Groth Centro 1
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{Rezension} Centro 1 – In der Tiefe von Katharina Groth

Klappentext: Das Jahr 2075: Durch ein misslungenes Experiment ist das Überleben auf der Erdoberfläche nicht mehr möglich. Die Strahlung der Sonne hat die Menschheit in die Tiefen verbannt. Die 17-jährige Kay und ihre kleine Schwester leben in der Gesellschaft des Centro. Sie bietet Schutz und Nahrung. Doch der Preis dafür ist hoch. Strenge Gesetze regieren den Alltag in dem modernen Bunker, der von Wissenschaftlern geführt wird. Am Rande der Gesellschaft, versucht Kay das Überleben von sich und ihrer kleinen Schwester zu sichern. Als es zu einem Aufstand kommt, gelingt den Mädchen die Flucht in die Tiefen des Gebirges, doch auf das was sie dort erwartet, waren sie nicht gefasst …

Das Muster, welches die Hitze in den Betonboden gesprengt hatte, vibrierte durch meinen Körper. Ein Stück vergessene Geschichte begleitete mich immer, wenn ich dieses Areal durchquerte. Die Älteren unter uns schwiegen über das, was geschehen war. Eine Ahnung, dass es sich um mehr als ein misslungenes Experiment handelte, umgab mein Bewusstsein wie ein düsterer Schatten. Das Gefühl von Trauer und Tod, welches an diesem Ort vorherrschte, ließ sich weder abschütteln noch leugnen. Das Schweigen der Greise bedeutete in meinen Augen, dass man über diese Epoche nicht mit Stolz erfüllt seinen Enkeln erzählte.

– Katharina Groth: Centro 1 – In der Tiefe, Position 44-49

REZENSION

Heute gibt es eine Rezi zu einem Knaller-Buch, auf das ich dank vieler positiver Rezensionen auf Blogs aufmerksam geworden bin. Gott sei Dank kann ich nur sagen, denn sonst hätte ich eine geniale Dystopie verpasst!

Zuerst fiel mir der angenehme Schreibstil auf. Man denkt gar nicht, dass es sich hier um ein Debüt handelt, so ausgereift sind die Sätze. Sie ergeben eine schöne Lesemelodie und ich bin total im Buch versunken, denn es liest sich flüssig und fesselnd. Dabei bin ich echt pingelig, was den Schreibstil angeht, aber hier stört kein Wort den Lesefluss. Vor allem die Umgebung ist perfekt vorstellbar beschrieben, sodass ich die Szenen genau vor Augen hatte. Wo bleibt die Verfilmung? :D Im Ernst: Jemand sollte einen spannenden Film danach drehen (den ich mir ein bisschen Panem-ähnlich vorstelle und das meine ich als größtes Lob)!

Ich hab´s schon erwähnt: Centro ist ein wahrer Pageturner! Trotz wenig Zeit konnte ich es kaum beiseitelegen und habe jede freie Minute genutzt! Gleich zu Anfang konnte ich in die Geschichte eintauchen, dank spezifischer Details und der spannenden Hintergründe, die sich die Autorin für ihre „schöne neue Welt“ ausgedacht hat. Und so schön ist die natürlich nicht. Denn wie bei einer Dystopie Gang und Gäbe, ist die neue Welt nicht wirklich glanzvoll und Ungerechtigkeiten und Gewalt sind an der Tagesordnung. Die Autorin schont ihre Charaktere nicht und die arme Protagonistin Kay hat einiges zu durchleiden.

Kay habe ich als Erzählerin sofort ins Herz geschlossen. Ich habe mit ihr mitgefiebert, da sie wirklich Schlimmes durchmachen muss und dauernd auf der Flucht ist. Sie ist dabei keinesfalls eine perfekte Heldin, der alles gelingt (wie langweilig wäre das denn auch?). Sie hat ihre Schwächen und das macht sie sympathisch. Trotz der schlimmen Ereignisse versucht sie, sich ihre Menschlichkeit zu bewahren, und dafür hat sie sich meinen Respekt verdient! Ich bin schon gespannt, wie sie sich in den nächsten Bänden weiterentwickelt und was hinter dem großen Geheimnis um ihre Person steckt …

Den Love Interest Sim mochte ich trotz seiner Arroganz und manchmal abweisenden Art. Schön fand ich, dass es keine Insta-Love gibt – im Gegenteil, es geht quasi im Schneckentempo voran, da sich die beiden erst kennen und mögen lernen müssen, denn zu Anfang hasst Kay Sim regelrecht und es gibt Vorurteile auf beiden Seiten. Vor lauter Gefahren gerät die zarte Pflanze der Liebe in den Hintergrund, was auch realistisch ist und anders hätte es nicht gepasst. Kays Trainingspartnerin Lydia war auch eine interessante Persönlichkeit, zu Anfang noch eine raue Schale, zeigt sie irgendwann ihre guten Seiten und erweist sich als geradlinige, verlässliche Partnerin. Kays Schwester Marcie war dagegen noch wenig greifbar. Ich schätze sie verbirgt noch ein Geheimnis und wird in den nächsten Teilen sicher noch näher beleuchtet.

