Wissen für Buchblogger

Wieso ich fast aufgehört hätte zu bloggen – und wann du es tun solltest

Seit Wochen hocke ich da und versuche, mein Lese-Logbuch für August und September 2018 zu schreiben. Wie ein kleiner Kastenteufel springt der Gedanke an diese zur Pflicht gewordene Aufgabe immer wieder in meinen Kopf, zwickt und piesackt mich und hinterlässt ein schlechtes Gewissen. 

Zugegeben, es wäre kein ganz kurzer Artikel, denn in diesen zwei Monaten hatte mich die Lesewut im Griff. 13 Bücher habe ich in der Zeit verschlungen und es graute mir davor, diese in Mini-Rezensionen zusammenfassen zu müssen. Schon bei dem Gedanken machte sich sofort die Schreibblockade breit. Nun ist mittlerweile November. Ich habe hier und da ein bisschen an dem Artikel geschrieben, doch er wurde nie fertig und nie veröffentlicht. Und am Ende habe ich mich entschieden, mich nicht länger selbst damit zu quälen.

Stattdessen fragte ich mich, wann zum Henker ich den Spaß an all dem hier verloren habe. Es gab einmal eine Zeit, da konnte ich es gar nicht erwarten, einen Blogartikel zu veröffentlichen. Doch heute packt mich manchmal schon die Lustlosigkeit, wenn ich nur an mein Notebook denke. 

Schon allein das aufzuschreiben, ist hart. Ich fürchte mich fast davor, den Gedanken weiter zu verfolgen. Wenn ich so zurückblicke, dann hadere ich schon so lange mit mir und dem Bloggen, dass ich gar nicht mehr genau weiß, wann das angefangen hat.

Meine liebsten Ausreden, um nicht zu bloggen

Ich begann, tiefer zu graben, und stieß Stück für Stück auf all die kleinen Ausreden, mit denen ich versuchte, mein Nicht-Bloggen zu entschuldigen.

  • „Keine Zeit!“ Der Klassiker war natürlich oft dabei und ist auch immer noch beliebt. 
  • „Zu viel Stress im Job!“ steht sicherlich an der zweiten Stelle. 
  • „Keinen Nerv!“ ist wohl die ehrlichste Ausrede, denn es ist nur eine Umschreibung für „Keine Lust“, die bei anderen aufgrund ihrer psychologischen Assoziationen eher Verständnis hervorruft. Kurz vorm Burnout, you know?
  • Eine meiner liebsten – und eigentlich schlimmsten, weil unwahrsten Ausreden: „Das Schreiben liegt mir eigentlich nicht so / macht mir keinen Spaß.“

Gerade der letzten Ausrede stehe ich selbst mit fassungslosem Kopfschütteln gegenüber. Denn ich blogge nicht nur seit sechs Jahren über Bücher – sprich: ich schreibe –, ich habe auch die letzten vier Jahre als Fachredakteurin gearbeitet. Ja, ihr vermutet es schon, in dem Beruf schreibt man viel. Ganz zu schweigen von fünf Jahren Studium, in denen ich damals ganz freiwillig hunderte Seiten Hausarbeiten fabriziert habe. Und trotzdem war und bin ich manchmal noch immer felsenfest davon überzeugt, dass das Schreiben eigentlich nichts für mich ist. 

Seit einiger Zeit habe ich einen neuen Job. Und wisst ihr, welche Aufgaben mir dabei am meisten Spaß machen? Lacht nicht, aber es sind die, bei denen ich etwas schreiben darf. Obwohl die süße Qual, den Anfang zu finden, immer noch da ist. Offensichtlich muss ich nur das Richtige schreiben, um schreiben zu können.

