Verborgene Schätze

{Verborgene Schätze} Oktober 2015

Willkommen in der Mitte des Oktobers! Es ist wieder Zeit, zwei Werken, die wir ganz großartig finden, zu 15 Minuten Ruhm zu verhelfen.

Sandys Verborgener Schatz
„Stranger than fiction“

Rezension | Schräger als Fiktion | stranger than fiction | Will Ferrell | Maggie Gyllenhaal | Dustin Hoffman | Queen Latifah | Emma Thompson | Komödie | tintenmeerEs gibt ein Schätzchen, das steht schon seit Jahren in meinem Regal. Allerdings nicht in dem für Bücher, sondern in dem ganz schmalen, kleinen, das nur von ein paar Filmen bevölkert wird. Nur die besonderen Stücke finden hier Platz. Denn im Gegensatz zu Büchern habe ich kaum den Drang, Filme auf DVD oder Blu Ray zu besitzen. Bei „Stranger than fiction“ (deutsch: „Schräger als Fiktion“) ist das anders. Den Film habe ich schon unzählige Mal gesehen und er begeistert mich immer wieder ganz besonders – vielleicht eben auch, weil ich Leserin bin.

Es geht hier um Harold. Er ist ein ganz nüchterner Kerl, ein Steuerfahnder, der seine Zahlen liebt und recht sorglos durchs Leben geht. Alles ist schön und geordnet, wie es sein soll. Bis zu dem Tag, an dem er eine Stimme hört. Es ist die Stimme der Autorin Karen Eiffel, die Harolds Geschichte erzählt und seine Handlungen kommentiert. Harold ist nämlich gar kein richtiger Mensch, sondern die Hauptfigur in Karens Buch. Und das Ende, auf das sie hinarbeitet, das passt Harold gar nicht.

In dieser Geschichte vermischen sich „Realität“ und „Fiktion“ wahrlich gekonnt. Wer hier eine nette Familienkomödie erwartet ist definitiv falsch. Was man aber bekommt, ist tragischer englischer Humor vom feinsten. Die recht hochkarätige Besetzung spielt einfach ganz großartig, sodass die Charaktere von der ersten Sekunde an begeistern. Und zwar alle. Besonders großartig fand ich, dass der Film wirklich viele Ebenen aufmacht und gekonnt miteinander verstrickt. Für uns Buchliebenden am wichtigesten ist dabei natürlich der große Konflikt zwischen Autorin und Figur: das Ringen und Hadern und Zweifeln, was sie nun mir ihrer Geschichte anfangen soll – beziehungsweise wie sie sie enden lassen wird. Und die Gefühl von Harold, der ausgeliefert dieser imaginären Stimme lauschen muss, die über sein Dasein bestimmt. Was soll er tun? Diese Fremdbestimmung hinnehmen oder aufstehen und sich wehren?

Ich finde – auch wenn es ein Film ist -, dieses Schätzchen gehört auch in jedes Bücherregal. :)
https://www.youtube.com/watch?v=d15mzfwPtMY

Kristinas Verborgener Schatz
„Ein Cowboy am Nord-Pol“ von Kerstin Ruhkieck

Rezension | Ein Cowboy am Nordpol | Kerstin Ruhkieck | Romance | Humor | Chick-Lit | Contemporary | tintenmeer

Bei meinem heutigen Schatz geht es – anders als der Titel vermuten lässt – weder um einen Cowboy noch um den Nordpol, sondern um eine mitreißende Liebesgeschichte im Jugendbuchbereich. Das Cover ist auch auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich ansprechend, aber im Nachhinein passt es sehr gut zur Story und hebt sich von der Masse ab. Also lasst euch von Titel und Cover nicht abschrecken – ihr würdet es bereuen! ;)

In der Story geht es um die Außenseiterin Nora Nord und den unnahbaren Jakob Pol (daher der Wortspiel-Titel). Ihre schicksalhafte Geschichte beginnt auf einem Dach, auf dem Nora Jakob daran hindert, sich in den Tod zu stürzen. Dazu macht sie ihm weis, dass sie in ihn verliebt ist, und fortan sind die beiden (mehr oder weniger) ein Paar. Ein höchst seltsames, denn Jakob zeigt Nora die kalte Schulter und demütigt und beleidigt sie bei jeder Gelegenheit. Die Arme muss viel einstecken und tut dies, weil sie einfach zu nett ist und nicht riskieren möchte, dass Jakob sich umbringt (egal wie ätzend er sich auch benimmt). Dabei lernen sich die beiden immer besser kennen … Aber wird es Nora gelingen, hinter seine arrogante Fassade zu blicken und wenn ja, wie wird sie mit dem umgehen, was sie dort sieht?

