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{Special} „Meistens machen die Protagonisten ja doch, was sie wollen“ – Interview mit Melanie Meier Teil 2

Hallo ihr Lieben und willkommen zum zweiten Teil des Interviews mit Melanie Meier. Ohne lange Vorrede kommen wir gleich zum Wesentlichen! :) Wer den Anfang verpasst hat, gelangt hier zu Teil 1, in dem Melanie uns verraten hat, was sie persönlich bewegt und inspiriert, und uns von den Anfängen ihrer Reihe um Loki von Schallern erzählte.

Kristina: Was mich als Schreiberling immer wahnsinnig interessiert: Wie sieht dein Autorenalltag aus? Gibt es feste Zeiten, Regeln und Rituale? Oder schreibst du nach Lust und Laune?

Melanie: Früher war ich in dieser Hinsicht sehr, hm, chaotisch organisiert, habe zu den unmöglichsten Zeiten geschrieben, vorrangig nachts (das war nicht sehr gesund). Inzwischen hat sich das verändert. Vor der Schreibphase geht es beschaulich zu, da reift alles, was ein Roman bzw. eine Episode braucht, in mir heran. Dann kommt der Punkt, an dem kippt es und ich beginne, zu den Protagonisten zu werden. Das ist die schlimmste Phase, da muss ich mich abkapseln, Melanie ist dann größtenteils weg. Wenn ich schließlich schreibe, fließt all das von mir ab, ich presse es in Buchstaben, und das tue ich meistens wie in Trance, sodass es kaum geregelte Zeiten gibt. Anschließend falle ich vom Stuhl und pausiere, ehe es wieder von vorn losgeht.

Kristina: Das klingt verdammt anstrengend. Ich hoffe, du erholst dich danach auch immer brav? *sieht Melanie prüfend an* Nicht, dass du uns am Ende wirklich noch vom Stuhl kippst .
Das bringt mich zur nächsten Frage: Wie planst du deine Bücher? Liest du Schreibratgeber? Benutzt du ein Konzept, ein Drei-Akte-Modell, eine Spannungskurve, ein Exposé und Figurenfragebögen oder Ähnliches? Oder würde das eher deinen Kopf zum Platzen bringen?

Melanie: Schreibratgeber habe ich natürlich gelesen bzw. lese immer wieder mal darin. Man kann nie genug lernen. Ein Konzept habe ich auch, aber das folgt keinem bekannten Modell, das ist ein „Melanie-spezifisches“ Modell. Da wäre zum einen meine sehr große Pinnwand, die ähnlich aussieht, wie man es aus Krimi-Filmen kennt, in denen der Kommissar Bilder aufhängt und mit Fäden verbindet, zum anderen mache ich die Herangehensweise vom Thema abhängig. Manchmal plane ich sehr stark, vor allem dann, wenn ich viel recherchieren muss, manchmal plane ich kaum, vorrangig, wenn es mir darum geht, einen Protagonisten in eine bestimmte Situation zu bringen. Wobei beides auch Hand in Hand gehen kann. Und meistens machen die Protagonisten ja doch, was sie wollen, Konzept hin oder her. *lächelt*

Kristina: Oh ja, das glaube ich dir aufs Wort! *grinst* Die Pinnwand würde ich ja zu gerne mal sehen!
Ich habe beim Lesen echt Respekt vor dir bekommen. Was in den Geschichten alles an Recherche und Hintergrundwissen drin steckt! Wie bist du ans Werk gegangen und wie lange hat die Vorarbeit gedauert? Hast du das Internet als Quelle genutzt oder dich selbst auf den Weg gemacht und Menschen interviewt?

Melanie: Respekt, vor mir?! Das ist zu viel des Guten, aber nett gemeint, danke. *lächelt* Im Grunde ist das alles Halbwissen, das ich mir im Laufe der Jahre angeeignet habe (gibt es jemanden, der mehr als nur Halbwissen hat?). Ich interessiere mich für allerlei Themen und informiere mich darüber, daher bietet es sich an, das zu „verwursten“. Um genau zu sein, entstehen aus meinen Interessen die Kriminalfälle, in die Loki & Co. verwickelt werden. Wenn ich plötzlich Interesse an Seuchen und Krankheiten entfalte, kannst du darauf warten, dass Loki demnächst … psst! *legt den Finger an die Lippen und grinst verschwörerisch* Und ja, ich kontaktiere auch Fachleute, wenn ich über die mir mögliche Recherche nicht weiterkomme. Es gibt zum Beispiel eine sehr nette Krankenschwester, die meine Fragen bisher sehr geduldig beantwortet hat.

