Verborgene Schätze

{Verborgene Schätze} November 2014

Heute ist der 15. November und damit Mitte des Monats. Zeit also für Kristina und mich, euch einen weiteren „Verborgenen Schatz“ vorzustellen, von dem wir glauben, dass er etwas mehr Aufmerksamkeit gebrauchen könnte. Auch heute bleiben wir im Bereich der Bücher.

Sandys verborgener Schatz
Die verborgene Kammer von Corinna Kastner

Wenn die verborgene Kammer kein verborgener Schatz ist, was denn dann? Der Name sagt ja schon alles. Vor sieben – Achtung! Magische Zahl! – Jahren war dieses Buch das erste, welches ich von Corinna Kastner gelesen habe. Und es blieb nicht das letzte.

Auf dem Cover steht „Romantic Thrill“ und das ist es auch, aber – wie in vielen Büchern dieser Autorin – fehlt ein Hauch Historie nicht. In diesem Buch entführt Kastner ihre Leserschaft ins Fischland, an die Ostsee und bezaubert mit so schönen Beschreibungen, dass sie einen glauben lassen, gerade wirklich dort zu sein. Es beginnt mit einem Testament. Protagonistin Viktoria erbt eine alte Villa: die Kranichburg. Allerdings nicht allein, sondern zusammen mit einem Mann, den sie nicht kennt. Zusammen entdecken sie nicht nur einander und die Geheimnisse des Hauses, auch die Vergangenheit wird Stück für Stück aufgedeckt.

Kastner verwebt hier zwei Geschichten und mehrere Perspektiven so gekonnt miteinander, dass man sich kaum davon lösen kann. Trotz der Jahre, die nun schon zwischen mir und dem Buch liegen, gehört es noch immer so den schönsten, die ich kenne. Mit Viktoria das Fischland und die Schicksale zu entdecken, die sich in der Vergangenheit dort abgespielt haben, ist wie ein aufregender Urlaub.

In der Diele war es finster, ich sah kaum die Hand vor Augen. Dennoch wusste ich, was sich mir offenbaren würde, sobald ich eine Lampe anzündete. Ich wollte es nicht sehen.
Regungslos verharrte ich im Dunkeln. Es war still, so entsetzlich still. Ich hörte mich atmen – viel lauter als gewöhnlich. Ich hörte sogar mein Herz schlagen.
In diesem Moment brach der Mond durch die Wolken und tauchte die Diele in ein unwirkliches Licht. Mit einem Mal lag alles deutlich vor mir. Das Holz und die Gemälde an den Wänden, der riesige Leuchter an der Decke, die offene Tür zum Salon, die zu Papas Arbeitszimmer, daneben die Treppe und an deren Fuß …

– Corinna Kastner: Die verborgene Kammer, S.14

Corinna Kastners Homepage

Kristinas verborgener Schatz
Die blutroten Schuhe von Alana Falk

„Jeder hat einen geheimen Wunsch, diesen einen, brennenden Wunsch tief im Inneren. Manche Wünsche sind einfach, andere kompliziert und wieder andere düster, grausam oder abartig. Aber sie alle haben eines gemeinsam: Sie machen uns zu dem, was wir sind.“

Alana Falk: Die blutroten Schuhe, S. 43 (Cristan)

Das Zitat hier trifft wirklich schön den Kern der Sache. Die blutroten Schuhe ist eine romantisch dramatische Geschichte im Ballettumfeld mit leichten Fantasyeinschlägen, inspiriert durch das Märchen Die roten Schuhe“ von Hans Christian Andersen. Das Thema hat mich sehr interessiert, da ich Geschichten mag, die die dunklen Sehnsüchte der Menschen erforschen und zeigen, was man dabei verlieren (oder vielleicht auch gewinnen) kann. Dass es mich aber derart fesselt, damit habe ich nicht gerechnet.

Es gibt nämlich eine Besonderheit, die ich so noch nicht gelesen habe: Die Kapitel sind nicht nur abwechselnd aus Sicht der beiden Protagonisten Kati und Cristan erzählt (wodurch man sich gut in beide einfühlen kann und das herauf nahende Unheil drohend am Horizont heraufziehen sieht), die Zeitformen wechseln sich auch ab bzw. bewegen sich aufeinander zu. So startet Cristan in der Vergangenheit und Kati in der Gegenwart. Mit fortschreitenden Kapiteln nähern sich die beiden Zeiten an und treffen schließlich aufeinander. Das ist gar nicht so kompliziert, wie es klingt. Außerdem gibt es am Anfang des Buches eine Übersicht. Zusätzlich sind die einzelnen Kapitel mit den Jahreszahlen überschrieben. Ich fand den erzählerischen Kniff total gelungen, da man einen Überblick über die Tragweite und Auswirkungen der Geschehnisse bekommt und alles noch authentischer wirkt!

Ich hab das Buch förmlich inhaliert, denn der Schreibstil ist fließend und bildhaft, es gibt keine überflüssigen Szenen und die Ereignisse folgen Schlag auf Schlag. Und dieses Ende! Oh Gott, Leute, das Ende … Ich habe es atemlos verfolgt und wehe dem, der es gewagt hätte, mich zu unterbrechen! :) Der Showdown hat es wirklich in sich und das Ende ist einfach perfekt für die Geschichte. Eindrucksvoll und berührend.

Mein Fazit: Lest es, wenn ihr eine Weile ungestört seid, denn es wird euch gefangen nehmen. Durch den genialen Aufbau und viele Andeutungen bleibt es durchweg spannend. Das Buch ist auch für „Ballettmuffel“ geeignet, da das Training nicht Überhand nimmt und dezent in die Geschichte eingewoben ist. Die Leidenschaft fürs Tanzen wird so toll vermittelt, dass ich danach total Lust bekommen habe, mir noch mal „Black Swan“ anzusehen. :) Ein richtiger „Süchtigmacher“ für zwischendurch mit schöner Botschaft und dem gewissen „Hach“-Effekt. <3

„„Gut, ich verspreche es.“ Ich schloss die Augen und senkte den Kopf. Zwei Monate ohne die Schuhe. Zwei Monate mit Irina, die ich ohne das Ritual durchstehen musste. Ich sah wieder auf, direkt in Cristans Augen. Warum tust du mir das an? Dabei wusste ich genau warum. Er hatte Recht, mit allem, was er gesagt hatte. Ich brauchte die Schuhe und ich brauchte das Ritual. Ich brauchte das Gefühl, das sie mir gaben, und die Freiheit, die sie versprachen. Die Ironie daran war, dass mich das nur dazu brachte, mich noch mehr nach den Schuhen zu sehnen. Jetzt schon fieberte ich darauf hin, dass die zwei Monate vorbei waren, damit ich den roten Satin wieder anfassen konnte. Cristans Ziel war es gewesen, dass ich die Schuhe aufgab, aber er hatte nur erreicht, dass ich sie noch dringender wollte.“

Alana Falk: Die blutroten Schuhe, S. 67f. (Kati)

Zum Stöbern die schicke und informative Homepage der Autorin

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