Die Welt, die die Autorin erschaffen hat, ist knallhart und dabei absolut vorstellbar und die ganzen kreativen Ideen haben mich sehr beeindruckt. Ich ziehe meinen Hut! Auch fand ich alles so plausibel geschildert, dass ich zu keiner Sekunde an der Echtheit der Story gezweifelt habe. Ich hätte gern noch mehr über die spannenden Hintergründe, das Centro, die Schlinger usw. erfahren, weil es mich so fasziniert hat. Band 2 und 3 liegen Gott sei Dank schon bereit und ich bin sicher, dass da noch einiges auf uns Leser zukommt!

Die Story verläuft recht ungewöhnlich und unvorhersehbar, nicht wie jede x-beliebige Dystopie. Leider gibt es hier auch einen meiner wenigen Kritikpunkte, denn anfangs lässt sich Kay einfach durch die Ereignisse treiben und es dauert lange bis sie selbst das Ruder in die Hand nimmt und aktiv wird. Zwischenzeitlich tritt die Story kurz auf der Stelle und mir hat das Ziel der Geschichte gefehlt. Aber dank spannender Ereignisse, Kämpfe und zwischenmenschlicher Dramen gerät das Lesen nie ins Stocken und man fliegt nur so durch die Seiten!

Trotz des Pageturner-Effekts ist das Buch keineswegs oberflächlich, sondern sehr tiefgründig, was mir richtig gut gefallen hat. Es sind alles echte Menschen mit echten Gefühlen und das kommt beim Leser an. Das Zwischenmenschliche wird treffend beleuchtet und die Dinge, zu denen Menschen in Extremsituationen fähig sind, werden schonungslos dargestellt. Außerdem durchleiden die Charaktere einige schreckliche Dinge, da musste ich heftig schlucken. Das ist aber nötig, um die knallharten Bedingungen zu zeigen und Kay an den Herausforderungen wachsen zu lassen. Ich mag es, wenn Autoren sich etwas trauen und nichts zensieren oder weichspülen. Gut so!

Kommen wir zu meinem letzten und leider größten Kritikpunkt: Das Ende ist verdammt gemein und viel viel VIEL zu offen, denn die Story hört einfach mittendrin an der spannendsten Stelle auf (böse böse Autorin ^^). Ich empfand es selbst für den ersten Teil einer Dystopie viel zu unbefriedigend und man kann das so allein nicht stehen lassen …

Es gibt außerdem noch etwas Luft nach oben, was die angedeuteten Geheimnisse, Kreaturen, Charaktere und offenen Handlungsstränge angeht. Es wird uns in den Folgebänden sicher noch einiges erwarten und ich habe das Gefühl, dass die Autorin erst richtig warmgelaufen ist. :) Deshalb bin ich tierisch gespannt, was mich im zweiten und dritten Teil erwartet (und ich erwarte BÖSES ^^) und suchte aktuell schon Band 2!

FAZIT

Ein verdammt spannender Pageturner und eine schonungslose Dystopie ohne Weichspüler! Die neue Welt ist absolut vorstellbar beschrieben und ließ mein Kopfkino auf Hochtouren laufen! Gepaart mit tiefgründigen Charakteren, kreativen Hintergrundinfos und mysteriösen Geheimnissen ein fast perfektes Leseerlebnis! Lediglich das offene Ende und ein ganz ganz kurzes „auf der Stelle treten“ der Story verhindern die Höchstwertung. Band 2 und 3 sind schon gekauft und werden im Anschluss gesuchtet. Katharina Groth ist ab sofort eine neue „Autorin to watch“ für meine Beobachtungsliste und ich danke ihr für das wundervolle Leseerlebnis!

BEWERTUNG

Centro 1 – In der Tiefe | CreateSpace | 370 Seiten | 978-1495471032 | 9,99 Euro

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