JACKABY von William Ritter
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{Rezension} Jackaby von William Ritter

New Fiddleham 1892: Neu in der Stadt und auf der Suche nach einem Job trifft die junge Abigail Rook auf R. F. Jackaby, einen Detektiv für Ungeklärtes mit einem scharfen Auge für das Ungewöhnliche, einschließlich der Fähigkeit, übernatürliche Wesen zu sehen. Abigails Talent, gewöhnliche, aber dafür wichtige Details aufzuspüren, macht sie zur perfekten Assistentin für Jackaby. Bereits an ihrem ersten Arbeitstag steckt Abigail mitten in einem schweren Fall: ein Serienkiller ist unterwegs. Die Polizei glaubt, es mit einem gewöhnlichen Verbrecher zu tun zu haben, aber Jackaby ist überzeugt, dass es sich um kein menschliches Wesen handelt … (Klappentext)

Rezension

Ich weiß nicht mehr genau, wo ich dieses Buch zum ersten Mal gesehen habe, aber ich weiß noch, dass sein Cover mich magisch angezogen hat. Und nachdem ich einen Blick in die Leseprobe geworfen hatte, war klar: Das muss ich lesen, und zwar gleich! Gesagt, getan. Ich tauchte ab ins Jahr 1892 und betrat mit Protagonistin Abigail Rock die amerikanische Hafenstadt New Fiddleham.

Abigail ist eine der Protagonistinnen, die sich nicht mit den Konventionen ihrer Zeit abfinden können und wollen. Sie ist nicht nur jung, sondern auch neugierig, hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und ist voller Abenteuerlust. Ginge es nach ihren Eltern, würde sie brav einen netten Mann heiraten und ihr Leben mit hübschen Kleidern und im Haushalt verbringen. Das ist ihr natürlich ein Graus, weshalb sie von ihrem gut behüteten englischen Zuhause ausgerissen ist. Doch von irgendetwas muss Frau ja auch leben. Auf der Suche nach einer Arbeitsstelle landet sie bei Mr Jackaby, dem sie sich mehr oder weniger als Assistentin aufdrängt – auf sympathische Art und Weise allerdings. Ich mochte Abi auf Anhieb und sie ist eine gute Erzählerin. Abgesehen davon hält sie eigentlich nichts Spektakuläres bereit. Sie ist so eine Art weiblicher Watson, der den Detektiv auf Schritt und Tritt verfolgt und versucht, ihm zu helfen.

Jackaby ist da schon spannender. Der Detektiv ist eine Art Sherlock-Holmes-Verschnitt – allerdings mit übersinnlichem Einschlag. Er hat ein Gespür für nicht-menschliche Wesen und so sind die Fälle, mit denen er sich beschäftigt, eben auch Kriminalfälle der ungewöhnlichen Sorte. Er ist definitiv verschroben und seltsam, was seine Umgebung ihn auch spüren lässt. In seinem Kopf passiert offenbar sehr viel – leider dringt nur das wenigste davon an die Oberfläche und fließt in die Geschichte ein. Ein paar mehr interessante Details über ihn, hätten der Geschichte – die ja immerhin seinen Namen trägt – nicht geschadet. Doch leider ergeht sich der Autor meist nur in Andeutungen.

Rezension | Jackaby | William Ritter | New England | Sherlock | Detektiv | Paranormal | Thriller | Geister | Mystery | tintenmeer.de

Der Fall, der Abigail und Jackaby in ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer beschäftigt, ist schon spannend und auch nicht ganz unblutig. Die „Ermittlungsszenen“ haben mir gut gefallen, schon allein, weil Jackaby hier auch mal ein bisschen seiner Detektiv-Fähigkeiten zeigen konnte. Doch auch Abi kann sich ein wenig profilieren. Ich hoffe sehr, dass diese Parts in den kommenden Teilen noch mehr Raum einnehmen. Es war mir hier etwas zu wenig – allerdings hat sich der Autor auch viel Zeit genommen, um die Figuren und das Leben in Jackabys seltsamen Haus auszuschmücken.

