Pinterest-Grafik Geh nicht gelassen in die gute Nacht Interstellar Gedicht
Treibgut und Textschnipsel

Dem sterbenden Licht trotze

Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Brenne, rase, wenn das Dunkel sich legt.
Dem sterbenden Licht trotze, wutentfacht.
Der Weise billigt der Dunkelheit Macht,
weil kein Funken je sein Wort erregt,
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Dem sterbenden Licht trotze, wutentfacht.

Aus dem Gedicht „Do not go gentle into that good night“ von Dylan Thomas. Diese Version aus dem Film „Interstellar“.

Eine kleine Interpretation

Ich bin keine Filmkritikerin und Gedichtinterpretationen sind wirklich nicht meine Stärke. Also keine Sorge, das hier soll ganz sicher keine werden. Nur ein paar Zeilen, meine Gedanken.

Als ich den Film „Interstellar“ sah, ging es mir sicher wie vielen: Das zitierte Gedicht von Dylan Thomas hat mich tief berührt, auch wenn ich es in dem Moment nicht völlig erfassen, verstehen konnte. Dennoch war das ein ganz großer Gänsehautmoment, einer der besten im ganzen Film.

Online findet man viele Seiten, die sich mit dem Gedicht „Do not go gentle into that good Night“ beschäftigen. Und manches über die Intensionen des Autors, zum Beispiel dass er es für seinen sterbenden Vater schrieb usw. Aber das alles spielt für mich keine große Rolle. Für mich zählt das Gefühl beim Lesen oder Anhören. Es ist episch, es drängt dich, will dich wachrütteln mit aller Macht – und das finde ich großartig.

Was das Gedicht (für mich) bedeutet

Es ist für mich kein Gedicht über den Tod, sondern eines über das Leben, seine unbändige Kraft, über die verzweifelte Wut, mit der wir alle daran hängen, über unseren Lebenswillen, der auch dann nicht verlischt, wenn es düster wird. Und das ist ein Gedanke, der Mut macht und Hoffnung weckt.

Solange noch ein Fünkchen Leben in uns ist – egal wie alt oder wie krank wir sind-, können wir kämpfen.

Warum es so gut zum Film passt

Im Film erscheint das Gedicht perfekt. Nicht nur steht die Menschheit im Ganzen hier kurz vor ihrer Auslöschung, auch die Wissenschaftler machen sich möglicherweise auf eine Reise ohne Wiederkehr. Das Einzelschicksal ist verbunden mit dem aller.

Die vorhergehende Lazarus-Mission hatte anscheinend keinen Erfolg. Metaphorisch gesehen könnte man sagen, die Religion bringt keine Lösung, von den Toten wird man nicht wiedererweckt. Die „Endurance“ aber zeigt das Durchhaltevermögen der Menschen, die sich auch jetzt, im Licht einer sterbenden Welt, nicht unterkriegen lassen.

Sie gehen nicht gelassen in ihre gute Nacht, sie trotzen dem Dunkel, dem sterbenden Licht, wutentfacht.

Do not go gentle into that good night

Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rave at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.

Though wise men at their end know dark is right,
Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.

Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.

Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.

Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.

And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless, me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.

Dylan Thomas
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Verratet mir bitte im Kommentar, welche Zitate aus Filmen und Büchern euch inspirieren! <3

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4 Comments

  • Reply Sebastian Rick 4. September 2020 at 15:55

    Ich habe leider überhaupt nur zwei Übersetzungen finden können, die ich aber beide nicht wirklich gut finde. Teilweise versteht man den Inhalt nur, wenn man das Original daneben ließt. Dann sind teilweise wichtige Aspekte des Originales teilweise verloren gegangen.
    Schade, dass derjenige, der das Gedicht für Interstellar übersetzt hat, dies nur für die ersten beiden Strophen getan hat. Deshalb habe ich versucht, im Lichte dieser die Übersetzung zu Vervollständigen. Über Diskussionen über Verbesserungen wäre ich dankbar:

    Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
    Brenne, rase, wenn der Tag vergeht.
    Dem sterbenden Licht trotze, wutentfacht.

    Der weise billigt der Dunkelheit Macht,
    weil kein Funke je durch sein Wort besteht,
    Geh nicht gelassen in die gute Nacht.

    Der gute weint im letzten Lichte pracht.
    Vergangene Mühen, vom Meer der Zeit verweht
    Dem sterbenden Licht trotze, wutentfacht.

    Der wilde singt und greift die Sonne unbedacht,
    zu spät erkennend, dass sie dennoch unter geht.
    Geh nicht gelassen in die gute Nacht.

    Der alte, dem Tode nahe, sieht mit letzter Kraft,
    blinde Augen, freudestrahlend wie ein Komet.
    Dem sterbenden Licht trotze, wutentfacht.

    Und du, mein Vater, an deiner Bahre halt ich wacht,
    Ich weine und schrei dir zu mein Gebet,
    Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
    Dem sterbenden Licht trotze, wutentfacht.

    Ich habe auch noch eine alternative letzte Strophe für andere Anlässe:

    Und du, mein Kind, in deinem Bette aufgewacht,
    Sieh, wie das Rad der Zeit sich dreht,
    Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
    Dem sterbenden Licht trotze, wutentfacht.

    • Reply SPREEGESOCKS 6. März 2022 at 22:44

      Wow, klasse deutsche Übersetzung. Und die Alternative Strophe ist wirklich wundervoll.

  • Reply Diana 23. Juli 2022 at 13:24

    Ich finde ebenfalls, dass diese Übersetzung sehr gut ist. In meinen Augen, die beste Übersetzung und auch Interpretation des Originals.

  • Reply V 26. Februar 2023 at 0:52

    Ich sehe in dem Gedicht, ohne es nun mit dem Film „Interstellar“ oder dem „sterbenden Vater“ zu verbinden, als eine Deutung, immer gegen das Böse bzw. hier die Dunkelheit anzukämpfen. Fast alle Menschen heutzutage sehen weg, wenn etwas Schlechtes passiert. Das Böse schläft nicht, das Gute aber immer mehr. Durch Passivität erlauben wir es dem Bösen immer mehr zu wachsen. Dabei müsste aber das Gute rastlos gegen das Böse aufstehen und entgegentreten.

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