Zurück zu den Blogger-Wurzeln

Und dieser kleine Gedanke brachte mich zurück zu meinem Dasein als Bloggerin, nein, als Buchbloggerin. Ich fragte mich, was ich am Anfang, als ich noch mit so viel Freude dabei war, eigentlich geschrieben habe. Klar waren das Rezensionen, aber nicht nur. Ich habe alles mögliche aus meinem Alltag „geblubbelt“, obwohl ich keinen Menschen da draußen kannte, der das gelesen hat. Ich wollte es für mich schreiben und gleichzeitig trotzdem gehört werden. Ich hatte eine Stimme und gleichzeitig meinen eigenen Anspruch an meine Artikel über Bücher. Beides war verbunden. 

Vor etwas über einem Jahr fragte sich Simone von Papiergeflüster „Bin ich noch eine Buchbloggerin?“ und vor einem Monat hat sie ihren letzten Post als solche veröffentlicht. Womit sie haderte kommt mir sehr bekannt vor: mit der Professionalisierung, die unsere „Branche“ erfasst hat wie ein Wirbelwind, die vielen unbemerkt den Spaß nimmt, weil die Anforderungen an die Artikel, an einen selbst immer höher geschraubt werden. 

Auch bei mir. Schon vor dem ganzen „Professionalisierungshype“ habe ich Wege gesucht, mehr gehört zu werden. Es war mir schon immer wichtig, Qualität zu produzieren. Eine Drei-Sätze-Rezension, wie viele sie schreiben, ist schon immer undenkbar gewesen. Das einzige Zugeständnis, das ich gemacht habe, waren meine „Quicktipps“, von denen es aber nicht viele gab.

Was als Hobby begann, entwickelte sich schnell zu einem ausgewachsenen Nebenjob – neben einem echten Full-Time-Job, der das Geld ins Haus bringt. Das ist nichts Neues. Die meisten Buchblogger kennen das Problem. Dieses Hobby ist von Natur aus schon zeit- und arbeitsintensiv. Die Gefahr ist groß, dass einem der eigene Anspruch über den Kopf wächst und alles erstickt, was einmal Spaß gemacht hat. Ist das nicht entsetzlich? 

Wieso ich fast aufgehört hätte zu bloggen – und wann du es tun solltest

Aufhören zu Bloggen ist die letzte Option

Ans Aufhören habe ich in den letzten Jahren schon oft gedacht. Doch mein Inneres schreckt davor zurück. Ich spüre, dass ich es nicht will. Zu viel Liebe steckt in all dem, was ich hier erschaffen habe. Und das ist am Ende die größte Motivation, um weiterzumachen. 

Mit dem Bloggen ist es vielleicht wirklich wie in der Liebe. Wenn du keine Angst mehr davor hast, den Knopf zu drücken und alles zu löschen, dann solltest du es tun. Wie heißt es so schön: Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. 

Doch wenn etwas, das zu liebst, droht, sich ins Gegenteil zu verkehren, musst du etwas ändern. 

Auch auf die Gefahr, dass am Ende etwas anderes herauskommt, als man sich erhofft hat. Vielleicht sind es die ersten Schritte hin zur Gleichgültigkeit, vielleicht aber auch einfach die in die richtige Richtung.

Ich möchte all die lästigen Gedanken an Pflichten, Klicks und perfekte Blogartikel loslassen. Ich will kein schlechtes Gewissen haben, weil ich drei Wochen lang nichts auf Instagram gepostet oder einen Blogartikel geschrieben habe. Ich will mich nicht mit Facebook befassen, wenn ich keine Lust habe (und auf FB habe ich meistens keine Lust). Und manchmal möchte ich einfach etwas schreiben, um des Schreibens willen. So wie heute.

Hinterlasst Spuren, nicht nur Staub!

Hadert ihr auch manchmal mit dem Bloggen? Oder habt ihr den großen Schritt vielleicht schon gemacht und es aufgegeben? Bitte teilt eure Gedanken mit mir.

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3 Comments

  • Reply Aleshanee 20. November 2018 at 8:01

    Hi Sandy!