Und trotz dessen muss ich leider sagen, dass die Figuren bei mir keinen so bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Auch die Spannung hielt sich in Grenzen. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor viel zu viel Grundlegendes zu erklären hatte – und das leider teilweise mehrfach (z.B. das Frauenbild, dem Abi nicht entsprechend will), sodass für die wirklich interessanten Aspekte nicht mehr genug Platz war. Es gab alles in allen nur zwei Stellen, an denen ich das Buch wirklich nicht aus der Hand legen konnte.

Ein Pluspunkt war aber der Schreibstil, der mir in der englischen Leseprobe schon sehr gut gefallen hat. Hier zeigt der Autor, was er kann und wechselt ohne Probleme zwischen wunderschönen, bildreichen, schon fast poetischen Beschreibungen und einem schönen trockenen Humor. Das zu lesen macht richtig Spaß und ist für mich definitiv ein Grund, auch den weiteren Büchern um die Mystery-Kriminalfälle von Abi und Jackaby eine Chance zu geben.

Fazit

Jackaby von William Ritter ist der Auftakt zu einer Mystery-Krimi-Reihe, die ihr Vorbild unverkennbar in den Sherlock-Holmes-Geschichten hat. Der Schreibstil des Autors ist definitiv die Stärke dieses Buchs. Ein wenig mehr Spannung und konkrete Information statt immer nur Andeutungen hätten der Geschichte aber nicht geschadet.

Bewertung

William Ritter: Jackaby | 320 Seiten | Taschenbuch | cbt Verlag | 9,99 Euro

Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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5 Comments

  • Reply Tamara Zimmermann 6. September 2016 at 7:22

    Hi,

    wirklich schöne Rezi.
    Habe das Buch noch auf meiner Wuli und werde es definitiv mal ein wenig nach oben verschieben ^^

    Das tolle Cover hat mich auch direkt angesprochen :)

    LG Tammy

  • Reply Buchstabenträumerin 6. September 2016 at 17:21

    Hi Sandy,
    ich kann nur zustimmend nicken. Auch mir fehlten zu wenig Hintergrundinformationen – vor allem zu Jackaby, der ja ein durchaus interessanter Charakter ist. Insgesamt fehlte es mir außerdem an Spannung… Schade, denn die Ansätze waren wirklich gelungen und die Idee toll :)
    Liebe Grüße,
    Anna

  • Reply Nanni 14. September 2016 at 16:06

    Hallo,

    ich bin durch die Jackaby Rezi auf eurem Blog gelandet. Schön habt ihr’s hier :)

    Obwohl wir nicht in allem übereinstimmen und ich dem Buch 5 Sterne gegeben habe, finde ich deine Rezi toll und habe sie direkt mal bei mir verlinkt.

    Ich glaube ja, dass der Autor die Figur des Mr. Jackaby extra etwas im Dunkeln lässt und wir erst in den Folgebänden mehr über ihn erfahren.

    Liebe Grüße
    Nanni

    • Reply Kristina 5. Oktober 2016 at 20:21

      Hallo Nanni,

      wir freuen uns, dass du uns auf diesem Wege gefunden hast und vielen lieben Dank für deine netten Worte. :) Das ist ja super, danke für die Verlinkung! <3

      Das klingt nach einer plausiblen Theorie. :D

      Ganz ganz liebe Grüße zurück!

      Kristina aus dem Tintenmeer ^^

  • Reply Lese-Inspiration: Endstand Summer Reading Challenge 2016 - Tintenmeer 13. Oktober 2016 at 7:12

    […] Vom modernen ging es mit Mr Jackaby dann zu einem Holmes-Verschnitt, der im 19. Jahrhundert übersinnliche Verbrecher jagt. „Watson“ ist hier eine junge Frau, die sich unverstanden fühlt und ihre eigene kleine Revolte gegen die gesellschaftliche Konvention führt. Das war alles in allem nicht so neu oder überraschend, aber das Buch hat mich ganz gut unterhalten. Mehr dazu in meiner Rezension. […]

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