzte Abschnitt war etwas unnötig und unspektakulär, den hätte es nicht unbedingt gebraucht. Aber alles in allem war das eine runde Sache. Alle Fragen wurden beantwortet und ich bin gern wieder bei einer Geschichte der Autorin an Bord! Auch hier wieder die Frage: Sind denn noch mehr Kurzgeschichten mit dem Prota geplant?

4/5 Sterne

11. Blutgold von Isabel Schwaak*

Also erstmal: Was für ein genialer Titel! Der hat mich schon total angesprochen und ich wollte wissen, was hinter diesem Wort steckt. Ich LIEBE ja Isabels Kurzgeschichte „Die andere Seite des Feuers“ aus Liebe zwischen Welten über alles und habe mich tierisch auf Nachschub gefreut – das konnte ja nur gut werden! Und die Autorin hat mich nicht enttäuscht. Schon die ersten Sätze erzeugen eine tierische Spannung und katapultieren mich volle Kraft voraus in die Story. Der Schreibstil ist grandios und auf den Punkt. Isabel weiß, was sie erzählen will, und benutzt dafür kein Wort zu wenig und keins zu viel. Kein Infodump, nur was im Rahmen der Geschichte wichtig ist und den Rest kann sich der Leser selbst in seiner Fantasie ausmalen. Bravo! Die Hauptfigur, eine ehrgeizige Reporterin, war taff, hatte sarkastische Sprüche auf Lager und ging die Dinge ziemlich direkt an. Die Dialoge und Charaktere kamen absolut glaubhaft rüber und die ganzen kreativen Ideen (Selkietränen, das Gold des Kobolds, die magischen Wesen …) haben mich beeindruckt. Supercool! <3 Der Krimifall ist interessant verwickelt und mit einem wirklich gemeinen Ende gespickt. o.O Die Noir-Atmosphäre war auf jeden Fall vorhanden. Ich freue mich schon auf weitere Geschichten der lieben Isabel und behalte sie im Auge. Für die Story gibt’s ohne Frage eines meiner Favoritensternchen.

4,5/5 Sterne* (+ Favoritensternchen)

12. Wie ich den Nazi-Teufeln in den Arsch trat von Markus Cremer

Von Markus Cremer kenne ich auch schon einige Storys, vor allem seine „Archibald Leach“-Geschichten. Die mag ich teilweise gern und teilweise gibt es noch etwas Luft nach oben. Die Kurzgeschichte hier war in Ordnung, der Krimifall ok, aber die Noir-Atmosphäre eher spärlich vorhanden. Die weibliche Protagonistin kriegt von mir einen Pluspunkt, sie kam aber nicht nahe genug an mich heran, um mich wirklich zu interessieren. Die ganze Story ist zu kurz, um richtig abzutauchen. Das magische Wesen war gut gewählt und mal was anderes. Insgesamt eine solide Geschichte, die ich aber eher unbeteiligt gelesen habe. Und den Titel finde ich übrigens nicht sehr ansprechend (auch nach dem Lesen nicht). ;)

2,5/5 Sterne

Fazit

Puh. Ich weiß nicht, was es war. Hatte ich zu hohe Erwartungen? Oder vielleicht falsche Erwartungen? Die Anthologie hat es mir nicht leicht gemacht. Es gab erstaunlich wenige Ermittler im eigentlichen Sinne, dafür aber umso mehr Ärzte. Ich hatte ja viel Hoffnung auf einige Privatdetektive, aber davon wurden mir nur wenige geschenkt. Auch hat mir die Noir-Atmosphäre bei einigen Geschichten komplett gefehlt. Ich hätte mir auch noch mehr Beschreibungen einer korrupten, düsteren Stadt gewünscht. Mehr gescheiterte Existenzen, mehr Obdachlose, mehr Gangster, mehr Prostituierte, mehr schmutzige Geschäfte … ihr wisst schon. ;) Sehr schade. Außerdem ist mir aufgefallen, dass allein 4 der 12 Geschichten sich irgendwie auf den 2. Weltkrieg, Hitler und Nazis bezogen und das ist relativ viel auf einen Haufen.

Dafür haben mich alle Schreibstile positiv überrascht und es gab im Großen und Ganzen nichts daran zu meckern. Allerdings sind die Krimifälle und Ermittlungen oft zu kurz gekommen. Ich hätte mir auch noch mehr Magie und unbekannte magische Wesen gewünscht, vor allem düstere, blutrünstige. Das war mir hier meist zu „brav“. :D Auch eine tiefere Moral oder zynische Botschaft fehlte bei vielen Storys, ebenso wie mehr psychologischer Tiefgang bei den Protagonisten, was ich eigentlich von Noir-Geschichten erwarte.

Es scheint, als wären hier vorrangig Geschichten abseits des typischen „Noir-Mainstreams“ ausgesucht worden (ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll). Leider wurden dabei viele Storys ausgewählt, die in meinen Augen kaum bis gar keine Noir-Atmosphäre versprühten. Was nicht heißen soll, dass ich einige davon nicht trotzdem mochte. Da sprechen jetzt wohl die enttäuschten Erwartungen aus mir und es tut mir wirklich leid, dass ich hier so viel meckere, denn ich weiß wie schwierig es ist, auf so wenigen Seiten eine stimmige Geschichte zu erzählen. Und gerade die Auswahl in Anthologien hat viel mit persönlichem Geschmack zu tun – man kann es halt nicht jedem Recht machen. Also an die Autoren: Fleißig weiter schreiben und an den Verlag: Weiter tolle Anthologien zusammenstellen, ich werde sie lesen! ;)

Ihr seht, es war eine wahre Berg- und Talfahrt mit uns. Am Ende lande ich zwischen 3-3,5 Sternen, entscheide mich aber für die Aufrundung, weil ich den Verlag, Anthologien im Allgemeinen und „unbekannte“ deutsche Autoren mag und die Favoritengeschichten den Durchschnitt noch nach oben reißen.

Gesamtwertung

Fantasy Noir: Übernatürliche Mordfälle | Art Skript Phantastik Verlag | 200 Seiten | 978-3945045039 | 12,80 Euro

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