Das letzte Lese-Logbuch von mir gab es vor fast genau einem Jahr. Eine Tatsache, die mich zuerst erschreckt hat, obwohl ich wusste, dass ich in den letzten Monaten nicht mehr so aktiv war, es nicht sein konnte. Logischerweise habe ich gleich überlegt, was der Auslöser dafür war. Ich kam ziemlich schnell drauf: Im August letztes Jahr hat meine Ärztin mir gegenüber das erste Mal meine Krankheit Endometriose erwähnt, von der ich euch in meinem Blogartikel hier berichtet habe. Ich habe immer gedacht, dass es mit mir, meinem „normalen Leben“, meiner Psyche erst im Mai dieses Jahres so richtig bergab ging, als die Diagnose (und der umfassende weitere Behandlungsplan) Realität wurde. Aber die Wahrheit ist, dass es schon viel früher anfing. Sogar sehr viel früher als vor einem Jahr. Im Nachhinein wundert man sich, wie lange man durchhält, bis gar nichts mehr geht. Aber ich will heute nicht jammern, sondern etwas Positives berichten.
Denn in diesem Monat gibt es ein Lese-Logbuch – das sagt im Wesentlichen ja schon alles, oder? Nach meiner OP Ende Juli hat es noch eine Woche gedauert, bis ich wieder halbwegs auf der Höhe war. Aber dann, ganz langsam, habe ich angefangen, mich Stück für Stück wieder wie ich selbst zu fühlen. Es waren ganz kleine Schritte, aber einer der ersten war, endlich ein Buch zu Ende zu lesen, das ich schon Ende Mai angefangen hatte. Nach und nach folgten dann weitere angefangene Bücher und Hörbücher und es kamen sogar noch ganz neue hinzu. Ganz zu schweigen von den 3 veröffentlichten und 3 weiteren angefangenen Blogartikeln – mein letzter war ebenfalls vom Mai.
Ich weiß nicht, ob ich irgendwann wieder zu alter Form zurückfinde, aber ich bin froh, dass es endlich wieder bergauf geht. Also here we go! :)
Dry von Neal & Jarrod Shusterman
Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Ich habe es sogar vorbestellt, weil ich so gespannt war, was The Great Shusterman aus dem spannenden Thema des versiegenden Wassers macht. Leider wurde ich ein wenig enttäuscht, ich habe mehr erwartet. Der Plot war zwar nicht uninteressant, aber es gab keine wirklichen Höhepunkte. Mehr gestört hat mich aber etwas anderes: Denn obwohl die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive von vier Jugendlichen erzählt wird, blieben sie mir allesamt zu blass. Es wird nur wenig über sie und ihre Vergangenheit preisgegeben. Und das Wenige ist sogar noch recht belanglos. Die vier definieren sich fast nur über ihre Gedanken zur aktuellen Situation. Mir fehlte hier definitiv die Tiefe bei jedem Einzelnen. Die Grundidee war supergut, aber das reicht leider nicht, wenn man emotional von den Figuren nicht mitgenommen wird. 3 Sterne.
Show me the Stars von Kira Mohn
Das nächste Buch wurde zu meinem Monatshighlight, das ich innerhalb von 24 Stunden durchgesuchtet habe. Show me the Stars fällt in die Kategorie romantisches Wohlfühlbuch, wo ihr zum Beispiel auch die Red-Wood-Bücher von Kelly Moran findet. Wenn ihr die mochtet, wird es euch sicher auch mit Protagonistin Liv auf der Leuchtturminsel gefallen. Hier landet sie als Housesitter, nachdem ihr berufliches Leben wie ein Kartenhaus zusammengebrochen ist. Zum Glück findet sie in ihrem neuen Zuhause liebe Menschen, einen Traummann mit ganz eigenen Sorgen und nach und nach wieder zu sich selbst. Die tollen Charaktere, das traumhafte Setting und der wunderschöne Schreibstil machen das Buch zu einem Pageturner, den ihr nicht mehr aus der Hand legen werdet. 5 Sterne & mein Monatshighlight.