Kristina: Du bist also fleißig, wissensdurstig und belesen, ich habs mir doch gedacht!
So, kommen wir, wie versprochen, nochmal auf Loki zurück. Ich bin neugierig, wie du das siehst: Kannst du uns noch etwas zur Entwicklung von „The one and only Loki von Schallern“ über die Bücher hinweg erzählen (ohne zu viel zu verraten)?

Loki von Schallern

Loki von Schallern

Melanie: Das ist jetzt tatsächlich ein Thema, zu dem ich nicht so viel sagen kann/darf. Wer die 2. Staffel gelesen hat, weiß, warum das so ist. Eines kann ich aber problemlos verraten: In der nächsten Staffel wird es wieder so richtig „abgehen“. Staffel 2 war ja vom Tempo her etwas langsamer, nicht wie in Staffel 1, in der sich die Ereignisse manchmal regelrecht überschlagen haben, was zu einem Großteil an Loki lag. In Staffel 3 finden einige Protagonisten zu ihrer „alten Form“ zurück, vollzogene charakterliche Veränderungen, insofern sie von außen provoziert worden sind, verschwinden so ziemlich, manchmal sogar gänzlich. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hoffe sehr, dass so mancher beim Lesen das Gefühl haben wird, dem Loki aus der Trilogie wieder zu begegnen. *grinst*

Kristina: Oh, das ist ja ein spannender und sehr vielversprechender Ausblick auf Staffel 3! Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie du die verzwickte, recht … sagen wir … unerwartet endende Story fortführst.
Ich weiß, das ist für einen Autor immer schwer bis unmöglich zu beantworten, aber: Hast du selbst einen Lieblingscharakter oder einen geheimen Favoriten? Wer hat dir beim Schreiben am meisten Spaß bereitet? Ich schwenke mein Fanfähnchen gern für Tim und Aki!

Melanie: Dann freu dich auf Staffel 3, da wird man so einiges über Aki erfahren. Wer mir besonders Spaß macht, ist Lukas Bartovic. Den liebe ich einfach! Er hat so eine ganz verrückte Beziehung zu Loki, fast schon eine Hassliebe, die aus seinen inneren Spannungen herrührt und die Loki natürlich gnadenlos ausnutzt – na, ich mag ihn einfach sehr. Außerdem habe ich an Caestus Veden einen Narren gefressen, vor allem aufgrund seiner Filii Iani-Gabe(n). Wenn ich nur daran denke, überschlagen sich in meinem Kopf die Möglichkeiten, die ich noch nicht mal angeschnitten habe …

Kristina: Das sind ja tolle Neuigkeiten! Und recht überraschende Favoriten, mit denen hätte ich jetzt nicht gerechnet. Bei Lukas Bartovic stimme ich dir aus vollem Herzen zu (seine Dialoge mit Loki sind einfach köstlich) und Vedens Begabung ist auch meine liebste Filii Iani-Fähigkeit! Mal sehen, was du dir dazu noch alles einfallen lässt.
Und wo wir schon bei „Lieblingen“ sind: Hast du eine Lieblingsszene in deinen Büchern?

Tim Jung

Tim Jung

Melanie: Puh, das ist eine schwere Frage! Du forderst mich wirklich! Da muss ich jetzt überlegen … Das ist deshalb so schwer, weil ich meistens die Szene am coolsten finde, die ich aktuell zu Ende geschrieben habe. Momentan also eine aus Staffel 3, Episode 1, in der es zwischen Tim und dem neuen Hauptkommissar zu einer, sagen wir, recht amüsanten Interaktion kommt.

Kristina: Na ich will es dir ja nicht zu einfach machen! Du hast ja gesagt, du stehst auf Herausforderungen! *grinst breit*
Spielen wir mal ein bisschen Schicksal und sagen, dass deine Bücher verfilmt werden. Ein Traum wird wahr! Welche Schauspieler könntest du dir für die Hauptrollen vorstellen (mal abgesehen von Salomon für den Jensen Ackles sowieso schon fest gebucht ist)?

