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Gehypte Bücher, die ich nicht gelesen habe

Es ist halb neun morgens. Ich sitze im Zug. Die Sonne blendet mich und ich denke über Bücher nach, denn morgen wusele ich schon wieder über die Leipziger Buchmesse. 

Beim Stöbern im Lesungsprogramm gestern habe ich mich mal wieder gefragt, ob ich zu alt geworden bin oder ob der Mainstream mich mittlerweile mehr stört als früher. Zumindest im Jugend- und Fantasy-Genre, wo ich mich immer zu Hause gefühlt habe, kann mich wenig noch begeistern. Ich habe das Gefühl in jedem zweiten Buch steht dieselbe Geschichte – nur mit anderen Namen. Das letzte Mal, als es mir so ging, habe ich beschlossen, keine Bücher von Wolfgang und Heike Hohlbein mehr zu lesen. 

Zur Beschäftigung im Zug las ich mal wieder in einen meiner Lieblingsblogs Pages Unbound hinein. Ihren aktuellen Post widmet Briana der Frage: Do you hype Books you haven‘t read? Von hier wanderten meine Gedanken weiter zu den gehypten der letzten Jahre, die ich gar nicht erst gelesen habe. Warum? Weil der Titel mich entweder schon mit den Klappentext oder spätestens mit der Leseprobe abgeschreckt hat.

1. Die rote Königin von Victoria Aveyard

Das erste Buch, das mir in den Sinn kam, war „Die rote Königin“. Kristina hat es gelesen und einen Verriss dazu geschrieben. Mir wäre es hier sicher ähnlich gegangen, wenn ich mir ihre Argumente anschaue.

Das Buch steht stellvertretend für viele Bücher seiner Art. Oftmals US-Importe, wie mir auffiel. Nicht dass die Leserschaft über dem großen Teich keinen Geschmack hätte. Es werden durchaus gerade im Jugendgenre auch echte Perlen zu uns gebracht. Ich denke zum Beispiel an Neal Shusterman oder Tahereh Mafi. Eine Schande, dass bei letzterer die Verlage mit der Übersetzung dermaßen hinterherhinken! 

Es kommt aber auch eine Schwemme dieser 0815-Geschichten, die nicht mal mit besonderem Schreibstil glänzen können, während gute deutschsprachige Autorinnen und Autoren aufs Abstellgleis geschoben werden. (Sorry für die Metapher. Sitze noch ein paar Stunden im Zug!) Dabei geht es mir besonders um den Fakt, dass bei Übersetzung viel verloren geht / gehen kann. Ein Problem, das bei ursprünglich deutschen Texten natürlich nicht auftritt.

2. Berühre. Mich. Nicht von Laura Kneidl

Zugegeben, das Buch habe ich angefangen. Als Hörbuch. Und abgebrochen. Und dabei mag ich Laura Kneidl. Schon mit ihrem ersten Impress-Titel Light & Darkness konnte sie mich von ihrer Geschichte und ihrem Schreibstil begeistern.

Was mich hier aber gestört hat, war die unnötige amerikanischen Schablone, die dem Ganzen zugrunde gelegt wurde (und dass die Geschichte viel zu lange auf der Stelle tritt). Ein Trend, dem anscheinend einige Verlage und Schreibende aktuell nachhecheln. Wimmelt es doch auf einmal von Colleges, Footballspielern und Co. in den Geschichten deutscher Autorinnen und Autoren.

Mir ist bewusst, dass man nun denken könnte, ich hätte etwas gegen amerikanische Literatur. In Gegenteil! Ich lese supergerne amerikanische Romance- und New-Adult-Bücher, nein, ich liebe diese Geschichten. Die Emotion, die dramatischen, düsteren Geheimnisse oder auch das lockerleichte Feeling – je nach Ausprägung. Die Redwood-Bücher von Kelly Moran habe ich gesuchtet und gefeiert. Die Romane von Brittainy C. Cherry sind herzzerreißend und Ruthie Knox finde ich einfach erfrischend.

Es gibt auch durchaus deutsche Autorinnen, bei denen das amerikanische Setting richtig gut funktioniert, zum Beispiel bei Penny L. Chapman oder Mila Olsen. Hut ab. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden Geschichten schreiben, die zu 100 % aus ihrer Feder sind, ohne von Verlagsvorgaben beeinträchtigt zu werden.

3. Shades of Grey von E. L. James

Ich oute mich als Mensch, der sich nicht voller Verheißung auf die Buchreihe von E. L. James (musste tatsächlich eben googlen, wie die Autorin hieß) gestürzt hat. Und das obwohl ich gern erotische Geschichten lese – zumindest wenn sie mit Romance einhergehen. Stichwort New Adult. Aber von diesem Titel bin ich bis heute gänzlich unbeeindruckt geblieben.