Wie weit du auch gehst von Alexandra Stefanie Höll
Dieses Buch war einer der losen Fäden der letzten Monate. Die Idee und einen Großteil der Geschichte fand ich wirklich toll. Es geht um Constanze, die mit ihrem Sohn vor ihrem brutalen (und superreichen) Ehemann flieht. Dieser setzt daraufhin einen Auftragskiller auf sie an, der Constanze, einmal kennengelernt, natürlich nicht töten kann – ihr könnt es euch denken, ist ja schließlich eine Lovestory. ;) Ich mochte die Charaktere, das Feeling, den Schreibstil. Das Aber kommt leider ab der Hälfte des Buches. Zum einen zog sich die Geschichte ab einem gewissen Punkt wie Kaugummi. Ich hatte das Gefühl, hier wurde einfach viel zu viel reingepackt. Es war, als wollte die Autorin ihre Geschichte einfach nicht enden lassen. Zum anderen begannen mich die unrealistischen Handlungen und Begebenheiten mehr und mehr zu nerven. Ich denke, diese beiden Probleme hängen stark zusammen. Das ist definitiv ein Buch, bei dem weniger mehr gewesen wäre. Statt auf immer neue Wendungen zu setzen, wäre eine komplexe Ausarbeitung der Figuren viel spannender gewesen, um ihnen und damit der Geschichte eine größere Tiefe zu geben. Stattdessen bleibt alles Schwarz und Weiß. 3 Sterne.
Creepers von David Morrell
Nach der geballten Romance-Infusion brauchte ich etwas Düsteres und habe mich im Vorgefühl des nahen Herbstes auf die Suche nach unheimlicher Literatur gemacht. Dabei bin ich auf Creepers von David Morrell gestoßen, mit dem ich vor ein paar Jahren schon mal geliebäugelt hatte. Das Problem war, dass ich nicht wusste, dass der Autor der Erfinder von „Rambo“ ist. Ich bin also mit ganz anderen Erwartungen an seine Geschichte gegangen und war letztlich etwas enttäuscht, dass die tolle düstere Atmosphäre des Anfangs ab der Hälfte Richtung Action abgedriftet ist. Wer das mag, ist bei Creepers aber goldrichtig. Es geht um eine Gruppe, die Lost Places erforscht und sich ein altes, prunkvolles Hotel als nächste Expedition ausgesucht hat. An diesem Ort sind sie nicht ganz allein, aber mehr verrate ich natürlich nicht. Für mich waren es am Ende 3 Sterne.
Sieben Raben von Mika M. Krüger
Das letzte Buch des Monats ist eines, das Kristina euch schon einmal vorgestellt hat und seitdem auf meiner Wunschliste stand. In der Geschichte geht es um Frana, die seit sie denken kann auf Schritt und Tritt von sieben Raben begleitet wird. Mithilfe der Raben findet sie eines Tages heraus, dass sie adoptiert wurde, und begibt sich auf Spurensuche in ihre Vergangenheit. Die Geschichte erfahren wir in der Gegenwart aus Franas Sicht im Wechsel mit der Sicht ihres Bruders 20 Jahre zuvor, was eine spannende Mischung war. Wie Kristina hat auch mir „Sieben Raben“ gut gefallen, wenngleich ich Franas Handlungen manchmal nicht ganz nachvollziehen konnte und mir etwas mehr Mystery gewünscht hätte. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, es gibt daher 4 Sterne.
Hörbücher
Normalerweise klammere ich meine Hörbucher nicht aus – ich zähle sie auch wie gelesen Bücher. Aber weil es dieses Mal einige mehr sind und ich sie teilweise schon in den vergangenen Monaten begonnen, aber erst im August beendet habe, bekommt ihr sie hier ausnahmsweise einmal gebündelt.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass schlafen – besonders einschlafen – seit Längerem für mich in manchen Nächten schwierig ist. Tatsächlich habe ich inzwischen auch manch durchwachte Nacht auf meiner Karte. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Zeit kann man sich ja wenigstens mit Hörbüchern vertreiben.
Die Mitternachtsrose von Lucinda Riley
Viele sind von Lucinda Riley total begeistert – zum Beispiel meine Mama. Also wollte ich es auch mal mit einer ihrer Geschichten versuchen. Leider ging der Schuss nach hinten los. Typischerweise verbindet die Autorin einen Erzählstrang in der Gegenwart mit einem aus der Vergangenheit, was mir zum Beispiel bei Corinna Kastner immer supergut gefallen hat (leider schreibt Kastner nur noch Ostseekrimis … total schade!). In der Mitternachtsrose geht es in der Gegenwart um die Schauspielerin Rebecca, die auf einem englischen Anwesen einen Film dreht und einige seltsame Begegnungen hat. Nebenbei wird die Lebens- und Liebesgeschichte der Inderin Anahita erzählt, deren Weg sie natürlich vor vielen Jahrzehnten auch an diesen Ort geführt hatten. Mein Problem war, dass beide Erzählstränge fast nichts miteinander zu tun hatten. Das, was für die Gegenwart relevant wäre, wird gar nicht erzählt. Der Schwerpunkt liegt nämlich auf Anahitas Lebensgeschichte, was ich einfach langweilig fand. Wer sowas mag, wird das Buch sicher klasse finden. Für mich aber gab es viel zu viel Belangloses und es war einfach keine runde Sache. Das Konzept geht nicht auf und das fand ich total ärgerlich. 2,5 Sterne.