Melanie: Das ist fast nicht zu beantworten. Das Problem ist nämlich, dass ich die Filmrechte nur sehr wenigen Produktionsfirmen überlassen würde. Engländer und Skandinavier hätten die größte Chance. Jensen Ackles nehme ich natürlich gern für Salomon. :) Für Loki selbst würde mir Tom Schilling gut gefallen (kann den mal jemand anrufen?). Was ich bisher von ihm gesehen habe, hat mich begeistert. Ansonsten habe ich noch gar nicht so darüber nachgedacht. Wenn David Tennant und Matt Smith noch Rollen übernehmen könnten, für wen auch immer, könnte ich auf der Stelle glücklich sterben. *lacht*

Kristina: Ja, die Briten machen tolle Filme und Serien und haben die besten Schauspieler! Ich habe letztens sogar davon geträumt, dass wir beide in der Kinopremiere sitzen und Loki wurde (warum auch immer) von Benedict Cumberbatch gespielt. Nun ja.
Für Tim kam mir letztens Tim Bendzko in den Sinn. Vom Aussehen her gar nicht so unpassend oder – und der Name stimmt auch!? Ich hab auch irgendwo gelesen, der junge Justin Timberlake wäre passend. *räuspert sich* Scherz beiseite.
Eine ganz dringende Frage, die mir auf der Seele brennt: Wie viele Loki von Schallern-Staffeln sind bisher geplant? Ist evtl. schon ein Ende in Sicht? Oder können wir uns auf schlafend unendlich viele Staffeln freuen?

Benedict Cumberbatch (Foto: Jorge Herrera/WireImage auf flickr)

Benedict Cumberbatch (Foto: Jorge Herrera/WireImage auf flickr)

Melanie: Na ja, Cumberbatch aka Sherlock und Loki – naheliegend, dass du ausgerechnet ihn in dem Traum gesehen hast. *lächelt breit* Ein wirklich cooler Traum, gefällt mir, Daumen hoch! Aber Cumberbatch passt nicht als Loki. Tim Bendzko sagt mir jetzt gar nichts, um ehrlich zu sein.
*Kristina geht zum Regal, zieht ihre Tim Bendzko CD heraus und überreicht sie Melanie*
Ah, ein Sänger. Käme drauf an, wie gut er schauspielert. Aussehen würde passen. Doch das ist mir gar nicht mal sooo wichtig, wichtiger wäre mir wirklich, wie gut sie sind. Für das Aussehen gibt es ja Maskenbildner und Animationen.
Wie viele Staffeln geplant sind? Gar keine, abgesehen von der dritten, an der ich aktuell schreibe. Ich habe mir weder ein Limit noch eine Mindestanzahl gesetzt. Nun ja, ich habe mir geschworen, sofort aufzuhören, wenn es mir selbst keine Freude mehr macht, mich nicht mehr fesseln kann, denn ich glaube, das würde der Leser spüren. Aber ansonsten – vorerst open end, oder wie du so schön formuliert hast: Die Unendlichkeit schläft.

BBC Serie "Sherlock" (Foto: Hartswood Films 2012 auf flickr)

BBC Serie „Sherlock“ (Foto: Hartswood Films 2012 auf flickr)

Kristina: Erstaunlich einleuchtend, meine Liebe. So wird es gewesen sein mit Cumberbatch aka Sherlock. Von der Serie bin ich übrigens ein Riesenfan und konnte gewisse Ähnlichkeiten und Anlehnungen in den Loki-Büchern feststellen – sehr zu meiner Freude! Na dann hoffe ich mal, dass du nicht so schnell die Lust verlierst. Ich würde gern noch viel, viel mehr von Loki lesen!
Du hast ja auch ein Buch namens „Levi – Aus dem Leben eines Verrückten“ herausgebracht, einen – kann ich es so nennen? – psychologischen Roman. Kannst du dir vorstellen, bald wieder etwas anderes zu schreiben, das gar nichts mit der Welt der Filii Iani zu tun hat? Reizen dich auch andere Genres? Arbeitest du schon an etwas Konkretem?