Um meine Neugier zu stillen (wieso zum Henker gehen alle darauf ab?), habe ich mal einen Blick reingeworfen und war wirklich entsetzt über den (nicht vorhandenen) Stil. Vielleicht war es auch Entsetzen darüber, dass man mit so wenig Talent zum Schreiben so viele Menschen bewegen kann. Vermutlich lag’s am verführerischen Tabu. Ich habe es jedenfalls nie bereut, diese Bücher nicht gelesen zu haben. Ach ja, das Gleiche gilt übrigens auch für diese Passion-Reihe von Anna Todd. ;)

So, ihr Lieben. Nun bin ich fast am Ziel meiner Reise und beende diesen sehr subjektiven Post an der Stelle, obwohl es sicher noch das ein oder andere Buch gäbe, das ich dieser kleinen Listen hinzufügen könnte! Vielleicht gibt es ja mal eine Fortsetzung. ;)

Hinterlasst Spuren, nicht nur Staub!

Manche Äußerung in diesem Beitrag wird wahrscheinlich die Gemüter erhitzen – also let’s discuss this! :) Wie ist es bei euch? Welche gehypten Bücher konnten euch so gar nicht von sich überzeugen? Entweder beim Lesen oder noch davor?

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4 Comments

  • Reply Aleshanee 20. März 2019 at 16:18

    Hi Sandy!

    Ich kann dich da gut verstehen – in manchen Bereichen empfinde ich auch oft Wellen an Büchern die sich für mich sehr ähnlich anhören. Aber es gibt ja Leser, die mögen das. Die fragen direkt: Welche Bücher kennt ihr, die so ähnlich sind wie xxx?

    Ich für mich hab mich von den ganzen Neuerscheinungen grade etwas zurückgezogen und kümmere mich grade um meine SuB Bücher und meine Wunschlistenbücher, denn davon sind die meisten schon „etwas“ älter. Oder eben nicht überall zu sehen. Und da entdeckt man wirklich ganz tolle Geschichten.

    Ich lese halt auch verschiedene Genres und dadurch hab ich nicht das Gefühl immer wieder das gleiche zu lesen, deshalb könnte ich auch nie nur Krimis oder nur Fantasy lesen – wobei es grade im Fantasybereich ja immens viele Unterschiede gibt. Jugendbücher meide ich grade auch, grade im Fantasybereich, da ist momentan irgendwie die Luft raus ^^

    Dafür hab ich aber andere Fantasybücher entdeckt, die nicht überall gepostet wurden, dafür aber anspruchsvoll sind und mir ganz neue Perspektiven gezeigt haben.

    Auch Selfpublisher haben oftmals sehr tolle Werke. Natürlich muss man sich die auch rauspicken, aber das ist ja bei Verlagsbüchern ähnlich. Aber da findet man halt doch mal was ganz anderes ;)

    Liebste Grüße, Aleshanee

  • Reply Thorsten J. Pattberg 11. Juli 2019 at 7:28

    Da geht es dir nicht allein so. Die großen Verlage bringen immer dieselben Bücher heraus: Altbewährtes und Babyformula. Da gibt es seltenst ein gewagtes Produkt. Da ist alles kalkuliert. Besonders die sogenannten „gehypten Bücher“, wie du sagst, sind meistens Papiertiger. Da kommen Verlage mit viel zu viel Geld und versenden hunderte Rezensionsexemplare an Blogger und Zeitungen. Das werden dann automatisch Bestseller ohne richtig gut zu sein. Was bleibt ist Mundpropaganda. Ich höre eigentlich fast ausschließlich nur noch von Empfehlungen durch Freunde und Bekannte von lesenswerten Büchern, meist fernab des Mainstreams, oder eben Klassiker. Wünsche deinem Tintenmeer noch weiter alles Gute!
    Thorsten J. Pattberg, Autor der Lehre vom Unterschied

  • Reply Briana @ Pages Unbound 20. Juli 2019 at 3:07

    Thanks for linking to my post!

  • Reply Lisa 7. September 2020 at 18:20

    Huhu :)

    1. habe ich gelesen und sehr gemocht. Viele der Kritikpunkte im Verriss fand ich sogar positiv. Mare zB als einmal nicht 0-8-15 Heldin, die heroisch für jeden eintritt und selbstlos agiert. Mare fand ich enorm realistisch und toll geschrieben. Insgesamt mochte ich das Buch sehr.

    2. habe ich ebenfalls nicht gelesen.

    3. habe ich gelesen und nein, das muss man nicht gelesen haben. Es ist klar irgendwo unterhaltend für zwischendurch, aber echt kein Muss und keinen Hype wert.

    Liebe Grüße
    Lisa von lieschenliest.de

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