Aschenkindel von Halo Summer
Was für Bücher gilt, gilt erst recht für Hörbücher: Kein Kauf ohne Hörprobe. Und nach dieser dachte ich, das hier könnte eine witzige Märchenadaption von Aschenputtel werden. Aber, liebe Leute, weit gefehlt. Es war letztlich enttäuschend. Der Anfang war ganz lustig, danach kam aber leider nicht mehr viel: null Tiefe, keine Charakterentwicklung, eindimensionale Erzählweise, sinnfreies Geschmachte, wo immer es auch geht. Dabei gab es durchaus interessante Ansätze, sogar einen ganz spannenden politischen Konflikt. Aber letztlich wurde das alles im Keim erstickt zugunsten eines klassischen Friede-Freude-Eierkuchen-Endes. 2 Sterne.
Der Junge muss an die frische Luft von Hape Kerkeling
Ich gebe zu, ich bin ein Fan von Hape Kerkeling seit „Ich bin dann mal weg“. Wirklich großartig und als Hörbuch von ihm gesprochen kaum zu übertreffen. Dieses Niveau konnte für mich bisher nur Dirk Bach beim Lesen von Walter Moers erreichen. Ganz großes Kino! Aber ich schweife ab! Die Kindheitsgeschichte von Hape stand (vor allem als Hörbuch) schon lange auf meiner Wunschliste. Neben den eigenen Erinnerungen und Anekdoten hält Kerkeling auch in diesem Buch – wo es sich thematisch anbietet – Plädoyers für seine Überzeugungen. Ich mag das ganz gerne, zumal ich seine Denkweise gut finde. Auf den Inhalt will ich an der Stelle nicht eingehen. Nur so viel: Ich war stellenweise sehr schockiert und mitgenommen von den dramatischen Ereignissen. Ich beschäftige mich selten mit den Biografien von Prominenten (interessiert mich einfach nicht), daher hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich hier einlasse … Inhaltlich lässt sich sowas natürlich nicht bewerten. Was mir ein wenig gefehlt hat, war eine richtige Klammer für die einzelnen Episoden. Daher 4 Sterne.
Der letzte erste Blick von Bianca Iosivoni – Vorsicht: Rant! ;)
Zum Schluss noch eine literarische Katastrophe, der Flop des Monats. Ja, ich weiß, ich mache mir damit wieder Feinde, aber so ist es nunmal. Dabei klang die New-Adult-Geschichte zwar klassich, aber vielversprechend: Weit weg von zu Hause, wo etwas vorgefallen ist, will Emery ein neues Leben anfangen. Natürlich landet sie in einer unerwünschten WG mit einem nervigen Typen, dessen bester Kumpel boyfriend-Potenzial hat, was Emery natürlich gar nicht gebrauchen kann. Was stimmt denn nicht? Es wäre wahrscheinlich einfacher zu sagen, was stimmt. Nämlich das unterhaltsame, aber leider recht kurze Zusammenspiel der beiden Protagonisten bis zur Hälfte des Buchs, bei dem sie sich gegenseitig immer wieder in die Pfanne hauen. Es hätte eine nette Geschichte werden könne, das größte Problem aber war, dass die Autorin mutwillig ein Geheimnis um die offensichtliche Hintergrundgeschichte ihrer Protagonistin machen wollte. Das hat die ganze Geschichte versaut, denn als Leser weiß man natürlich quasi sofort, worum es geht. Statt das Geschehene und den Umgang damit zu thematisieren, wird man am Ende noch mit einer ellenlangen „Auflösung“ gefolgt von einem überflüssigen „Missverständnis“ gequält, was die fehlende Spannung auch nicht ersetzen kann. Und wieder muss ich es sagen: Thematisch gab es bei beiden Protagonisten so viel Potenzial, doch das geht in belanglosen Handlungen und sich wiederholenden Gedankengängen unter, bis auch noch das letzte Fünkchen Spannung im Keim erstickt wurde. 1,5 Sterne.
Hinterlasst Spuren, nicht nur Staub!
Wie war euer Lesemonat und was sagt ihr zu den Büchern, die ich gelesen habe? Ich freue mich, wenn ihr einen Kommentar hinterlasst. ;)
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