Lass los und werde frei!
Endlich ist es so weit – die Diamantkrieger nehmen den Kampf gegen die Hydra auf. In einem abgelegenen Wüstentempel bereiten Tashira (wie Sara seit ihrer Einweihung genannt wird) und ihre Gefährten sich auf die Konfrontation mit den Mächten der Unterwelt vor. Doch die anhaltenden Spannungen zwischen Tashira und Damir drohen, alles zu gefährden. Der Kampf in der Unterwelt wird zum entscheidenden Wendepunkt: Können die Diamantkrieger dem Bösen in der Welt etwas entgegensetzen und wird Tashira ihre Bestimmung annehmen? (Klappentext)
Rezension
Hach ja, die Saga hat mich schon so lange begleitet und endlich konnte ich das Finale um Sara und die Diamantkrieger-Loge aufschlagen. Die ganze Reihe ist recht speziell, entweder man liebt sie oder man kommt nicht wirklich dran. Ich für meinen Teil LIEBE diese besondere Atmosphäre irgendwo zwischen Realität und Fantasy, den tiefgründigen Schreibstil, der seinesgleichen sucht, die Charaktere, die so lebensecht, sind und die Botschaften zwischen den Zeilen. Aber vielleicht sollte ich erstmal vorn anfangen … :)
Ich schlüpfte sofort auf den ersten Seiten wieder in Sara hinein, war voll drin in ihren Gedanken und habe mich komplett mit ihr identifiziert. Eine tolle Protagonistin, unglaublich stark und lernwillig, aber eben nicht perfekt. Nichts ist einfach für sie, sie erleidet eine Menge Verluste und muss sich jeden einzelnen Schritt nach vorn hart erarbeiten. Genau deshalb habe ich ihr von Herzen alles Glück der Welt gewünscht! Ich kämpfte an ihrer Seite und litt und hoffte mit ihr auf eine bessere Zukunft …
In diesem letzten Teil ist Sara noch ein Stückchen reifer geworden und stellt sich ihrer Vergangenheit und ihren Dämonen. Konkret heißt das, dass sie sowohl ihre Beziehung zu Damir, als auch zu Kratos aufarbeitet und somit werden die roten Fäden aus den Vorgängerbänden zufriedenstellend zuende geführt. Sara beeindruckte mich ein ums andere Mal mit ihrer Charakterstärke und trotzdem ist sie keine Superwoman, sondern ein echter Mensch mit allen menschlichen Zweifeln und Fehlern.
Ihr merkt es schon: Ich komme ins Schwärmen. :) Selten hat mich eine Protagonistin so sehr beeindruckt und in ihre tiefgründige Gedankenwelt mitgenommen. Es gibt dann auch in der Story nicht so viel „äußere Action“, es wird sich, wie in Band 1 und 2, eher auf Saras Innenleben konzentriert. Einzig das Ende geht ein wenig mehr in die Fantasyrichtung, wobei auch da den Lesern überlassen ist, wie viel man dort hinein interpretiert.
La Loba ist einmal mehr eine wertvolle Wegweiserin, Lehrmeisterin und Freundin für Sara. Sie spricht teilweise in Rätseln, hat aber auch wertvolle Ratschläge auf Lager. Sie strahlt eine beinahe mütterliche Wärme aus, die Sara bitter nötig hat. Mein heimlicher Favorit aber ist Pax. Für ihn wurde der Ausspruch „ein Fels in der Brandung“ quasi erfunden. Er ist kein Mann der vielen Worte, aber absolut verlässlich, treu und einfach da, wenn Sara ihn braucht. Und das alles ohne Fragen zu stellen oder misstrauisch zu werden, er vertraut ihr und lässt Sara den Freiraum, den sie braucht.
Pax erdet sowohl Sara als auch die Story und war ein angenehmer Kontrast zur Diamantkrieger-Thematik und der stellenweise recht spirituellen und esoterischen Handlung. Stichwort Handlung: Ich will nicht zu viel verraten, deshalb bleibe ich sehr vage: Sie steckt voller Emotionen, erschreckt, verzaubert, berührt und schenkt Frieden. Zwischen den Zeilen gibt es viele wichtige Botschaften, die man für sein eigenes Leben mitnehmen kann.
