Rezension | Dein Lächeln an diesen verdammten Tagen | Katie McGarry |Oetinger | Jugendbuch | Tintenmeer
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{Rezension} Dein Lächeln an diesen verdammten Tagen von Katie McGarry

Dramatische Liebe, schicksalhafte Wendung: Eine Nacht, ein mysteriöser Unfall, und die einst beliebte Echo Emerson ist plötzlich die Außenseiterin, über die der Schulhof tuschelt. Ein Schicksal, das Noah schon lange kennt: Der typische Troublemaker wandert von einer Pflegefamilie zur nächsten, seit er seine Eltern verlor. Um seinen jüngeren Brüdern diese „Karriere“ zu ersparen, muss er jedoch an seine Therapie-Akten kommen, genau wie Echo. Schon bald verbindet die beiden Außenseiter mehr als ihr Schicksal, viel mehr. (Klappentext)

Rezension

Das Buch war wohl eines der ältesten auf meiner Wunschliste. Es steht schon seit 2014 (!!!) darauf und in der Verlagsvorschau sprang es mich plötzlich direkt an. Ich dachte mir: Moment mal, Namen und Klappentext kommen dir doch bekannt vor? Und Tatsache, die Geschichte erschien bereits als Hardcover unter dem Titel „Noah und Echo. Liebe kennt keine Grenzen“ und wurde jetzt als Taschenbuch neu aufgelegt. Da MUSSTE ich einfach ein Rezensionsexemplar anfragen, denn das Buch wurde mit den Worten: „Eine knisternde Lovestory, die lange nachklingt, heftig und originell, und ein Protagonist zum Schwärmen!“ angepriesen. Doch, ob sie wirklich so heftig war und immer noch in mir nachklingt? Finden wir es heraus …

Zunächst fing mich der lockere, jugendliche Schreibstil ein, durch den ich schnell in die Geschichte reinkam und der mich sofort mit Echo verband. Noch besser fand ich aber Noahs Erzählperspektive, denn er nimmt kein Blatt vor den Mund, war sehr authentisch und humorvoll. Den typischen „Bad Boy“ konnte ich in ihm allerdings nicht sehen, dafür war er einfach zu gut und nett. Was mich zu der Frage bringt: Macht es jemanden schon zum „Bad Boy“, wenn er gelegentlich kifft und in Pflegefamilien aufgewachsen ist? Ich finde ja, dazu gehört noch mehr – beispielsweise ein krasses Fehlverhalten oder Ähnliches. Diesbezüglich wurden meine „böse Jungs“-Erwartungen leider nicht ganz erfüllt.

Trotzdem mochte ich Noah sehr. Mit seiner flapsigen Erzählweise und direkten Art hat er für einige Schmunzler gesorgt! Aus Echos Sicht habe ich auch gerne gelesen, aber leider fehlte bei ihr das gewisse Etwas. Sie ist sehr unsicher, egoistisch und bemitleidet sich permanent selbst. Das kann ich bei ihrer Familiensituation natürlich verstehen – sie hat ihren Bruder durch die Marine verloren, ihre Mutter ist wegen einer schweren psychischen Erkrankung in Therapie und ihr Vater hat das Kindermädchen geheiratet, das nun auch noch hochschwanger ist – aber ich hätte mir doch etwas früher eine Einsicht ihrerseits gewünscht.

Echo entwickelt sich zwar weiter, doch das kam spät und sie hätte ruhig NOCH mutiger sein und ein Statement setzen können (ich denke da vor allem an ihre „ach so tollen Freundinnen“). Wo wir schon mal bei den Freundinnen sind:  Sie gingen mir wirklich auf den Keks, sind sie doch lediglich oberflächliche Teeniefilm-Klischees, denen ihr Ruf über alles geht. Ganz ehrlich? Ich hätte nicht so lange an ihnen gehangen und mich von ihnen ausbremsen lassen, sondern ihnen schon längst den Rücken gekehrt.

Rezension | Dein Lächeln an diesen verdammten Tagen | Katie McGarry |Oetinger | Jugendbuch | TintenmeerEchos Exfreund Luke ist auch so ein Teeniefilm-Klischee. Der perfekte Footballstar, dem alle zu Füßen liegen, der aber eigentlich ÜBERHAUPT NICHTS versteht und Echo nur flachlegen will. *würg* Da fehlte mir einfach die Tiefe. Nicht nur in den Nebencharakteren, auch in der Thematik. Die wirklich spannenden und dramatischen Hintergründe wurden immer nur oberflächlich angekratzt und hätten gerne noch mehr beleuchtet werden können. Dieses typische American Highschoool-Flair mit Cliquenbildung, College-Bewerbungen, Eignungstests, Abschlussbällen und Co. zehrte schon arg an meinen Nerven.

