Geblubbel

{Geblubbel} Thematischer Verfolgungswahn

Da läuft man nichts ahnend und heimwegdöselig im abendlichen Klang der Kirchenglocken in Richtung Parkplatz. Und dann kommt er, der thematische Verfolgungswahn. Da quetschen sich die Stichworte wie das Pawlowsche Glöckchen durch die fein säuberlich sortierten Gehirnwindungen, machen sich breit und verweisen auf das, was man sonst niemals bewusst wahrgenommen hätte.

In meinem Fall war das die hitzige Diskussion eines Pärchens wenige Meter hinter mir. Es geht um die lebenswichtige Frage: Brille oder Kontaktlinse. Eine Option, an die ich zugegeben privat bisher kaum einen Gedanken verschwendet habe – beruflich aber neuerdings schon. Da ist heute also für mich genauso brandaktuell wie für die beiden hinter mir.

Ich gehe also langsamer, fange an zu lauschen. Drehe mich schon mal unauffällig um, um zu sehen, mit wem ich es eigentlich zu tun habe. Beide jung, höchstens Mitte zwanzig, modebewusst, lässig, modern. Sie hat offenbar ein richtiges Problem, soll eine Brille tragen, die auch noch das hübsche Gesicht verdeckt. So ein Mist aber auch. Was tut sie, vorausschauend, wie sie ist? Klar, sofort ins Internet und einen Jahresvorrat Kontaktlinsen bestellt!

Er reagiert mit Unverständnis. Scheint ziemlich pragmatisch zu sein. Sein Tipp ist Gold wert: “Wieso trägst du die Brille nicht erst mal ein paar Tage und guckst, wie es so ist?”

Keine schlechte Idee, stimme ich ihm insgeheim zu. Aber ich bin Brillenträgerin, ich bin voreingenommen. Ihren Einwand, den sie postwendend parat hat, kann ich als Frau und Brillenträgerin mit ständig schwankenden Werten aber wiederum auch sehr gut verstehen. Sie bekommt nämlich sofort Sonnenbrillenzweifel. Die gibts aber auch als Korrektionsbrillen – so viel dazu.

Bin jedenfalls gespannt wie es weitergeht. Doch es naht die Kreuzung und – ihr ahnt es schon – die beiden wollen in die anderen Richtung. Überlege kurz, einfach mitzugehen. Aber es war ein langer Tag. Ich hab Hunger. Ich will nach Hause. Entscheide also: Hunger größer als Neugier und biege ab.

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2 Comments

  • Reply katnissdean 18. April 2014 at 13:40

    Als Teenager hab ich mich auch geweigert eine Brille zu tragen und bin einfach so lange blind rumgelaufen. Aber mehr als 10 Jahre später gehört sie mittlerweile einfach zu mir und ich finde auch nicht, dass sie mein hübsches Gesicht entstellt *augenzwinker* ;) Es ist aber eine Gewöhnungssache, das geb ich zu. Man muss sich damit anfreunden. Ich bin auch beim Gestell extrem wählerisch und nehme immer nur einen bestimmten Typ. ;)

  • Reply lalapeja 19. April 2014 at 11:29

    Es gibt so schöne Brillen! Damit kann man sich auf alle Fälle anfreunden! Ich mag meine Brille und bin damit zufrieden. Auch meine Sonnenbrille mag ich sehr. Ohne kann ich zwar noch rumlaufen, aber auf Dauer nervt mich das total 80% unscharf zu sehen. ^^ Kontaktlinsen waren bei mir nie ein Thema, weil ich da zu empfindlich bin. Ich kann mir sowas einfach nicht aufs Auge legen, bäh. :D Aber es gibt Momente, in denen ich mir wünsche, lieber Kontaktlinsen zu tragen. Beim Ausgehen vielleicht, Tanzen oder Fernsehen. Denn mit Brille seitlich auf dem Sofa liegen ist immer schwierig.

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