Die Gesichter der Zuhörer waren gesammelt und verklärt. Sie glaubten, was der Automat ihnen zuschrie, und es war bezeichnend für die sonderbare Hypnose, die hier vorging, dass sie ihm, der sie nicht hören oder sehen konnte, zuklatschten, als sei er ein Mensch. Es schien mir auch bezeichnend zu sein für die leere, finstere Besessenheit unserer Zeit, die voll Furcht und Hysterie Schlagworten folgt, ganz gleich, ob jemand von rechts oder links sie schreit, wenn er der Masse nur das lästige Denken und die Verantwortung abnimmt, für das einstehen zu müssen, was sie fürchtet und dem sie nicht ausweicht.
Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon, S.51
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Hi Sandy,
Remarque ist toll zu lesen. Er zeigt die Realität, mit der die Menschen in seiner Zeit konfrontiert waren, schonungslos auf. Den Roman Arc de Triomphe habe ich gerade fertig. Ein Roman über die Liebe, die Menschen auf der Flucht und das erbarmungslose Leben kurz vor dem 2. Weltkrieg in Paris. Empfehlenswert! Die Nacht von Lissabon ist mein nächstes. Danke für dein Zitat! So manche Parallelen kann man zwischen der Zeit der Weimarer Republik und den aktuellen Entwicklungen ziehen. Erschreckend….
lg, Hans