Dann ist da noch die Sache mit den Erwartungen … Wahrscheinlich waren sie aufgrund der ganzen begeisterten Rezensionen einfach zu hoch. *grmpf* Aber abstellen kann ich die nun mal leider nicht. Trotzdem war ich emotional stets dabei und fieberte mit Beiden mit, vielleicht nicht zu 100 %, aber mindestens zu 80 %! ;) Da sich einige Gedankengänge und Beschreibungen wiederholten und die Geschichte eher ruhig voranschritt, verspürte ich nicht den Drang, UNBEDINGT wissen zu müssen, wie es weitergeht.

Dank kurzer Kapitel und vieler Sichtwechsel las es sich trotzdem schnell und am Ende konnte es nochmal einiges rausholen! Es wurde dramatisch, gefühlvoll und zu Tränen rührend! Besonders Noahs Brüder sind mir ans Herz gewachsen und die Szenen, in denen Noah sie bei den Pflegeeltern besucht und ich seine Zerrissenheit spüren konnte, haben auf meine Tränendrüsen gedrückt … *schnief* Auch die psychische Erkrankung von Echos Mutter ist heftig und ein wichtiges Thema, ich hätte mir aber gewünscht, dass sie noch näher beleuchtet worden wäre und dass Echo von viel mehr Erlebnissen in ihrer Kindheit berichtet, damit ich mir ein besseres Bild von der Krankheit machen kann.

Das Ende hinterließ ein befriedigendes Gefühl, da (fast) alle Handlungsstränge abgeschlossen wurden. Nur, was Echos „Freundinnen“ und Noahs Freunde Beth und Isaiah angeht, hätte ich mir noch ein abschließendes Gespräch gewünscht. Vor allem Echos Aussprache mit ihrer Stiefmutter und ihrem Vater berührte mich und war wirklich echt und aus dem Leben gegriffen. Für meinen Geschmack vielleicht ein bisschen zu sehr „Happy End“, aber das lasse ich gerade nochmal durchgehen, weil es so schön war! ;)

Fazit

Wie bewertet man eine Geschichte, der es teilweise an Tiefgründigkeit mangelt und die einige Klischees enthält, die mich aber trotz allem berühren konnte? Es war wirklich eine Berg- und Talfahrt mit mir und „Dein Lächeln an diesen verdammten Tagen“. Noah mochte ich sehr, aber da er schon als echter Bad Boy angepriesen wurde, hätte er gern noch etwas „badder“ sein dürfen! :D So wie Echo – vor allem zum Ende hin – noch mutiger und taffer hätte auftreten können. Auch wirkten einige Dialoge ein wenig „glatt gebügelt“ und die Beziehung zwischen Echo und Noah schrammte knapp an der Kitschigkeit vorbei, denn sie schritt sehr rasant voran.

Trotzdem habe ich mit ihnen gelitten und die ein oder andere Träne verdrückt. Auch finde ich es wichtig und mutig, dass das Thema psychische Krankheiten beleuchtet wurde, das in unserer Gesellschaft noch viel zu oft totgeschwiegen und stigmatisiert wird. Daher gilt, wie so oft bei mir: Meckern auf hohem Niveau! Ich bin immer etwas empfindlich, was Kitsch und Klischees angeht, anderen Lesern mag das möglicherweise nicht mal auffallen und sie werden ihren Spaß mit Noah und Echo haben!

Bewertung

Katie McGarry: Dein Lächeln an diesen verdammten Tagen | Oetinger Verlag | 416 Seiten | ISBN: 978-3-8415-0511-8 | 12,00 Euro

Hinweis: In einer früheren Ausgabe bereits unter dem Titel „Noah und Echo. Liebe kennt keine Grenzen“ erschienen.

Vielen Dank an die Verlagsgruppe Oetinger für das Rezensionsexemplar!

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1 Comment

  • Reply {Lese-Logbuch} Kristinas Mai 2018 | Tintenmeer 3. Juli 2018 at 7:00

    […] Ende hat es mich berührt. Ich hatte es auch ziemlich schnell ausgelesen. Spickt doch mal in meine Rezension, wenn ihr mehr wissen wollt. 3,5 […]

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