Lässig lehnte Jakob Pol neben ihrem Schließfach. „Hey“, sagte er so beiläufig, dass Nora sich unwillkürlich fragte, ob er tatsächlich mit ihr sprach. Vielleicht war es auch nur ein Räuspern gewesen. „Hey“, erwiderte Nora gezwungen und versuchte, angestrengt, das Buch in ihren Rucksack zu quetschen, obwohl allenfalls noch Platz für eine Erdnuss darin war. „Ich hol dich um sieben ab“, sagte Jakob Pol, sein Blick ruhte gelangweilt auf seinen Fingernägeln. Nora glaubte, plötzlich ein monotones Summen in ihren Ohren zu bemerken. Sie wünschte sich einen tiefen Abgrund, in den sie sich stürzen konnte. Da unten war es im Augenblick, verglichen mit dieser Situation, vermutlich richtig gemütlich.

– Kerstin Ruhkieck: Ein Cowboy am Nordpol, S. 31-32

Erstmal zu Jakob. Ich hab ihn teilweise wirklich gehasst. Diesen Idioten. Diesen Arsch vor dem Herrn. Und doch hab ich geahnt, dass mehr hinter seinem Verhalten steckt. Er war ein richtiges Bad Boy-Paradebeispiel! Und dabei wirkte das keinesfalls aufgesetzt – ich hab ihm sein Verhalten voll und ganz abgekauft! Nach und nach hab ich ihn dann besser verstanden und irgendwann ging´s mir wie Nora: Ich mochte ihn und wollte wissen, was sich hinter seiner harten Schale verbirgt …

Es war, obwohl es keine gewöhnliche Liebesgeschichte war (von Liebe konnte ja die meiste Zeit kaum die Rede sein), romantischer und ehrlicher und tiefer als vieles, was ich bisher gelesen habe. Auch mein Herz flatterte in Jakobs Gegenwart ein bisschen und ich habe selten so auf einen ersten Kuss hingefiebert. O_O Es wurden ECHTE Gefühle übermittelt mit allem, was dazu gehört!

Nicht zu vergessen: Der Humor! Da waren tolle Sprüche dabei, bei denen ich breit grinsen musste. Einfach göttlich, der Sarkasmus und die Schlagfertigkeit. xD Das hat das Ganze auch nicht so schwermütig gemacht und so konnte ich das Buch in einem Rutsch inhalieren.

Und das Beste: Die Geschichte kommt ganz ohne Kitsch und künstliches Melodram aus. Eine realistische Romanze. Ich würde sogar sagen, eine düstere, unromantische Romanze, wenn das einen Sinn ergibt. :D Der Schreibstil ist bildlich und locker flockig, man taucht tief ins Becken von Noras Gefühlen ein.

Mein Fazit: Eine Geschichte, die gleichzeitig dunkel und hell ist und ans Herz geht. Sie lässt einen viel über Oberflächlichkeit nachdenken. Lässt einen sich aufregen, seufzen und mitfiebern. Glaubt mir, ihr werdet an den Seiten kleben! Nora und Jakob sind so LEBENSECHTE Charaktere, dass sie mir im Kopf und Herzen geblieben sind. Der trockene Humor ist das Sahnehäubchen auf dem Eisbecher und macht das Lesen zu einer wahren Sucht! An alle, die romantische und tiefgründige Jugendbücher lieben: Keine Ausreden – lesen! ;)

Zum Stöbern die Facebook-Fanpage der Autorin.

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1 Comment

  • Reply {Books about} 310 romantische Bücher zum Valentinstag - Tintenmeer 14. Februar 2018 at 7:49

    […] Ein Cowboy am Nordpol (Kerstin Ruhkieck) […]

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