Es bleibt viel Interpretationsspielraum, was die Diamantkrieger und den Fantasyanteil betrifft, das war wirklich interessant und ich schätze, die Autorin hat das bewusst offen gelassen, damit man seine eigene Wahrheit finden kann … Die Story ist dennoch in sich rund und abgeschlossen. Alle offenen Fragen aus den ersten Bänden werden wieder aufgenommen und beantwortet, was ich seeeeeeeeehr zu schätzen weiß und mich zufrieden zurück ließ. :)
Noch einmal kurz zur Liebesgeschichte (Vorsicht, könnte leichte Spoiler enthalten!). Sie hat mich schwer beeindruckt und mitgenommen, denn die Autorin geht hier einen anderen, nicht klischeehaften Weg. Es muss nicht immer der „vorherbestimmte Seelenpartner“ sein, der der Richtige für einen ist, wenn die Umstände dagegen sprechen. Genauso kann das Glück ganz nah sein, weniger selbstzerstörerisch und nervenaufreibend, dafür heimlig und einfach, aber genauso schön. Das war mal erfrischend anders, Chapeau und vielen Dank dafür!
Zum Ende muss ich noch ein gaaaaaaaaanz kleines bisschen Kritik üben (ja, es geht leider nicht ganz ohne). So sehr mich das Buch beeindruckt hat, es zog sich im Mittelteil ein wenig und die Story schritt eher langsam voran. Trotzdem wollte ich zu jeder Zeit wissen, wie es weitergeht und irgendwie passt diese langsame Entwicklung, denn so kann man die Worte wirklich ganz in Ruhe aufnehmen und verarbeiten. Mut zur Langsamkeit und Besinnlichkeit in unserer hektischen Welt – das habe ich als eine der vielen Botschaften für mich mitgenommen …
Zum Ende hin zieht die Spannungsschraube dann wieder ordentlich an, die Anspannung war förmlich zu schmecken und das drohende Unheil hing wie ein Damoklesschwert über den Figuren. Die Stimmung übertrug sich so sehr auf mich, dass die Seiten förmlich an meinen Fingern klebten und ich das Buch einfach nicht zur Seite legen konnte!
Und ich wurde nicht enttäuscht. Zurück in den Katakomben wird es dreckig, düster und dramatisch – aber sowas von! Mir rieselten eiskalte Schauer über den Rücken und teilweise erinnerten mich die Beschreibungen an einen waschechten Horrorfilm! O_O Es gab so viele coole Ideen: Die Spinnen *schauder*, das „lebendige Etwas“ (ich will nicht spoilern), die Visionen, einfach alles. Der helle Wahnsinn, wirklich!
Nur das, was hinter der Hydra steckt, traf nicht ganz meinen persönlichen Geschmack. Es war etwas zu viel des Guten und ging in eine andere Richtung als erwartet. Auch war mir alles ein wenig zu kurz abgehandelt und auf einmal war da schon das Ende und ich hätte noch ein paar Seiten gebraucht, um „auf Wiedersehen“ zu sagen, gerade weil sich für die vorherige Entwicklung so viel Zeit genommen wurde. Ich fühlte mich abrupt mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen und hätte mir noch einen längeren Epilog gewünscht, in dem unsere Hauptcharaktere alle noch einmal aufgetaucht wären … *schnief*
Fazit
Eine spezielle Geschichte irgendwo zwischen Realität und Fantasy, die jeder für sich selbst erfahren und interpretieren sollte. Man muss sich darauf einlassen, dann bekommt man hier die ganze Bandbreite der Gefühle geboten! Erwartet keine typische Jugendfantasy, sondern stellt euch auf etwas komplett Neues und Andersartiges ein.
Ich sage danke, Bettina Belitz! Danke für eine Gefühlsachterbahn par excellence, für Denkanstöße, Aha-Effekte und interessante neue Sichtweisen. Danke für das friedvolle Gefühl, das sich während des Lesens in mir ausbreitete und danke für ein wenig mehr Magie in meinem Alltag!
Die gesamte Diamantkrieger-Saga ist eine Geschichte, die sich in mein Herz gebrannt hat. Die besonders ist und fernab vom Mainstream. Eine Geschichte voller Dreck, Düsternis, Drama, Schönheit, Mut, Hoffnung, Licht und Liebe. Eine Geschichte, die einem unheimlich viel geben kann, wenn man es nur zulässt … <3
Bewertung
Bettina Belitz: Die Diamantkrieger-Saga 3 – Tashiras Bestimmung | cbt Verlag | 480 Seiten | 978-3570164266 | 17,99 Euro
Vielen Dank an den cbt Verlag für das Rezensionsexemplar!
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