    Freut mich dass du dich überwunden hast den Beitrag zu schreiben, ich denke, damit hast du schonmal einen großen Schritt getan und dir einiges „von der Seele“ geschrieben, das finde ich schon immer sehr wichtig. Mich erleichtert das immer sehr <3

    Ich blogge noch nicht so lange wie viele andere, aber mit 5 Jahren bin ich jetzt doch schon einige Zeit dabei und ich hab natürlich auch verfolgt, welche Entwicklungen sich in den letzten Jahren breit gemacht haben. Dieses ganze "so muss es aussehen" und "perfekt muss es sein" hab ich natürlich auch mitgekriegt und nein, damit kann ich mich so gar nicht identifizieren.
    Für mich und meinen Blog mag ich es so haben wie ich mir das vorstelle. Ob das in der Community als gut oder nicht so gut angesehen wird (viele wollen ja immer ganz besonders schöne Fotos für die man 2 Stunden Sachen arrangiert) ist ihre Sache. Ich möchte meinen Blog so haben, wie ich das will :) Und deshalb macht es mir auch so viel Spaß!!!

    Wie du anfangs gesagt hast: warum willst du etwas schreiben, diesen Rückblick, wenn du keine Lust hast? Muss doch nicht sein. Selbst wenn man "normalerweise" jeden Monat einen schreibt: dann schreibt man ihn halt auch mal nicht ;)
    Ich selber schreibe auch jeden Monat einen Rückblick, aber wenn ich mal keinen schreiben würde, ich denke nicht, dass sich da jemand aufregen würde oder sowas. Es wäre wahrscheinlich komisch und in den nächsten 3 Sekunden schon wieder vergessen *lach*

    Blogleser lesen gerne, wo man merkt, dass der Schreiber wirklich was damit sagen will. Egal ob bei einer Rezension, bei einem Alltagsgeblubber Thema oder whatever. Sich zwingen zu müssen zum schreiben: klar dass dabei die Lust verloren geht…

    Aufhören sollte wirklich die allerletzte Option sein, man kann ja auch mal ein bisschen pausieren und warten, bis wieder der Moment kommt wo man denkt: DARÜBER würde ich jetzt gerne schreiben oder mich austauschen und dann ran an die Tasten ;)

    Man sollte das Bloggen nicht so ernst sehen. Es ist ein HOBBY! Und nur weil andere da was "größeres" draus machen wollen und eine Etikette vorschreiben etc … dem muss man sich ja nicht anschließen. Es ist DEIN Blog und DU alleine kannst bestimmen, über was du wann und wie oft schreibst ;)

    Liebste Grüße, Aleshanee

  • Reply Steffi 20. November 2018 at 22:46

    Ach, liebe Sandy.
    Ich denke jeder Mensch – egal ob Blogger oder nicht- kommt mal an den Punkt, wo er nicht mehr motiviert ist, weiter zu machen. Wichtig ist, sich nicht zu zwingen etwas zu schreiben, sondern das worauf man Spaß und Lust hat. Und wenn man mal eine Pause braucht, dann ist das eben so.

    Mir geht es ab und an genauso. Ich hätte schon ganz oft Phasen/ Momente, wo ich einige Monate nichts gepostet hatte, einfach weil mir die Motivation fehlt. Wobei dass wieder einer „dieser “ Gründe ist ^^ ich freue mich tatsächlich, dass es auch anderen das ein oder andere mal so geht. Man ist schließlich nur menschlich und sollte sich von dem Druck der Gesellschaft nicht zwingen lassen. Klar freut man sich als Leser über neue Beiträge, ich denke aber jeder versteht es auch, wenn man mal eine Auszeit braucht.

    Also setzt dich nicht unter Druck und nimm die die Zeit, die du brauchst.

  • Reply Fremde Funken #11 | Gedankenfunken 26. Dezember 2018 at 19:04

    […] Wieso ich fast aufgehört hätte zu bloggen – und wann du es tun solltest […]

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