Levi Cover

Melanie: Als „psychologischen Roman“ würde ich ihn gar nicht bezeichnen. Aber frag mich lieber nicht, in welche Schublade ich ihn stecken würde! Ich arbeite seit Dezember tatsächlich an einer weiteren Erzählung, die gar nichts mit den Filii Iani zu tun hat, aber auch nichts mit „Levi“. Ob diese aber jemals erscheinen wird – ich weiß es noch nicht. Das wird sich zeigen, wenn ich fertig bin.

Kristina: Schade, aber dann warte ich noch ein bisschen ab und hoffe, dass die Geschichte irgendwann das Licht der Öffentlichkeit erblickt.
Die vorletzte Frage: Huch, was ist denn das? Du hast an einer Wunderlampe gerieben und jetzt drei Wünsche frei. Was wünschst du dir – außer Weltfrieden?

Melanie: Drei Wünsche? Hm. Ist das ein Pakt mit dem Teufel? Holt mich dann in zehn Jahren ein Dämon? („Supernatural“ und so …) *lacht*

Kristina: *lacht ebenfalls* Standest du schon mal an einer Kreuzung, Melanie, und hast da fremde, verführerische Männer geküsst? Dann könnte es nämlich sein, dass du schon verloren bist …

Melanie: *sieht sich suchend um* Nein, keine Kreuzung in Sicht! Puh.

Supernatural (Foto: kmgsquidoo auf flickr)

Supernatural (Foto: kmgsquidoo auf flickr)

Kristina: Na dann pass auch weiterhin gut auf dich auf, man weiß ja nie!
Kommen wir zur „Bonusfrage“: Gibt es eine Frage, die du schon immer mal in einem Interview gestellt bekommen wolltest? Dann hast du jetzt die Chance! Welche wäre es und was würdest du darauf antworten?

Melanie: Was ich gern gefragt werden würde? Halleluja! Lass mich mal nachdenken, muss ja etwas Aufregendes sein … *grinst* Äh, hm, äh … Mir fällt nichts ein. Aber ich kann dir was anderes verraten: Ich stehe nachts oft draußen und schaue in den Himmel, insofern er klar ist, in der tiefsten Hoffnung, die TARDIS käme und würde mich mitnehmen. *lacht*

Kristina: Hehe. *lacht* Oh nein, bitte nicht! Dann bekommen wir doch keine weiteren Geschichten mehr von dir!
Damit wären wir am Ende des wunderbaren Interviews! Ich finde es schade, dich gehen zu lassen, aber ich fürchte, es muss sein, denn mittlerweile ist die Sonne am Horizont untergegangen und du musst sicher auch wieder zurück in die Heimat.
*steht auf und bringt Melanie zur Tür*
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, dich mutig meinen – journalistisch hoffentlich wertvollen und nicht allzu unangenehmen – Fragen zu stellen. Du bist hier immer willkommen!

Tardis

Tardis (Zeitmaschine aus „Dr. Who“) von pixabay, die Melanie hoffentlich NICHT mitnimmt ^^

Melanie: Danke, war richtig schön bei dir! Die Fragen waren super, auch wenn ich hin und wieder wirklich lange nachdenken musste – gut so! *lächelt* Noch einen schönen Abend, und hoffentlich bis nächstes Jahr auf der Buchmesse!

Kristina: Das freut mich sehr, vor allem, da es ja mein erstes Interview war! *strahlt*
Oh ja, auf der Buchmesse müssen wir uns unbedingt wiedersehen – ich freu mich schon darauf! Gute Heimreise, meine Liebe!

Die beiden umarmen sich, Kristina winkt zum Abschied, Melanie winkt zurück, während sie im Treppenhaus verschwindet. Kristina geht zurück ins Wohnzimmer und macht es sich mit Sherlock und Supernatural auf der Couch gemütlich – irgendwie hat sie jetzt Lust darauf bekommen! :D

Das war Teil 2 des Interviews und wir hoffen, ihr konntet ein paar anregende Infos für euch mitnehmen. ;) Morgen geht es mit meinem ganz persönlichen Highlight weiter: Dem Protagonisteninterview mit Loki und Tim! Und sagen wir so: Es wird … unerwartet und sehr unterhaltsam! Wir lesen uns morgen! :)

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